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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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sofort Giuditta zu, die seinen Blick erwiderte. Als hätte sie nur darauf gewartet. Eigentlich hätte er sie jetzt anlächeln sollen, doch sein Blick war ernst und eindringlich. Und er fragte sich wieder, warum sie ihm so vertraut war. Vielleicht erkannte er auch nur sich selbst in ihr wieder. Etwas verband sie beide, das wusste er, aber er konnte nicht sagen, worin diese Verbindung bestand.
    Benedetta versetzte ihm einen groben Klaps auf die Schulter und sagte: »Ich seh mal nach, wie es Zolfo geht. Kommst du mit?«
    Mercurio nickte und stand auf. Als er den Blick von Giuditta abwandte, fühlte er sich seltsam schuldig.
    Zolfo war bereits wach. Er hatte sich die Decke um die Schulter gelegt und unterhielt sich mit den Soldaten. In der Hand hielt er ein Schwert, das er stolz in die Höhe reckte. Die Waffe war so schwer, dass er sie kaum hochstemmen konnte. Zolfo lachte, doch Mercurio gefiel der merkwürdige Ausdruck auf seinem Gesicht nicht.
    Als Zolfo Mercurio und Benedetta sah, zeigte er ihnen sofort das Schwert. »Mit einem gut gezielten Hieb könnte ich diesen Juden mühelos den Kopf abschlagen«, sagte er und grinste grimmig.
    »Hör endlich mit diesem Blödsinn auf«, sagte Mercurio.
    »Diese Juden sind allesamt Dreckschweine«, beharrte Zolfo beinahe herausfordernd.
    »Aber, aber, gib das Schwert her, Bürschchen«, mischte sich nun ein Soldat tadelnd ein und nahm ihm die Waffe aus der Hand. Die anderen Soldaten lachten nun nicht mehr. »Dieser Chirurgus hat vielen von uns das Leben gerettet. Hör auf deinen Freund, lass das.«
    Während die Soldaten sich zerstreuten, spuckte Zolfo auf den Boden. Er wirkt nicht mehr wie ein kleiner Junge, ging es Mercurio durch den Kopf. Sein Blick war hart. Mercurio musste an ein von Flammen verheertes Feld denken, unter dem noch die Glut schwelte. Dann drehte sich Zolfo zum Proviantkarren um. Mercurio folgte seinem Blick und sah, dass gerade Isacco und seine Tochter mit ihrem Frühstück in der Hand herauskamen, um es an der frischen Morgenluft zu verzehren.
    Zolfo murmelte etwas Unverständliches mit zusammengepressten Kiefern.
    »Hör auf damit«, zischte ihm Mercurio zu.
    Zolfo sah ihn verächtlich an. »Euch beiden ist das wohl egal, mir aber nicht«, sagte er verbittert. »Die da haben Ercole umgebracht. Und das werde ich ihnen niemals verzeihen.«
    »Die da haben ihn doch gar nicht umgebracht«, stellte Benedetta richtig. »Jetzt werd doch mal vernünftig.«
    »Und der Mann, der ihn umgebracht hat, ist jetzt tot, das hast du doch gesehen«, erinnerte ihn Mercurio. »Ich selbst habe ihn getötet …«
    »Das war kein Mann, das war nur ein Jude«, knurrte Zolfo düster.
    »Jetzt hör mir mal zu«, sagte Mercurio und schüttelte ihn, um ihn zur Besinnung zu bringen. »Wir können nicht allein weiterziehen, das weißt du doch.«
    Kurz bevor sie die Grenze des Vatikanstaates erreicht hatten, waren sie von einem Trupp Soldaten angehalten worden. Und die hatten dann den Wagen mitsamt den Pferden und den Vorräten »beschlagnahmt«, wie sie es genannt hatten. Die Goldmünzen hatten sie jedoch nicht gefunden. Sie hatten Benedetta aber auch nur flüchtig abgetastet, vielleicht hatte ja der Respekt vor seinem Priestergewand sie davon abgehalten, gründlicher nachzusehen, ganz so, wie es Scavamorto vorhergesagt hatte.
    »Schau mich an, du Spatzenhirn«, fuhr Mercurio Zolfo an. »Wir wissen nicht, ob sich hier in der Gegend Räuber herumtreiben. Willst du etwa, dass Benedetta wegen dem Blödsinn, der dir durch den Kopf spukt, so lange durchgevögelt wird, bis sie tot ist?«
    Einen Moment lang sah Zolfo ehrlich erschrocken aus. Dann starrte er wieder zu Giuditta und Isacco hinüber und lächelte. »Einverstanden«, sagte er und ging einen Schritt auf den Arzt und seine Tochter zu. »Ich werde sie um Verzeihung bitten.«
    Mercurio spürte, dass etwas nicht stimmte. Er wollte ihm hinterhereilen, doch Benedetta hielt ihn zurück.
    Zolfo war jetzt noch zwei Schritte von Giuditta entfernt. Er lächelte weiter so seltsam.
    Da rief einer der Soldaten, mit denen der Junge sich gerade eben unterhalten hatte: »Wo ist mein Messer?«
    Mercurio drehte sich blitzschnell zu dem Soldaten um, dann wieder zu Zolfo.
    In dem Moment zog der das Messer aus seinem Ärmel und hob es hoch über seinen Kopf.
    »Nein!«, schrie Mercurio und schoss vorwärts.
    »Das ist für Ercole«, rief Zolfo und ließ das Messer herabsausen.
    Als Mercurio sich zwischen Zolfo und Giuditta warf, musste er wieder an den

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