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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Kindern Satans den Prozess«, donnerte der Heilige.
    Giuditta sah besorgt auf ihren Vater. Dann ließ sie ihren Blick wieder über die Menge schweifen, in dem Versuch, Mercurio zu entdecken.
    Einen Moment lang war Mercurio versucht, ihr endlich ein Zeichen zu geben, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, um ihr zu zeigen, dass er hier an ihrer Seite war, doch wieder hielt er sich zurück.
    Als Isacco bemerkte, dass seine Tochter herausfinden wollte, wo Mercurio war, versuchte er ihr zu helfen. Zu seiner Rechten entdeckte er einen Mann, der etwa seine Statur hatte, mit langen Haaren, die ihm unordentlich ins Gesicht fielen. Er war ärmlich gekleidet und kratzte sich andauernd. Isacco sah ihn durchdringend an und nickte ihm kaum merklich zu.
    »Was starrst du mich so an, du beschissener Jude?«, knurrte der Kerl darauf.
    Zunächst senkte Isacco betreten den Kopf. Doch dann, nach einiger Überlegung, nickte er. Natürlich, dachte er. Das passte. Er suchte die Augen seiner Tochter und machte sie auf den Mann aufmerksam.
    Giuditta musterte ihn.
    »Hure!«, brüllte der Mann.
    Giuditta blickte wieder zu ihrem Vater und winkte enttäuscht ab.
    Isacco schüttelte leicht den Kopf, um ihr zu bedeuten, dass er sich nicht sicher war, ob sie recht hatte.
    »Venedig wird bald befreit sein!«, schloss der Heilige. »Denn der Allmächtige leitet uns und hat sie uns gezeigt … diese Hexe!«
    Die Menge klatschte wie entfesselt Beifall.
    Dieser Abschaum, dachte Mercurio. Die glauben, sie sitzen im Theater.
    »Wollt Ihr etwas sagen?«, fragte der Patriarch den Verteidiger.
    »Nein, Exzellenz …«, stammelte Pater Venceslao. »Ich stimme überein mit dem, was unser Bruder Amadeo da Cortona gesagt hat, welchem unser Herr Jesus Christus, in dessen Namen er spricht, es eingegeben haben muss. Justus est, Domine, et rectum judicium tuum. «
    »Was hast du gesagt, Mönch?«, schrie eine Frau aus der Menge.
    »Er hat gesagt, das Urteil Gottes ist richtig und gerecht«, erklärte der Heilige.
    Die Leute wurden unruhig. Selbst wenn anfänglich keiner von ihnen einen Verteidiger für notwendig erachtet hatte, schien das Volk jetzt beinahe enttäuscht zu sein, dass dieser Prozess unaufhaltsam auf ein absehbares Ende zusteuerte.
    »Ihr Dummköpfe«, schimpfte Isacco und sah wieder zu dem Mann hinüber, dessen Gesicht unter den Haaren fast verschwand.
    »Um euch die Schwere der Beschuldigungen begreiflich zu machen«, schrie der Heilige, »möchte ich jetzt Anita Ziani als Zeugin aufrufen, eine Wäscherin, die bei einem unerklärlichen und schrecklichen Ereignis zugegen war. Führt sie herein!«
    Zwei Wachen des Dogenpalastes brachten eine bescheiden gekleidete Frau mit geröteten Händen herein, die angesichts der großen Zuschauermenge sofort eingeschüchtert den Kopf einzog und zu Boden blickte.
    »Anita Ziani«, sagte der Heilige, während er hinter sie trat, ihren Kopf packte und ihr Gesicht wieder in Richtung der Menge anhob, »erzählt Euren Mitbürgern mit Euren eigenen Worten, welch teuflische Begebenheiten Ihr beobachtet habt!«
    Die Frau errötete und lächelte ängstlich, wobei sie große, dunkle Zahnlücken entblößte. »Euer Gnaden, wie ich Euch ja schon gesagt habe …« Die Wäscherin wandte sich zu dem Heiligen um.
    »Erzählt es den Leuten dort!«, forderte der Heilige sie auf, fasste sie an den Schultern und drehte sie der Menge zu. »Erzählt es ihnen!«
    Die Wäscherin machte sich wieder ganz klein. »Es war wohl um Pfingsten, und ich war auf dem Weg in meinen Laden, nachdem ich zehn Kopfkissen und Laken aus feinstem Leinen und zwanzig …«
    »Erspart uns die Einzelheiten«, sagte der Heilige ungeduldig. »Was geschah dann?«
    »Also … dann geschah, dass eine Frau … an ihren Namen erinnere ich mich nicht mehr, Euer Gnaden … also, dass diese Frau plötzlich schändliche Sätze geschrien hat … Es war übrigens auf dem Campiello degli Squelini, wo die Töpfer ihre Werkstätten haben, in San Barnaba …«
    »Kommt zur Sache, Weib!« Der Heilige zitterte vor Ungeduld.
    »Die Frau hat also Schändliches gerufen …«, die Wäscherin bekreuzigte sich flüchtig, »und ganz besonders die Heilige Jungfrau Maria geschmäht, und dann, mit Verlaub gesagt … hat sie ihren Rock gehoben und sich da untenrum nackt gezeigt … Also alles zwischen ihren Beinen.«
    »Und dann?«, fragte der Heilige, um die allgemeine Spannung zu erhalten.
    »Dann ist da unten … also hier …«, die Wäscherin zeigte zwischen ihre Beine, »ein Ei

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