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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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zurückzukehren und zu melden: »Sie sind weg.«
    »Du kannst rauskommen«, sagte daraufhin Scarabello.
    Mercurio kroch unter seinem Lager hervor. Er war blass, und seine Gesichtszüge wirkten angespannt.
    »Du hast ihn übel zugerichtet«, sagte Lanzafame lachend. »Die Nase ist gebrochen.«
    Mercurio nickte abwesend. Seit Isacco ihm gesagt hatte, dass Giuditta ihn immer noch liebte, hatte er keinen Moment Ruhe gefunden. Nach wie vor quälte ihn die Frage, warum Giuditta ihre Beziehung hatte beenden wollen. Und sie selbst war der einzige Mensch auf dieser Welt, der ihm darauf eine Antwort geben konnte. Doch nun war sie so gut wie unerreichbar für ihn, und er war beinahe krank vor Sorge, nicht rechtzeitig mit einer Idee, mit einem Plan zur Stelle zu sein, um sie vielleicht doch noch aus ihrer aussichtslosen Lage zu retten.
    »Also?«, fragte er Scarabello beinahe atemlos.
    Scarabello sah ihn mit trüben Augen an: »Was?«
    »Kannst du ihr nun helfen oder nicht?«, wiederholte Mercurio die Frage, die er ihm schon einmal gestellt hatte, kurz bevor die Wachen kamen.
    »Du kannst nicht hierbleiben«, sagte Anna besorgt, als sie näher kam. »Du musst dich verstecken. Hast du es nicht gehört? Du wirst gesucht.«
    »Jaja, ist gut, uns fällt schon noch was ein«, versuchte Mercurio sie hastig zu beschwichtigen. Verzweifelt bedrängte er Scarabello erneut: »Nun sag schon, kannst du Giuditta helfen?«
    »Wie … sollte ich …«, sagte Scarabello kopfschüttelnd.
    Mercurio setzte sich auf den Rand von Scarabellos Pritsche. »Und was ist mit diesem mächtigen Mann, den du kennst? Der so hoch oben sitzt, dass mir schwindelig würde? Erinnerst du dich?«
    Mit verschleiertem Blick streckte Scarabello eine Hand aus und wollte Mercurio an seiner Jacke aus leichtem Leinen fassen, doch sein Griff war so schwach, dass der Stoff seinen Fingern entglitt. »Warum redest du mit mir wie mit einem Schwachsinnigen, Junge? Ich verstehe dich klar und deutlich … zumindest jetzt noch.«
    »Dann antworte mir«, bedrängte ihn Mercurio.
    »Deine Giuditta … ist verloren«, sagte Scarabello keuchend.
    »Nein!«
    »Doch, Junge … Wenn sie einen Ring geklaut hätte … selbst vom Dogen höchstpersönlich … hätte dieser Mann an der Spitze des Großen Rates … etwas tun können.« Scarabello verstummte und rang nach Luft. »Aber das hier … ist eine Angelegenheit … der Kirche. Die Heilige Inquisition … untersteht nicht der Regierungsgewalt der Serenissima … sondern dem Papst in Rom … Verstehst du?«
    »Nein!«, wiederholte Mercurio. »Nein. Es muss doch etwas geben, das man …«
    Scarabello versuchte zu lachen, doch er war zu schwach und rang stattdessen keuchend nach Atem. »Sie hat nicht einmal das Anrecht auf einen Verteidiger«, sagte er. »Kennst du den Spruch: Eine Hexe ist schon verbrannt … bevor das Feuer entzündet wird …« Er schaute Mercurio an und sah die Verzweiflung in seinen Augen.
    Mercurio griff panisch nach seiner Hand. »Bitte, hilf mir …«
    Scarabello fühlte Mitleid mit Mercurio. Giudittas Leben war keinen Marchetto mehr wert, jeder in diesem Raum wusste das. Selbst ihr Vater. Und dieser Junge wollte ihr Los ändern, das doch schon unauslöschlich ins Buch des Schicksals eingebrannt war. Er war bereit, seinen jungen Schultern all die Verantwortung dafür aufzuladen. Da begriff Scarabello, dass er diesen Jungen nicht enttäuschen durfte. »Vielleicht …«
    Mercurio drückte seine Hand.
    Scarabello blickte zu Anna hinüber, die sich immer noch in ihrer Nähe aufhielt. Die Frau verachtete ihn, und er konnte es ihr nicht verdenken. Doch den Jungen liebte sie von ganzem Herzen.
    »Lass uns allein!«, sagte Mercurio zu Anna, weil er aus Scarabellos Blick schloss, dass dieser ihm ein Geheimnis anvertrauen wollte.
    Anna musterte Scarabello und schüttelte langsam den Kopf. Sie wollte nicht, dass dieser Verbrecher Mercurios Leben in Gefahr brachte. Doch sie fand auch nicht die Kraft für einen Einwand. Daher drehte sie sich wortlos um und ging davon.
    »Vielleicht könnte es eine Gelegenheit geben … sie entkommen zu lassen … Aber das wird sehr schwierig sein …«
    »Und wie?«, fragte Mercurio voller Ungeduld.
    »Das weiß ich nicht … noch nicht …«, Scarabello rang nach Luft, während er versuchte, Mercurio ein wenig Hoffnung zu geben. »Der Schwachpunkt ist der Weg aus den Kerkern zum Ort des Prozesses und zurück … Da könnte man vielleicht etwas versuchen …« Scarabello wedelte nachdenklich mit

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