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Das Mädchen-Buch

Das Mädchen-Buch

Titel: Das Mädchen-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Raffauf
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mathematische und sprachliche Kompetenz, naturwissenschaftliche Fähigkeiten. Und auch da schneiden die Mädchen ziemlich gut ab, vor allem, was ihre Lesekompetenz angeht: Mädchen lesen besser als Jungen, ist das eindeutige Ergebnis in Deutschland und in anderen Ländern. In Mathe ist es andersherum, da schneiden die Jungs besser ab, aber der Abstand zwischen Jungen und Mädchen ist nicht so groß – 12 Punkte. Beim Lesen beträgt der Vorsprung der Mädchen 39 Punkte, das ist mehr als die Hälfte einer Kompetenzstufe oder eines Schuljahres. 44
    Für Mädchen ist das eine gute Nachricht. Mathe- oder Lese-Gen – wer weiß es, aber was wir wissen: Die Eltern von Mädchen lesen ihren Töchtern mehr vor und sie lassen sich von ihnen mehr vorlesen. Auch das hat der Bildungsbericht 2012 zutage gefördert. Und das bedeutet: Intelligenz, Erfolg sind nicht ausschließlich angeboren, sondern Fähigkeiten können trainiert werden. Und da sind Mädchen gut: Sie haben mehr Geduld, mehr Ausdauer, sich mit Themen auseinanderzusetzen, sie bleiben eher dran und das zeigt sich vor allem sprachlich: | 101 |
    »Mädchen im Grundschulalter sind verbal sehr viel stärker als Jungs. Sie sind viel geschulter darin, Dinge zu verbalisieren und zu diskutieren. Sie können z. B. leichter schildern, was war.«
    VERA LEHNINGER, GRUNDSCHULLEHRERIN
    In Mathe ist es nicht so eindeutig. Der neunjährige Leon zieht daraus nicht den Schluss, dass Mädchen schlechter rechnen können, sondern, dass sie es einfach anders machen:
    »Manche Mädchen denken eben anders als Jungs. Ich will jetzt nicht sagen, dass die nicht gut rechnen können oder so, aber z. B. wir nehmen immer die leichteren Rechenwege und die nehmen immer die kompliziertesten. Zumindest ist das bei uns in der Klasse bei den meisten so.«
    LEON, 9 JAHRE
    Die Ausdauer, mit der sich manche Mädchen die Schule vorknöpfen, kann manchmal sogar beängstigend sein. Es gibt Mädchen, die muss man eigentlich zurückpfeifen. Bei uns war das sehr klassisch: Bei unserer Tochter hatten wir immer das Gefühl, ihr Druck nehmen zu müssen, wenn sie abends um 10 Uhr noch über ihren Büchern hing. Bei unserem Sohn hatten wir das Gefühl, dass für ihn das Lernen für die Schule eher eine Art »Nebentätigkeit« war.
    »Meine Tochter kann schon lesen«, freuen sich manchmal Eltern von Fünfjährigen. Sie spüren die Leistungsstärke und den Wissenshunger ihrer Mädchen bereits vor der offiziellen Schulreife und sehen diesen Eifer als Zeichen, dass ihre Toch | 102 | ter schon mit fünf in die Schule »muss«. Frühe Einschulung, das wissen erfahrene Grundschullehrerinnen, ist in der Regel keine gute Idee. Schulisch schaffen die Mädchen das oft ganz gut. In den ersten Jahren sind sie – auch wenn sie jünger sind als der Rest der Klasse – oft leistungsstark. Aber Leistung ist nur die eine Seite. Die Mädchen werden unter Umständen auch der Erfahrung beraubt, mal die Älteste zu sein, mal locker eine Sache hinzukriegen. Sie sind eher darauf gepolt, es zu schaffen, so wie die anderen, die Älteren eben. Es ist durch die Schulzeit hindurch oft ein Hinterherlaufen – kein sicheres »Im Sattel sitzen« und »Souverän auch mal den anderen helfen können«. Das Lebensgefühl ist: gucken, dass ich mithalten kann, wenn nicht schulisch, dann in jedem Fall in der sozialen Entwicklung.
Lehrer lieben Mädchen
    In der Schule zahlt sich die »Pflegeleichtheit« der Mädchen aus: »Lehrer bevorzugen Mädchen«, sind sich manche Schulexperten sicher:
    Der Kinderarzt Remo Largo bedauert, dass Lehrer heute Schüler wollen, die keine Probleme machen: Mädchen nämlich.
    »Lehrer wollen Kinder, die angepasst, ordnungsliebend, fleißig, zuverlässig sind, die erzieherisch keine Probleme machen. Und das sind tendenziell eher Mädchen.« 45
    REMO LARGO, SCHWEIZER KINDERARZT, DREI TÖCHTER
    Und: Das Auge beurteilt mit. Lehrer können häufig schon an der äußeren Form einer abgegebenen Klassenarbeit erkennen, ob sie von einem Jungen oder einem Mädchen stammt: | 103 |
    »Das Schriftbild von Jungen und Mädchen unterscheidet sich stark. Die Jungs haben oft feinmotorische Schwierigkeiten, weil die eben nicht wie die Mädchen malen, schneiden und basteln. Ausmalen ist für die meisten Jungs ein Gräuel.«
    VERA LEHNINGER, GRUNDSCHULLEHRERIN
    »Lehrer haben Angst vor Kontrollverlust. Wenn der Unterricht gestört wird, etwa durch eine blöde Antwort eines Jungen, dann kommt er aus dem Takt, das hält auf. Also fragen Lehrer

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