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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Inquisitionsprozessen fehlt. Vergiss das nicht.«
    »Ich werde es nicht vergessen …«
    »Hast du das Buch gelesen, das ich dir habe schicken lassen?«, fragte der Patriarch.
    »Das Malleus Maleficarum ? Selbstverständlich, Patriarch. Es ist ein … außerordentlich beeindruckendes Handbuch«, erwiderte der Heilige.
    »Halte dich an diese Verfahren. Lerne sie auswendig. Und erwähne stets die Approbatio des Notariats der Universität von Köln, um allen begreiflich zu machen, dass die gesamte Kirche dieses Buch anerkennt«, sagte der Patriarch, obwohl ihm genau bekannt war, dass die erwähnte Einleitung eine Fälschung war und nur dazu diente, diesem Traktat die Weihen eines unfehlbaren theologischen Werkes zu verleihen.
    »Das werde ich, Patriarch. Verlasst Euch auf mich.«
    »Enttäusch mich nicht, Mönch.«
    »Das werde ich nicht«, versicherte der Heilige und streckte dem Patriarchen seine geöffneten Hände hin.
    Der betrachtete die Stigmata mit ausdrucksloser Miene. »Aber mach dich nicht zu sehr zum Narren vor Gericht mit diesen Löchern«, sagte er mit abgrundtiefer Verachtung. »Du bist nicht der Hanswurst Gottes.« Darauf ging er.
    Der Heilige wandte sich an den Henker. »Mach sie los«, befahl er ihm. »Kennst du eine Hure?«
    Der Henker starrte ihn erstaunt an und wusste nicht, was er ihm antworten sollte.
    »Finde eine«, sagte der Heilige, »und sag ihr, sie soll die Jüdin mit ihren Essenzen, ihrer Schminke und ihren Ölen pflegen. Ich will, dass sie gewaschen, gekämmt und parfümiert wird. Sie soll diese Hexe in eine aufreizende Hure verwandeln.« Der Heilige ging zu Giuditta, die sich nackt und gedemütigt auf dem Tisch wand. »Wir müssen sie so zeigen, wie sie wirklich ist«, zischte er und sah ihr dabei in die Augen. Dann beugte er sich über sie, so tief, dass sein Mund beinahe ihr Gesicht streifte. »Die Hure des Teufels.«
    Giuditta empfand nur noch blanke Angst.

79
    D ie Wachen des Dogenpalastes mit ihrem Kommandanten an der Spitze drängten ins Hospital.
    »Wo ist dieser Junge namens Mercurio?«, fragte der Kommandant in drohendem Ton. Trotz seiner geschwollenen Nase wirkte er einschüchternd.
    Isacco, Anna, Hauptmann Lanzafame, die geheilten Huren und die in den Betten, alle wandten sich zu ihnen um, ebenso wie die ehemaligen Soldaten mit den Kriegsverletzungen, die Isacco inzwischen dauerhaft halfen, und starrten die Soldaten an, als wären sie überrascht über deren Eindringen.
    Tatsächlich waren die Wachen jedoch gerade mit zwei auffällig großen Booten auf dem Kanal, der vor Annas Haus vorbeifloss, hergekommen und hatten beim Anlegen einen solchen Lärm veranstaltet, dass jedermann im Umkreis von einer Viertelmeile sie bemerken musste.
    Hauptmann Lanzafame ging dem Kommandanten der Wache entgegen. »Wen, habt Ihr gesagt, sucht Ihr?«, fragte er vermeintlich begriffsstutzig.
    »Er heißt Mercurio«, erwiderte der Kommandant. »Mehr weiß ich nicht.«
    »Und was soll er verbrochen haben?«, fragte Anna im Näherkommen.
    »Das geht dich nichts an, Frau«, erwiderte der Mann barsch.
    Isacco und einige Huren scharten sich ebenfalls um die Wachen. Alle starrten auf die geschwollene Nase des Kommandanten.
    »Nun, was ist? Antwortet, oder Ihr geltet alle als seine Helfershelfer«, drohte der Kommandant. »Ich weiß, dass er hier lebt.«
    »Ihr habt recht und wiederum auch nicht recht«, erwiderte Lanzafame. »Der Junge ist ein halber Vagabund. Manchmal ist er hier, manchmal nicht. Im Augenblick zum Beispiel haben wir keine Ahnung, wo er sein könnte, Kommandant.«
    »Schützt ihr ihn etwa?«
    »Überzeugt Euch doch selbst«, antwortete Lanzafame.
    »Seht ruhig nach«, stimmte Isacco zu. »Aber ich rate Euch, fasst lieber nichts an.« Er zeigte auf die Prostituierten in den Betten. »Sie haben eine ansteckende Krankheit.«
    Der Kommandant und seine Männer sahen sich mit offenkundigem Unbehagen um. Sie starrten auf die von Schwären gezeichneten Huren.
    »Wenn Ihr diesen Verbrecher seht, ist es Eure Pflicht, dies der Obrigkeit zu melden«, sagte der Kommandant schließlich. »Er wird gesucht, und wer ihm Obdach gewährt oder ihn versteckt, ist sein Helfershelfer und somit ein Feind der Erlauchtesten Republik Venedig.«
    Alle im Hospital sahen ihn stumm und ohne einen Muskel zu rühren an.
    Kurz darauf verließen der Kommandant und seine Leute das Gebäude ebenso geräuschvoll, wie sie es betreten hatten.
    Lidia, Repubblicas Tochter, folgte ihnen bis zu den Booten, um dann ins Hospital

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