Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen-Buch

Das Mädchen-Buch

Titel: Das Mädchen-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Raffauf
Vom Netzwerk:
hab ich immer beobachtet bei Jungen. Da schlägt man den einen einmal oder anders herum, dass man einfach sich mal kurz prügelt, und dann ist alles wieder gut.«
    SINA, 9 JAHRE
    ***
    »Die meisten Jungs sind einfach lockerer. Sagen: ›Alles o. k., Mann‹ und dann sagt der andere: ›Ey, jo!‹ … also die suchen meistens nicht so viel aus ihrem Schönwortkasten.«
    SARAH, 8 JAHRE
    ***
    »Die meisten Jungs sagen z. B.: ›Hey, das war nicht so gemeint von mir‹, und dann geht das auch wieder. Und die meisten Mädchen sagen z. B. auch: ›Das war nicht so gemeint von mir, aber du hast mich doch geschlagen.‹ Auf jeden Fall übertreiben Mädchen meist.« | 98 |
    JUDITH, 10 JAHRE
    ***
    »Ich glaube, Jungs trauen sich auch viel mehr als Mädchen.«
    JESSICA, 9 JAHRE
    Woran liegt das negative Selbstbild und woran das positivere Jungenbild vieler Mädchen? Vielleicht entsteht es darüber, dass Mädchen in ihrer Eigenwilligkeit oft nicht bestärkt werden, sie nicht lernen, dass aggressiv zu sein manchmal auch eine gute Sache ist. Vielleicht haben sie auch noch nicht erfahren, dass man geliebt werden kann, auch wenn man anders ist, eigenwilliger, besonderer. Eben »zickiger« im besten Sinne.
    Der dänische Familientherapeut Jesper Juul sorgt sich um die Mädchen, die ihre Wut immer zurückhalten, keinen Ärger machen und schön brav funktionieren – für Eltern und Lehrer eine bequeme Angelegenheit.
    »Ich sage immer: Seid nicht zufrieden mit den stillen Mädchen. Sie haben das geringste Selbstbewusstsein. Sie haben sich nie abgegrenzt und wurden dafür auch noch belohnt.« 41
    JESPER JUUL, FAMILIENTHERAPEUT
    Remo Largo, Schweizer Kinderarzt und Vater von drei Töchtern, nennt die Mädchen »systemkonformer« und »angepasster«. Man könnte das auch positiv sehen: Sie kommen weiter, ohne anzuecken, sie können auch mit schwierigen Lehrern umgehen, sie kommen durch. Remo Largo sieht eine Verbindung zu den Grundschullehrerinnen, die ihrerseits gelernt haben, anpassungsfähig zu sein. »Sie hinterfragen das System kaum – zum Nachteil der Kinder«, findet er. 42 | 99 |
    Demnach hat das Angepasste der Mädchen eine lange Tradition. Die Lehrerinnen zeigen den Mädchen ein Verhalten, von dem sie selbst erfahren haben, dass man damit gut zurechtkommt. Was soll daran schlecht sein? Das ist Überlebensstrategie. Einerseits. Andererseits können wir die Mädchen aber auch bestärken, dass ihre Wut manchmal absolut o. k. ist. Dass es gut ist, einen eigenen Willen zu entwickeln. »Reg dich ruhig mal auf, wenn dir etwas nicht gefällt«, ist ein Satz, den manche Mädchen ab und zu hören sollten. Ja, in manchen Situationen sind Wut und Aufregung und Aggression genau richtig – auch bei Mädchen.
    Wie wäre es, »zickige« Mädchen, also Mädchen, die auch mal »Nein« sagen, die nicht so wollen, wie sie sollen, ernst zu nehmen? Sie nicht stehen zu lassen oder abzuwerten, sondern sie zu fragen: Wie könnte dein Weg sein? Wie kann ich dir dabei helfen?
Mädchen sind schlau
    Aufgeregt und voll stolzer Erwartung fiebern die meisten Mädchen ihrem ersten Schultag entgegen. Dann kommt der große Tag und die Schultüte im linken Arm, die Finger von Mama oder Papa fest in der anderen Hand gehen sie ihrem neuen Lebensabschnitt entgegen. Kleinkindzeit »Ade«.
    Die Schule ist heute »Arbeitsplatz«, »Ort für Freizeit« und »Prüfungsarena«, der Ort, an dem die Kinder bewertet werden – von Lehrern und von ihren Mitschülern.
    Was sich hier alles abspielt, bestimmt das Wohlgefühl der Mädchen in hohem Maß. Wobei das Ziel von Schule zumeist darin besteht, dass Kinder ständig beurteilt werden, dass sie schon früh »Zensuren« bekommen, der Anpassungsdruck ist an den meisten Schulen also enorm. In dieses Raster passen | 100 | sich viele Mädchen ein, was wiederum bedeutet: Für viele Mädchen läuft es in der Schule ziemlich gut …
    Dieser – vermeintlich – messbare Erfolg ist ablesbar an Noten, Abschlüssen oder »Sitzenbleibern«. Und da haben die Mädchen überall die Nase vorn:
Mehr Mädchen als Jungen schaffen einen Schulabschluss und umgekehrt mehr Jungen als Mädchen verlassen die Schule ohne einen Abschluss.
Mehr Jungen als Mädchen bleiben sitzen.
Mehr Jungen werden auf Förderschulen geschickt.
Mehr Mädchen als Jungen machen Abitur.
Mehr Mädchen werden frühzeitig eingeschult. 43
    PISA – ein Unwort für manche Bildungsexperten, ein Maßstab für andere. Tatsache ist: PISA misst schulischen Erfolg,

Weitere Kostenlose Bücher