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Das Mädchen aus der Pearl Street

Das Mädchen aus der Pearl Street

Titel: Das Mädchen aus der Pearl Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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Naturkunde und Chemie sind aber doch freiwillig.“
    „Man kann sich dafür einschreiben lassen, wenn man will.“
    „Hm“, machte sie nachdenklich. „Naturwissenschaften!“ Wenn Thomas darin eine bessere Zensur als Dannys „B“ erreicht hatte, dann mußte er schon sehr begabt dafür sein.
    Sie mußte Cy Whitney davon erzählen, denn er interessierte sich gewiß dafür.
    In diesem Moment hörte sie Dean vor dem Haus bremsen und ging zur Tür.
    „Ich werde ihn draußen begrüßen“, erklärte sie Danny, „es ist besser, wenn er Thomas jetzt nicht begegnet.“
    Danny nickte zustimmend.
    Sie traf Dean auf den Stufen zu ihrem Haus, und seine Augen weiteten sich bei ihrem Anblick.
    „Alle Achtung!“ rief er begeistert.
    „Dank für das Kompliment!“ lachte sie glücklich zurück und ging an seinem Arm zum Wagen.
    Heute abend waren sie früher dran als vorige Woche. Die Tanzmusik hatte noch nicht begonnen. Kitty lehnte sich gegen das Geländer der weiten Veranda und schaute träumerisch über den See. Himmel und Wasser erschienen gleich kühl und blau und nur getrennt von einer schwarzen Hügelkette am andern Ufer. Über dieser eindrucksvollen Silhouette sah Kitty den ersten Stern sein kleines, warmes Licht ausgießen. „Lieber, kleiner, heller Stern . . sang sie leise vor sich hin.
    „Was wünschst du dir denn von ihm?“ fragte Dean und nahm ihre Hand.
    „Ich--ich weiß es nicht“, murmelte sie und wünschte, sie hätte diese Frage ihm stellen können. „Schön ist es hier“, lenkte sie ab, „so still und friedlich.“
    „Ich bevorzuge im Augenblick ein bißchen Lärm“, lächelte er, denn soeben begann im Saal die Musik, „wir wollen gehen und versuchen, ob wir noch tanzen können.“
    Mit einem Gefühl der Erleichterung trat Kitty an seinem Arm durch das hohe Portal und mischte sich unter die ersten Paare auf der Tanzfläche. Bei der Unterhaltung mit Dean wurde Kitty nie ein gewisses Gefühl der Unzulänglichkeit los, aber wenn sie mit ihm tanzte, war alles gut. Beim Tanzen war Kitty ihrer selbst hundertfach sicher. Beim ersten Samba erkannte sie über Deans Schulter hinweg Ellen Crawford am Arm von Nick Talbot. Welch ein Triumph! Ellen war auf dem Abschlußball Deans Dame gewesen, und nun tanzte sie, Kitty, mit ihm! Sie versuchte, unbemerkt in Ellens Nähe zu steuern, und ihre Bemühungen wurden schließlich am Erfrischungsbuffet mit vollster Genugtuung belohnt, denn Ellen konnte auf ihrem hübschen kleinen Gesicht ihren Unmut nicht verbergen.
    „Hallo“, rief sie ihrem verflossenen Verehrer süßlich zu, „ich habe gehört, daß du die komische Stelle wirklich angenommen hast. Ist dir dort Kitty ins Gehege gekommen?“
    „Kitty arbeitet auch dort“, gab Dean Auskunft.
    „Oh, ich weiß, daß du ja bloß solche Arbeit tust, um Geld für dein neues Auto zu verdienen. Fürs College!“ säuselte Ellen weiter, aber dann spürte man deutlich, wie ein tüchtiger Schuß Gift beigemischt wurde, als sie sich nun Kitty zuwandte: „Du gehst auch aufs College, Kitty?“
    Ellens Pfeil hatte getroffen.
    „Nein“, mußte Kitty mit niedergeschlagenen Augen antworten, „nein, ich gehe nicht.“
    „Wie bedauerlich!“ bemerkte Ellen mit katzenhafter Sanftheit und nahm Nicks Arm. „Komm, Nicky, wir wollen hier nicht weiter stören!“
    Nicky stand da und starrte Kitty an. Er mußte mit sanfter Gewalt von der Stelle gezogen werden, was Kittys Selbstbewußtsein bis zu einem gewissen Grade wieder ins Gleichgewicht zu bringen schien. So ein Biest, dachte sie und haßte und beneidete Ellen zugleich. Ellen würde selbstverständlich zu Dutzenden von College-Bällen eingeladen werden. Mädchen wie Ellen brauchten sich niemals Sorgen zu machen. Sie hatten sich - unter anderem -die richtigen Familien ausgesucht. Sie besaßen die richtigen Umgangsformen, und nichts konnte ihr Selbstvertrauen erschüttern, sie verstanden sich auf die Kunst anregender Konversation, die Kindern der Pearl Street niemals beigebracht wurde, und sie brauchten nicht in die Bücherei zu laufen, um nachzulesen, wie man Leute miteinander bekannt machte oder sich bei sonstigen Gelegenheiten zu benehmen hatte.
    „Hör, Kitty, eine Polka“, sagte Dean neben ihr, „wir müssen uns beeilen, sonst versäumen wir sie.“
    Sie lächelte pflichtgemäß, aber selbst in Deans Armen wurde sie den Zweifel nicht los, ob dies hier vielleicht nichts als eine flüchtige Sommerschwärmerei war. Würde Dean sie vergessen, sobald er im College war? In der

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