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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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rausgerollt, ein kleines grünes Ei, das gezittert hat, als wenn da was aus seinem Inneren rauskommen wollte …«
    Die Menge war verstummt. Alle hörten ihr staunend mit geöffnetem Mund zu.
    »Und tatsächlich …«, ermutigte der Heilige sie fortzufahren.
    »Und tatsächlich ist das grüne Ei dann aufgebrochen …«, erzählte die Wäscherin weiter, »und dann ist da ein schreckliches Wesen rausgesprungen, mit boshaften gelben Augen. Es hat ausgesehen wie eine kleine Schlange, obwohl es auch Beine mit Krallen hatte …«
    Ein erschrockenes Raunen ging durch die Menge.
    »Und dann?«, bedrängte der Heilige die Frau.
    Die Wäscherin richtete sich auf. »Und dann ist dieses grässliche Wesen geflohen … Und die Frau, die es geboren hatte, hat eins von den Kleidern von dieser Jüdin da getragen, und sie hat gesagt, seitdem sie dieses Kleid trägt, würde sie jeden Tag eins von diesen Eiern zur Welt bringen …«
    »Hure! Hexe!«, beschimpften einige Giuditta.
    Der Heilige nickte dazu nur schweigend und ließ die Geschichte in den Köpfen der Leute wirken.
    »Und Gott soll mich blenden, wenn das nicht die Wahrheit ist«, sagte Pater Venceslao und wackelte dazu scheinbar gedankenverloren und von der Erzählung gefesselt mit dem Kopf. »Sagt es, gute Frau, denn ein Schwur vor Gott gegen den Teufel wiegt hundert, ja sogar tausend Gebete auf.«
    »Nein …«, erwiderte zitternd die Wäscherin.
    Pater Venceslao sah sie erstaunt an. »Warum denn nicht …?«, fragte er beinahe besorgt und wandte sich an den Patriarchen.
    Die Wäscherin schlug ein Kreuz.
    Pater Venceslaos Blick galt immer noch dem Patriarchen. »Verzeiht mir, das war nicht meine Absicht …«, brach er das allgemeine Schweigen.
    Jetzt sahen die Leute die Wäscherin mit anderen Augen an, und einige lachten höhnisch.
    Der Heilige hatte Schaum vor dem Mund wie ein tollwütiges Tier. »Schwöre, Frau!«, sagte er drohend zu der Wäscherin.
    Diese wirkte zwar eingeschüchtert, brachte jedoch kein Wort heraus.
    »Schwöre!«, wiederholte der Heilige.
    »Ich werde Euch auch so glauben, gute Frau. Auch wenn Ihr nicht schwört«, beteuerte Pater Venceslao.
    »Schweigt!«, befahl ihm der Patriarch.
    Die Menge lachte.
    »Schwöre!«, schrie der Heilige. »Oder bist du mit Satan im Bund?«
    »Ich schwöre …«, sagte die Frau, dann brach sie in Tränen aus.
    Der Heilige wandte sich triumphierend an die Menge, doch viele schüttelten zweifelnd den Kopf.
    »Verzeiht, Patriarch«, sagte Pater Venceslao, »ich wollte doch nur …« Er breitete hilflos die Arme aus. Dann wandte er sich gegen Giudittas Käfig und richtete wütend den Finger auf sie. »So verwirrt Satan unsere Köpfe«, schrie er nervös auf.
    Die Menge murrte.
    »Also hör mal, du bist schließlich ihr Verteidiger!«, rief ein Mann aus dem Volk.
    Die Menge lachte höhnisch.
    Pater Venceslao war sichtbar erregt und verlegen, er blickte mit seinen trüben Augen in die Menge und sagte mit unsicherer Stimme: »Ich verteidige Gott!«
    »Setzt Euch!«, befahl der Patriarch verärgert.
    Der Dominikanermönch ging an seinen Platz und setzte sich, nachdem er sich mindesten drei Mal bekreuzigt hatte.
    »Dumme können mehr Schaden anrichten als schlechte Menschen«, zischte der Patriarch Giustiniani zu. »Unterweist ihn besser. Sagt ihm, er soll einfach schweigen.«
    Giustiniani nickte nachdenklich. Dann warf er Pater Venceslao einen verärgerten Blick zu.
    Mercurio sah den Adligen an und fragte sich, ob er wirklich auf seiner Seite stand, wie er erklärt hatte. Tatsächlich wusste er nicht, wem er trauen durfte. Doch ihm blieb keine Wahl.
    Inzwischen war der Heilige zu der Wäscherin gegangen und legte ihr einen Arm um die Schulter. Mit der anderen Hand berührte er freundlich ihre Stirn. »Frau …«, sagte er mitfühlend und ruhig. »Die Prüfung, die du hast überstehen müssen, hätte Märtyrer und Propheten in den Wahnsinn getrieben. Ich fühle aus ganzem Herzen mit dir. Geh nun in Frieden und danke Gott, dass du die Begegnung mit Satan überlebt hast.« Er winkte den Wachen, sie hinauszubegleiten. Dann starrte er schweigend in die Menge. Er konnte den allgemeinen Zweifel spüren. Schließlich nickte er, und seine Schultern sanken herab. »Mein verehrter und unschuldiger Gegner, Pater Venceslao, hat recht. So groß ist die Macht Satans«, sagte er, als würde er nur zu sich selbst sprechen, doch er wusste, dass jeder ihn hören konnte. Dann wandte er sich zum Gehen.
    Die Menge verstummte auf einen Schlag.
    Doch

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