Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen aus der Pearl Street

Das Mädchen aus der Pearl Street

Titel: Das Mädchen aus der Pearl Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
Vom Netzwerk:
ihm, glaub mir das.“
    Kitty lachte.
    „Ich glaube es dir gerne, Danny. Wie heißt denn das Stück?“
    „Peter Pan.“
    „Oh, das macht bestimmt Spaß!“
    „Es ist so prima, weil wir keine besonderen Kostüme und so’n Zeug brauchen“, begeisterte sich Danny. „Ich bin einer der Indianer und ziehe meine Jeans an und Sandalen, und den Federkopfputz kriegen wir vom Gemeindehaus.“
    „Nicht schlecht.“
    „Ja, und John spielt den Kapitän Hook. Du müßtest ihn seine Rolle lesen hören, Mensch, Kitty, da gerinnt einem das Blut in den Adern, so toll echt klingt das.“
    „Wer wird sich denn euer Stück nach einem arbeitsreichen Tag ansehen wollen?“
    „Ein Haufen Leute. Wir werden die Aufführung viermal wiederholen, und alle die, die im Gemeindehaus die Abendschule besuchen — die Kurse haben letzte Woche begonnen —, nun, die werden bestimmt allesamt Karten kaufen und kommen.“
    Kitty empfand plötzlich ein völlig unverständliches Gefühl, eine Abart von Eifersucht, mußte sie sich gestehen.
    „Ich dachte, das Gemeindehaus wäre für die Pearl Street; ich habe nicht gewußt, daß man dort jeden hineinläßt.“
    Danny lachte ihr spitzbübisch ins Gesicht. „Willst du es so eng begrenzt halten?“
    Nun mußte Kitty über sich selbst lachen. „Natürlich nicht. Außerdem wüßte ich nicht, warum ich mir darum Sorgen machen sollte. Wie geht es übrigens Cy Whitney. Ich habe ihn gut zwei Wochen lang nicht gesehen.“
    „Er ist prima.“
    „Und Pussy Putnam? Hat er dich ganz ungeschoren gelassen?“
    Danny vermied ihren Blick. „Mit dem werde ich schon fertig.“
    Sie fror plötzlich. „Danny, hat er dir irgendwie gedroht? Hast du ihn gesehen?“
    Cy hatte gesagt, Pussy sei kein Feigling, wenn er ein Messer in der Hand habe. Pussy war erst siebzehn, aber Cy behauptete so etwas bestimmt nicht umsonst.
    „Nein, ehrlich, Kitty“, versicherte Danny. „Er und seine Clique lungern hin und wieder am Tor herum und machen Bemerkungen. Wenn ich wollte, könnte ich mir vielleicht etwas daraus zusammenreimen, aber ich beachte lieber das Ganze nicht.“
    Sie konnte sich recht gut einige dieser Bemerkungen vorstellen. Beim bloßen Gedanken daran verging ihr der Appetit, und sie ließ ihre Gabel sinken.
    „Danny“, riet sie, „vielleicht solltest du Cy davon erzählen oder auf geben, wenn die Sache bedrohlich wird. Begib dich nicht in Gefahr! Oh, diese Straße! Wir müssen irgendwann hier wegziehen...“
    „Schau, Kitty, mach dir nicht so viele unnütze Sorgen“, versuchte Danny zu trösten.
    „Ich will mir Mühe geben“, seufzte sie.
    „Hast du heute abend die Zeitung gelesen?“ lenkte er ab. „Eine neue Hitzewelle ist vom Westen her im Anzuge.“
    „Wie scheußlich!“
    „Du solltest diese Arbeit aufgeben“, bat er ernst. „Mir scheint, du hast bereits tüchtig abgenommen. Du siehst so mager aus.“
    Sie lächelte über seine Fürsorge. „Morgen ist wieder Zahltag, Danny. Und nächste Woche kommt der erste Riesenscheck, sofern ich Glück habe.“
    Sie stand auf und klopfte ihm auf die Schulter. „Irgendwann werden wir im Gelde schwimmen, Danny, regelrecht schwimmen!“
     

9. KAPITEL
     
     
    Am Montag war Dean zum erstenmal mit seinem Auto zur Arbeit gefahren. Es war das Kabriolett mit dem Dienersitz, und er hatte es ganz auf neu ausstaffiert, schwarz gespritzt und mit einem leuchtendroten Rand abgesetzt. Jeden Morgen fuhr er nun Kitty zur Bäckerei Sawyer und dann nach Hause. Piccolo stärkte sich vermutlich bei Petrucci, wenn er nach der Arbeit hungrig und durstig war. Er zeigte sich ja stets taktvoll.
    Der einzige Jammer war, daß ohne Piccolo die Unterhaltung an Schwung verlor und schleppend wurde. Nach dem ersten Morgen allein mit Dean hatte Kitty diese Tatsache damit zu entschuldigen versucht, daß sie beide zu müde seien, und sie hatte sich vorgenommen, dafür zu sorgen, daß am nächsten Tag alles so anregend wie eh und je verlaufe. Am Mittwochmorgen war sie also mit einer ganzen Liste von Themen gewappnet, die sie sich vorher sorgfältig überlegt hatte und die gewiß eine vergnügliche Konversation garantieren würden. Es gelang ihr, mehrere Male ein amüsiertes Lächeln in Deans hübsches Gesicht zu locken, aber als sie nach Hause kam, hatte sie Kopfschmerzen von der Anstrengung. Sie erinnerte sich nun, daß sie und Dean an den gemeinsam verbrachten Abenden stets sehr wenig gesprochen hatten. Morgens in der Bäckerei waren sie aber an eine muntere Plauderei gewöhnt gewesen,

Weitere Kostenlose Bücher