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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Schlangenhaut in ihrem …«
    »Hat sie es selbst gesehen?«
    »Aber nein, du grober Klotz«, erklärte der Diener ungeduldig. »Ich hab dir doch gesagt, meine Freundin ist mit einer Wäscherin bekannt, die wiederum den Haushofmeister im Palazzo Priuli kennt …«
    »Ach so, und dort ist es geschehen?«
    »Das weiß ich nicht, aber sicher in der Nähe. Jetzt unterbrich mich nicht immer. Hör mir zu. In dem Kleid fand sich ein Stück Schlangenhaut. Und während das Kleid von den Flammen zerstört wurde, hat sich die Schlangenhaut erhoben und in eine lebendige Schlange verwandelt, die unter den Augen aller davongekrochen ist. Na? Ist das etwa kein Hexenwerk?«
    »Donnerwetter!«, rief Zolfo und stieß einen Pfiff aus.
    »Ja, ich hab dich doch gewarnt.«
    »Danke, Rodrigo. Du bist ein wahrer Freund«, lobte ihn Zolfo. »Ich werde es weitererzählen. Und bitte tu du das auch.«
    »Da kannst du aber sicher sein«, sagte Rodrigo. »Auch weil es heißt, dass diese Kleider mit dem Blut von Verliebten getränkt sein sollen …«
    »Genau. Das sagen die selbst im Laden.«
    »Ja«, sagte Rodrigo. »Außerdem ist noch ein Kind auf Torcello verschwunden. Und es ist doch bekannt, dass die Juden Christenkinder für ihre schändlichen Blutopfer benutzen …«
    »Neein?!«
    »Wenn ich es dir doch sage.« Rodrigo zeigte auf das Paket mit den Kleidern. »Also, sei auf der Hut!«
    Zolfo riss scheinbar verängstigt die Augen auf.
    Im Palazzo Contarini angekommen, führte ihn sein erster Weg zu Benedetta. Er schloss die Tür hinter sich und brach in Gelächter aus, danach erzählte er ihr alles haargenau. »Die Schlange, die in den Teufelsflammen davonkriecht«, sagte er lachend.
    Benedetta, die im Bett lag, nickte und lächelte finster. Sie war blass und unter ihren Augen lagen Schatten.
    Zolfo ging zu ihr. »Heilen die Verbrennungen auf deinem Rücken?«, fragte er sie besorgt.
    »Ja.«
    »Kochendes Wasser ist eine Sache«, erklärte Zolfo. »Aber bist du sicher, dass dieses Gift dich nicht umbringen wird?«
    »Ich nehme es nicht mehr lange«, beruhigte Benedetta ihn. »Sobald allen klar geworden ist, dass ich ein Opfer von Hexenwerk geworden bin, lasse ich mich segnen und mir von diesem gottverdammten Idioten, deinem Heiligen, den Teufel austreiben. Und dann werde ich auf wundersame Weise gesunden …«
    »Nenn ihn nicht so!«, empörte sich Zolfo.
    Benedetta lächelte ihn an, aber in ihrem Blick lag nicht Spott, sondern Mitleid. »Merkst du denn nicht, dass er dich gar nicht mehr beachtet, jetzt, wo er berühmt ist?«
    »Das stimmt nicht!«
    »Er bläht sich auf vor Eitelkeit … mit all diesen Speichelleckern, die ihn umgeben …«
    »Das stimmt nicht«, sagte Zolfo schon etwas unsicherer.
    »Er braucht dich nicht mehr«, beharrte Benedetta.
    »Das stimmt nicht …«
    Benedetta sah ihn an. »Trag die Kleider aus, nachdem du das Notwendige getan hast«, befahl sie ihm. Danach legte sie sich erschöpft wieder hin. Das Arsen, das sie von der Magierin Reina erhalten hatte, nahm ihr alle Kraft.
    Zolfo verließ den Raum. Er machte sich daran, in den Kleidersäumen Brennnesseln, Glasscherben, Eidechsenschwänze, einen getrockneten Frosch und vergammelte Walnüsse zu verstecken, die wie winzige schwarze Föten aussahen. Dann betrat er den Raum, den Fürst Contarini dem Heiligen überlassen hatte, seit dieser eine gewisse Berühmtheit erlangt hatte.
    Fra’ Amadeo saß auf einem hohen, gepolsterten Samtstuhl. Er hielt die geöffneten Handflächen seinen Gästen des Tages zugewandt, und zwar in einem ganz bestimmten Winkel, sodass das Licht aus dem Fenster in seinem Rücken durch seine Male fiel und es aussah, als leuchteten sie von selbst. Die Gäste betrachteten ihn voller Ehrfurcht: naive junge Mädchen, zahnlose Alte, Eheleute, die an Krebs oder unter der französischen Krankheit litten. Und natürlich auch ein paar Abenteurer, die sich aus der Bekanntschaft mit ihm einige Vorteile erhofften.
    »Da ist ja das Äffchen«, sagte einer von ihnen, als Zolfo näher kam.
    Zolfo hörte nicht auf ihn, obwohl ihn der Spitzname tief verletzte. Er ging zu Fra’ Amadeo, um ihn zu begrüßen.
    »Geh weg, du Dummkopf, du stehst mir im Licht«, zischte ihm der Mönch verärgert zu.
    Zolfo trat beiseite. »Ich wollte Euch nur begrüßen, Fra’ Amadeo …«
    Der Heilige warf ihm einen bösen Blick zu. »Das ist heute schon das dritte Mal. Hast du nichts anderes zu tun, als ständig um mich herumzuschwirren?«, sagte er verdrossen.
    »Na, wenn er um Euch

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