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Das Mädchen aus der Pearl Street

Das Mädchen aus der Pearl Street

Titel: Das Mädchen aus der Pearl Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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Anflug von Bitterkeit, „immer der gute, alte Piccolo Boswell zu sein — irgendwann wird einem das mal über.“
    „Du brauchst aber Dean nicht mit hineinzuziehen. Schließlich kannst du nicht sagen, daß du mich seinetwegen hast trauern sehen.“
    „Schön!“ schnarrte er zurück und stemmte die Arme in die Hüften, „wenn du unbedingt wissen willst, warum ich hergekommen bin: Cy sorgt sich um dich. Du bist so blaß und abgespannt. Er ist sicher, daß dich etwas bedrückt, und er glaubte, mir würdest du es vielleicht anvertrauen.“
    „Ich wüßte nicht, was Cy mit all dem zu tun haben könnte“, erwiderte sie zornrot.
    „Trotzdem. Nun sag schon, was hat es mit Dean gegeben? Mir ist klar, daß ihr einen Streit hattet. Samstag vor acht Tagen warst du in meiner Eisdiele und folglich nicht mit Dean tanzen, und vorgestern haben wir tapeziert...“
    Kitty glühte. „Ich bin seit Wochen nicht mit Dean ausgegangen, und morgens bei Sawyers waren wir seit einer Ewigkeit nicht mehr zusammen.“
    „Eben. Ich wollte dir sagen, daß Dean schrecklich starrköpfig sein kann, aber ich weiß, daß er dich trotzdem sehr gern hat.“
    „Schau, Piccolo“, sie zwang sich zur Ruhe, „ich glaube, du hast ein völlig falsches Bild von der Sache. Wir haben uns nicht nach einem Zank getrennt. Mir lag einfach nichts mehr an Verabredungen mit Dean, das ist alles.“
    Piccolo ließ sich auf die unterste Stufe fallen. „Gütiger Himmel! Warum denn nicht?“
    Sie atmete tief. „Es ist ganz einfach, ich hatte eben genug von ihm. Er langweilte mich. Ist das so verwunderlich?“
    Piccolo schüttelte den Kopf. „Ich kann das trotzdem nicht so schnell kapieren“, schluckte er, „es ist wohl nicht dein Ernst?“
    „Wieso nicht?“
    „Weil ich kein Mädchen kenne, das nicht darauf brennt, sich von Dean ausführen zu lassen. Niemand läßt Dean abblitzen!“
    „Nun, ich hab’ es getan“, bestätigte sie kurz.
    Er konnte sich noch immer nicht fassen. „Und ich hatte gemeint, er verkörpere deine sämtlichen Sehnsüchte!“
    Sie biß sich auf die Lippen. „Vielleicht habe ich das auch einmal geglaubt, aber dann habe ich schnell gemerkt, wie sehr ich mich geirrt hatte. Erstaunt dich das gar so sehr? Enttäuscht es dich? Ich vermute, du bist hergekommen, um die Scherben wieder zusammenzukitten, und es hätte dir sogar Spaß gemacht. Ja, du würdest dich freuen, wenn du mich wieder Dean anhimmeln sehen könntest, zum Kuckuck noch mal!“
    „Aber warum läßt du deine Wut denn an mir aus?“ fragte er, „schließlich wollte ich ja nur helfen.“
    „Helfen!“ Ihre Stimme würgte an dem Wort und verkrampfte sich zu einem heftigen Schluchzen. Zuwenig Schlaf und die große Hitze hatten in all den Wochen ihre Nerven geschwächt, und nun versagten sie plötzlich. „Helfen!“ schrie sie verzweifelt, „du mit deiner ewigen lauwarmen Freundlichkeit! Wenn sich ein Mädchen je in dich verlieben würde, dann kämst du mit deiner Freundlichkeit und würdest sie damit ersticken, bis ihr das Herz bräche. Ach“, sie ballte feindselig die Fäuste, „geh weg von hier, bitte, laß mich endlich in Ruhe!“
    Piccolo stand auf. „Kitty, du weinst ja?“
    „Natürlich! Und nun laß mich allein. Ich bin müde. Ich will ins Haus gehen.“
    „Nein!“ widersprach er glatt.
    „Es ist mein Haus. Kannst du mich daran hindern?“
    „Jawohl!“ Es klang rauh. Er drückte sie gegen die Wand. „Ich lasse dich nicht gehen, ehe du mir nicht gesagt hast, warum du weinst. Los! Heraus mit der Sprache!“
    „Ich habe bereits schon viel zuviel geredet!“ schluchzte sie und versuchte sich loszureißen.
    „Halt!“ Er legte beide Hände auf ihre Schultern und schaute ihr ernst in die Augen. „Ich habe all dies wohl falsch verstanden. Wolltest du sagen, daß ich dich geärgert habe.“
    „Bitte...!“ flehte sie.
    „Ich glaubte, du würdest mich überhaupt nicht beachten“, brach es aus ihm heraus, „ich sei dir viel zu unwichtig, als daß dich interessieren könnte, was ich denke oder sage...!“
    „Nicht beachten“, sie schnappte nach Luft, „ich dich nicht beachten...!“
    „Nein, Kitty, sag jetzt nichts!“ Er verschloß ihren Mund mit seiner Hand. „Ich glaube, es ist Zeit, daß ich erst einmal rede, denn ich glaube, ich bin in all der Zeit ein größerer Narr gewesen, als ich selbst für möglich gehalten hätte. Warum, warum in aller Welt habe ich denn nach deiner Theorie meine Arbeit in der Fabrik so plötzlich aufgegeben? Warum? Und

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