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Das Mädchen-Buch

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Titel: Das Mädchen-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Raffauf
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die sind, die diese Person zu zeigen versucht. Sie lernen, Mitgefühl zu zeigen und sich in andere Personen hineinzuversetzen, so wie Elena.
Zubeißen
    Mit ungefähr sechs haben Kinder die ersten Wackelzähne – wie Omas und Opas sehen sie zwischendurch aus. Stolz zeigen sie sie wie erbeutete Skalps vor. Die Zahnfee kommt und dann wird’s ernst. Neue, bleibende, »Erwachsenenzähne« wachsen. | 91 |
Körperentwicklung
    Die Körperproportionen haben nichts Kindliches mehr. Die Knochen wachsen, allerdings manchmal nicht so gleichmäßig, wie sie es sollen: Kinder werden erst mal dünn und schlaksig oder die Arme wachsen schon mal in die Länge, aber die Beine sind noch recht kompakt und bequemen sich erst später, länger zu werden. Erst in ein paar Jahren passt dann alles so zusammen und die Mädchen bekommen weibliche, rundlichere Formen.
Geschlechtssicherheit als Grundlage für Flexibilität
    Moritz und Lia sind beste Freunde. Sie spielen zusammen und übernachten beieinander. Das ist besonders, auch für die anderen Kinder in der Klasse, denn die suchen sich zurzeit Freunde ihres Geschlechts aus und meiden eher die anderen. »Lia liebt Moritz« steht an der Tafel, aber das Paar ficht das nicht an. Sie mögen sich einfach gern. Und nach einer Zeit haben sich die anderen dran gewöhnt. Lia ist immer auf den Kindergeburtstagen bei Moritz eingeladen, als einziges Mädchen.
    Mit sechs Jahren ist Kindern klar, dass das eigene Geschlecht unveränderbar ist. Die Orientierung an gleichgeschlechtlichen Freunden gibt ihnen Sicherheit. Sicherheit bei der Suche nach Antworten auf die Frage: Wie verhalte ich mich? Wie verhält »man« sich als Mädchen oder als Frau? Schon mit acht oder neun Jahren können die Kinder flexibler mit der Zuschreibung männlicher oder weiblicher Eigenschaften umgehen. Das bedeutet, dass sie offener dafür werden, gegengeschlechtliche Eigenschaften auch in ihr Selbstkonzept zu integrieren. 39 Wer sich sicher fühlt, kann auch ausprobieren. | 92 |
Mädchen sind alltagstauglich
    »Alltagstauglich«, »pflegeleicht«, »systemkonform«, so werden Mädchen in dieser Zeit von Erwachsenen beschrieben. Es klingt fast, als sei von einer praktischen Küchenoberfläche die Rede. »Glatt, unempfindlich, abwaschbar.« Wenn Erzieherinnen oder Pädagogen über fünf- bis sechsjährige Mädchen sprechen, ist manchmal herauszuhören, wie umgänglich viele sind. Was aber auch bedeuten kann, dass sie einfach weniger Arbeit machen, weniger anstrengend sind, leichter zu »ertragen« als eventuell laute, raufende, fordernde Jungen.
    Erfahrene Erzieherinnen machen ähnliche Beobachtungen, wie Ursula Eggert:
    »Mädchen hören besser zu, sind umsichtiger, achten mehr auf das, was um sie herum passiert, und sind im Alltag auch pflegeleichter. Die sind einfacher in eine Gruppe zu integrieren. Die sind eher in der Lage, auf andere einzugehen und sich auf eine Situation einzustellen.«
    URSULA EGGERT, ERZIEHERIN
    Manche Grundschullehrerin kommt zu demselben Schluss:
    »Die Beteiligung am Unterricht ist von Jungen dominiert, weil die einfach lauter und schneller sind. Die Mädchen halten sich mehr an Regeln. Die zeigen auf und es gibt ganz viele, gerade im ersten Schuljahr, die zu Hause gelernt haben: ›Du musst dich melden‹, und die sind am Anfang schon regelbewusster als die Jungs.« | 93 |
    NORA SEIDEL, GRUNDSCHULLEHRERIN
    Erzieherinnen und Lehrerinnen nehmen bei Grundschulmädchen hohe soziale Kompetenzen wahr. Sie können etwas, das manchen Managern mit fünfzig noch nicht gelingt. Auch Eltern staunen über das psychologische Geschick ihrer Töchter:
    »Das soziale und emotionale Instrumentarium, das Mädchen zur Verfügung haben, Leute zu beeinflussen, ihre Meinung durchzukriegen, ist, glaub ich, erheblich besser ausgeprägt in diesem Alter als bei Jungen. Sie können unheimlich gut so Zwischentöne hören und dann reingrätschen.«
    JOHANN, 42 JAHRE, EINE TOCHTER, EIN SOHN
    Für manche Eltern kündigt sich die enorme »soziale Kompetenz« ihrer Töchter noch früher an:
    »Mir fällt im Moment so ein soziales Verhalten immer mehr auf, wo ich echt lachen muss. Das ist schon so eine Art Bemuttern, was sie selber macht, wenn kleine Kinder kommen oder Babys, dass sie sofort so achtsam ist und sie so ›betütert‹.«
    SELDA, 42, JAHRE, 3 JUNGEN, EIN MÄDCHEN
    Mädchen passen sich an. Sie ecken weniger an und »stören« weniger. Dadurch kommt es bei ihnen zu weniger »Reibungsverlusten« und sie kommen besser durch den

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