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Das Mädchen-Buch

Das Mädchen-Buch

Titel: Das Mädchen-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Raffauf
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was muss ich dafür tun? Das sind große Fragen, die Mädchen schon früh beschäftigen.
    Voller neuer Erlebnisse und Entwicklungen ist die Zeit zwischen sechs und zwölf, und eine Zwölfjährige hat mit einer Sechsjährigen fast nichts mehr gemeinsam.
Kurze Kindheit
    In diesem Kapitel geht es schon um ganz viele Themen, die in früheren Mädchenbüchern erst später aufgetaucht sind. Zähne bekommen, Seilchen springen und körperliche Entwicklung zur Frau liegen bei manchen Mädchen dicht beieinander. Das hat damit zu tun, dass für Mädchen heute vieles früher stattfindet als noch vor dreißig Jahren: Mädchen entwickeln sich körperlich früher, von ihnen wird früher Leistung erwartet, sie beschäftigen sich früher mit ihrem Aussehen, mit ihrer sexuellen Identität und mit dem Erwachsenwerden. Sie sind mit mehr Fragen auf einmal konfrontiert und sie haben mehr Druck, allen Anforderungen, denen sie ausgesetzt sind, gerecht zu werden. Sie spüren die widersprüchlichen Erwartungen, dass sie gleichzeitig schön und brav, aber auch leistungsstark und durchsetzungsfähig werden sollen. Wie soll das gehen? Das macht Druck, den gleichaltrige Mädchen einer Generation vor ihnen noch nicht in dem Maße hatten. Und manche sind diesem Druck nicht gewachsen. Sie erleben Krankheiten, wie Essstörungen und selbstverletzendes Verhalten, die früher in ihrem Alter nicht vorkamen. Bereits Anfang der 80er-Jahre machen Wissenschaftler darauf aufmerksam, dass die Kindheit so langsam verschwindet. Der Medienwissenschaftler Neil Postman sah damals die Ursache dafür in der Verfügbarkeit der Medien. Das Fernsehen sei so etwas wie der »Untergang der Kindheit«. | 89 |
    Heute ist die Situation durch das Internet noch sehr viel zugespitzter. Dazu kommt, dass die Erwachsenen heute gar nicht mehr alles mitbekommen, was »im Netz« oder »online« passiert. Ein Beispiel ist das Internet-Portal Facebook: Ab 13 Jahren darf man dort Mitglied sein. Aber man kann mogeln und so haben die Forscher der neuesten KIM-Studie, die 6- bis 13-Jährige nach ihren Medienpräferenzen befragt haben, erfahren, dass die Lieblingsseite der Altersgruppe »Facebook« ist. 36 Kinder können heute durch die Medien mehr denn je an alle für sie beunruhigenden Inhalte gelangen.
    Auch die Krankheiten, an denen Kinder heute leiden, haben sich gewandelt. Die klassischen Kinderkrankheiten wie Mumps, Masern, Röteln sind zurückgegangen, aber Krankheiten der Erwachsenen, wie Erschöpfungszustände, Nervosität, Unruhe, Magenverstimmungen und Schlafstörungen sind heute auch schon Kinderkrankheiten. Mädchen zeigen diese Symptome häufiger als Jungen. 37 Auch die neueste »Glücksstudie« von UNICEF kommt zu dem Ergebnis, dass bei uns etwas absolut nicht stimmen kann: Trotz materieller Chancen und Wohlstand, Bildung und geringer Arbeitslosigkeit in Deutschland sind die Kinder nicht so glücklich wie z. B. in Spanien, Portugal oder Slowenien. In der Rangliste »Lebenszufriedenheit von Kindern« landeten sie auf Platz 22. 38 Der Trend zu mehr Leistung, Optimierung des Aussehens, des Wohlstands, der Bildung scheint offenbar nicht der Schlüssel zum Glück von Kindern zu sein. Was sie besonders in diesem Alter brauchen, sind andere Zutaten. Einfache, klare, »menschliche« Lebensbedingungen: Wärme, Geborgenheit, Vertrauen, Zeit, offene Ohren, Unbeschwertheit von Problemen, die sie überfordern, die sie nicht verstehen und die ihnen Angst machen und stattdessen altersgemäße Herausforderungen.
    Peter Adamson, der Autor der UNICEF-Studie mahnt dazu, die wichtigen Jahre der Kindheit, so gut es geht, zu schützen – im Sinne der Kinder und der ganzen Gesellschaft. | 90 |
    »Es wird immer etwas geben, das dringlicher erscheint als der Schutz des kindlichen Wohlbefindens. Aber es wird nie etwas Wichtigeres geben.«
    PETER ADAMSON, AUTOR DER
UNICEF-STUDIE ZU KINDERARMUT 2013
Was im Kopf passiert
    Die siebenjährige Elena möchte für ihren Freund Lukas ein Geburtstagsgeschenk aussuchen. Ihre Wahl fällt auf einen gefährlich aussehenden Drachen. »Aber so etwas gefällt dir doch gar nicht«, gibt ihre Mutter zu bedenken. »Aber dem Lukas gefällt das«, weiß Elena und sie möchte ja, dass ihm das Geschenk gefällt.
    Die Denkleistungen werden komplexer und abstrakter: Kinder lernen, »um die Ecke« zu denken. Sie entwickeln die Fähigkeit, über ihr eigenes Denken nachzudenken, über sich nachzudenken, sie bekommen mit, dass die »wahren« Gefühle einer Person nicht unbedingt

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