Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen-Buch

Das Mädchen-Buch

Titel: Das Mädchen-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Raffauf
Vom Netzwerk:
fordernden Schul-, Familien- und Freizeitalltag. Das ist die positive Seite. Aber was ist mit ihrem eigenen Willen, ihrer Individualität, ihrer Durchsetzungsstärke, die sich so viele Eltern für Mädchen wünschen? Der Vater von zwei Töchtern sieht in der »Alltags | 94 | tauglichkeit« und dem Bestreben seiner Tochter, »pflegeleicht« zu sein, die Gefahr, dass genau das nicht ausgebildet wird:
    »Ich hab das Gefühl, dass die Mädchen oft sehr viel Über-Ich haben, also dass die sehr viel darauf gehen, Autoritäten zufrieden zu stellen. Ich merke das im Umfeld von meinen Töchtern. Wenn der Lehrer etwas sagt, ist es immer so: ›Wir machen dich glücklich und es soll keiner böse sein und so was.‹«
    PETER, 44 JAHRE, ZWEI TÖCHTER
    »Haben es Mädchen schwerer als Jungs?«, wollte ein Kind vom Herzfunk-Team des WDR-Kinderradios wissen. Ich habe andere Kinder nach den Antworten gefragt. Sie spüren deutlich, dass Jungen und Mädchen verschieden behandelt werden und unterschiedlichem Druck ausgesetzt sind:
    »Sportlicherseits haben es die Jungen schwerer und die Mädchen hausarbeitlicherseits.«
    PAUL, 9 JAHRE
    ***
    »Also Jungs, die wollen, sag ich jetzt mal so, cool sein und deswegen wollen die halt bei den anderen Ansehen haben und sich schon mal den Platz nehmen und dann so halt: ›Hey, mein Revier‹ – das ist ja bei Tieren auch so.« | 95 |
    LARA, 9 JAHRE
    ***
    »Mädchen müssen z. B. den Haushalt putzen oder auf die kleine Schwester aufpassen. Und die Jungs müssen halt Muskeltraining oder sonst was machen.«
    BERIT, 10 JAHRE
    Ein türkisches Mädchen findet sich gegenüber Jungs, die beschnitten werden, im Nachteil:
    »Manche Jungs finden das Beschneiden nicht so toll und wollen das nicht machen, die trauen sich nicht. Deshalb gibt man Geld, weil dann wollen die sich einen Controller oder Wifi kaufen, dann machen sie es schon. Sie bekommen viel Geld von allen und können sich davon kaufen, was sie wollen. Da sind Jungen eigentlich voll im Vorteil.« 40
    SURAY, 9 JAHRE
Zicken sind »unten durch«
    »Unsere kleine Zicke« hört man manchmal Eltern über ihre Töchter sagen. Ein Kommentar, der das Widerspenstigsein, das Bestreben, einen eigenen Willen zu haben und ihn auch durchzusetzen, nicht nur humorvoll, sondern auch abfällig bewertet. Ein solches Negativurteil brennt sich fest in den Köpfen der Mädchen ein. Es prägt ihr Bild von sich selbst und ihren Geschlechtsgenossinnen. »Zickenalarm«, »Zickenkrieg« sind abfällige Beschreibungen von Verhalten, das Jungen und genauso Mädchen bei Mädchen beobachten. Gemeint ist launisches, unberechenbares, überspanntes, eifersüchtiges, neidisches, arrogantes Verhalten. Ich habe Mädchen zwischen acht und zehn | 96 | Jahren gefragt, wie Mädchen sind, und ihr Urteil über sich selbst fiel nicht gut aus:
Mädchen über Mädchen
    »Die Mädchen, die zicken sich meistens sehr viel an und streiten sich auch wochenlang und meistens weinen die dann auch viel zu Hause oder auch in der Schule.«
    JOLINDE, 8 JAHRE
    ***
    »Die Mädchen, die zicken sich immer an und das dauert dann auch manchmal Tage oder Wochen, bis die sich wieder vertragen haben.«
    LARA, 10 JAHRE
    ***
    »Die meisten Mädchen sind einfach zickiger und nehmen viel mehr ernst, und die meisten Jungs überlegen sich das vielleicht so’n bisschen und sagen: ›He, das war nicht so gemeint von mir‹, und dann geht das auch wieder, und die meisten Mädchen sagen z. B. auch: ›Es war nicht so gemeint von mir, aber du hast mich doch geschlagen‹, oder sonst was. Auf jeden Fall übertreiben Mädchen meist. Ich glaube, dass Jungen ein bisschen nicht so anhänglich sind, deswegen sind Mädchen auch manchmal ziemlich nervig, so als Klette.«
    MERET, 9 JAHRE
    »Zicken« sind weibliche Hausziegen. Man sagt ihnen nach, dass sie störrisch sein können und nicht so geschmeidig wie kleine Lämmlein. Sie wollen nicht so wie die anderen. Sie sind eigen | 97 | willig, haben einen eigenen Kopf, akzeptieren nicht alles so, wie es einem serviert wird, sie denken selber und finden neue, eigene Lösungen, sie sind kreativ. So könnte man das Verhalten auch bezeichnen, wird es aber in der Regel nicht: »Zickig« heißt immer auch: Die Umgebung hat es schwerer mit ihr, es läuft nicht alles so glatt, sie ist kompliziert, wenig geschmeidig, wenig liebenswert.
    Interessanterweise kommen die Jungen bei den Mädchen besser weg:
    »Die Jungs prügeln sich einfach mal ganz kurz und dann ist es eigentlich wieder o. k. Das

Weitere Kostenlose Bücher