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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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Stunde, die Chita wie eine Minute vorgekommen war, zitternd und weinend (und in Chitas Fall zusammenhangslos vor sich hin stammelnd) in den Armen gelegen und sich nur langsam und auch bloß halbwegs beruhigt hatten. »Zusammen mit deinem Bruder. Das zumindest behaupten die Leute, die nicht erst seit ein paar Stunden hier sind.«
    »Jeder denkt und sagt etwas anderes als der andere«, flüsterte Chita betrübt, aber nicht angemessen bestürzt, denn sie hielt Cocha in den Armen und konnte es noch immer kaum fassen. Der Inhalt seiner Worte musste sich erst noch mühsam einen Weg in ihren Verstand bahnen.
    Froh stand etwas abseits am Strand, der in Wirklichkeit eine Wiese war, die ins Wasser überging, und fühlte ein wenig mit den beiden, aber nicht so viel, wie er sich gewünscht hätte, denn allem voran kam er sich doch recht verloren vor zwischen all den hellhäutigen, hochgewachsenen Nichtgöttern, die zwische n den exakt neunzehn ruderlosen Booten und dem Hain umherirrten, der sich hinter der Wiese erstreckte, auf der viele von ihnen außerdem lagen oder saßen und redeten oder weinten oder ihre größeren und kleineren Wunden verbanden oder bloß leeren Blickes vor sich hinstarrten.
    Eine Götterblase war unmittelbar vor dem Strand abgestürzt und wirkte in Trümmern und aus der Nähe betrachtet überhaupt nicht mehr göttlich. Aber die Nichtgötter, die damit durch die Wolken gekreuzt waren, hatten den Absturz fast unbeschadet überstanden und waren nun damit beschäftigt, den Inhalt der zerstörten Kammer unter der metallenen Kugel aus dem Wrack zu bergen. Dass es sich dabei um diverse Fleischwaren handelten, ließ Froh den Knall, mit dem sich die große Idee von der Götterblase endgültig in eine Kollekte von Banalitäten aufgelöst hatte, umso lauter erscheinen. Dieser Teil der Wahrheit, fand er, war irgendwie …
    Schade.
    »Kapitän Barrum sagt, es ist Walla, ich sage, es gehört zu Akkaba …«, fuhr Chita fort. »Auf jeden Fall ist es nicht Jama, und das weißt du besser als ich. Denn du bist der Navigator.«
    »Es ist Walla, und Loro und Sora sollen hier sein«, beharrte Cocha mit fester Stimme.
    »Walla ist eine Legende, Cocha«, erwiderte Chita in einer Mischung aus Vorwurf und Sorge. »Aber wir alle haben viel erlebt und sind verwirrt und ausgebrannt. Du …«
    »Es ist Walla«, wiederholte Cocha. »Du hast recht. Ich bin der Navigator von uns beiden, und ich kann die Karten und auch in den Sternen lesen. Das hier ist Walla, und es ist real. Wir haben uns geirrt. Generationen von Paradieslosen haben sich schlicht und einfach getäuscht.«
    »Aber …«, begann Chita ungläubig, doch Cocha ließ sie nicht ausreden.
    »Es tut mir leid, dass ich dich in diese Geschichte hineingezogen habe«, entschuldigte er sich. »Auch ich dachte, dass es nur ein Bild auf der Karte und die größte Lüge unseres Systems ist. Ich habe an die Mär von der großen Verschwörung und Massenmorden geglaubt, der schon meine Mutter aufgesessen ist und der Kratt Zunder verliehen hat wie kein anderer zuvor. Für mich war jeder vermeintliche Heimkehrer, jeder Navigator, der ein Mana hierher- und zurückgelenkt zu haben behauptete, ein bezahlter Lügner. Dafür hielt ich die bezahlten Lügner oder Verwirrten oder Verängstigten für aufrecht und glaubwürdig. Menschen wie der einbeinige Laris, erinnerst du dich? Aber er hat gelogen. Oder vielleicht hat er auch die Wahrheit gesagt, ich weiß es nicht. Vielleicht liegt sie irgendwo dazwischen, denn das eine schließt das andere nicht aus. Das hier jedenfalls ist zweifelsohne Walla, das Paradies. Es existiert, und das beweist nicht nur dieser kleine Rest von Land am richtigen Fleck.«
    Chita legte den Kopf schräg. »Sondern auch?«, hakte sie nach.
    »Der Vogelmann«, antwortete Cocha. »Er ist hier. Die Chimäre vom Handelsfest. Damals, als ich dich bespuckt habe … Erinnerst du dich?«
    »Natürlich erinnere ich mich, aber …«, begann Chita.
    »Entschuldigung dafür noch einmal«, unterbrach Cocha sie erneut. »Auf jeden Fall habe ich ihn gesehen. Er ist hier. Und auch eine Handvoll anderer Chimären und alter Menschen, Krüppel und besonders Verdienter, die den Rest ihres Lebens im Paradies hätten verbringen sollen. Aber die Flut hat auch den größten Teil Wallas geschluckt. Es gibt keine Stadt mehr, keinen Hafen, kaum noch Körpermeister und absolut keine Medizin. Siehst du den Müll und all den Schrott, der zwischen den Manis im Wasser treibt? Das ist alles, was von Walla

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