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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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ihr, sie verträgt den Wein nicht«, sagte der Pfarrer und ging in den angrenzenden Raum hinüber. Dort holte er aus einem Regal, das sich unter der Last der Dokumente durchgebogen hatte, einen verstaubten großen Band, auf dessen steifem Einband »1470–1475« geschrieben stand. Er kehrte zurück und legte ihn auf den Tisch. Dann kratzte er sich am Kopf. »Aber wie sollen wir dich finden, wenn du dich nicht einmal an deinen Namen erinnerst?«
    Shimon schlug gegen seine Brust, als wollte er sagen, dafür würde er schon sorgen. Er öffnete den Band und ging die Dutzende und Aberdutzende Namen durch. Hin und wieder fand er ein im Lauf der Zeit vergilbtes Blatt lose zwischen den Seiten. Er fragte mit Gesten, was es damit auf sich habe.
    »Das sind nicht abgeholte Taufscheine«, erklärte der Pfarrer seufzend. »Das niedere Volk ist unwissend, du weißt doch, wie das ist. Sie begreifen nicht, dass ein Taufschein mehr zählt als jedes andere Dokument.«
    Shimon nickte. Denn er wusste es. Aufmerksam blätterte er weiter durch das Buch. Schließlich fand er etwas, das ihm gelegen kam. Er nahm einen Taufschein und deutete auf sich. Dann zeigte er wieder auf den Schein.
    »Bist du das, mein Sohn?«, fragte der Pfarrer. Er nahm ihm das Dokument aus der Hand und las es durch. »Bist du wirklich Alessandro Rubirosa? Aber hier steht, dass der 1471 geboren wurde und nicht 1474.«
    Shimon zuckte mit den Schultern. Er zeigte wieder auf den Taufschein und schlug sich gegen die Brust.
    »Das kommt mir seltsam vor, mein Sohn«, brummte der Pfarrer. »Außerdem, warum hast du nie deinen Taufschein abge …«
    »Alessandro Rubirosa?«, mischte sich die Haushälterin ein. »Das kann nicht sein. Ich weiß, wer das ist.«
    Shimon erstarrte.
    »Ich erinnere mich an ihn, weil er tot ist … Wie lange wird das her sein? Ein paar Monate«, fuhr die Haushälterin fort und gab dem Pfarrer einen Klaps auf den Rücken. »Kommt schon, Ihr müsst Euch doch auch daran erinnern. Das ist der Kerl, den sie bei der Schlägerei im Wirtshaus Zum Seepferdchen umgebracht haben.«
    »Der?«, erwiderte der Pfarrer und kniff die Augen zusammen in dem Bemühen, sich zu erinnern. »Bist du dir sicher, dass der Alessandro Rubirosa hieß?«
    »So sicher, wie ich weiß, dass ich Hämorrhoiden am Hintern habe«, sagte die Haushälterin und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Der Pfarrer schüttelte den Kopf, schien aber keineswegs entsetzt über die Ausdrucksweise seiner Haushälterin. Er wandte sich zu Shimon um und wedelte mit dem Taufschein. »So heißt du nicht, mein Sohn. Du hast es gehört: Der Unglückselige ist tot.« Er ging zum Kamin. »Er wird also bestimmt nicht mehr kommen, um seinen Taufschein einzufordern. Auch gut, ein Papier weniger«, stellte er fest und wollte das Blatt in den Kamin werfen.
    Shimon sprang vor und riss es ihm aus der Hand.
    »Das bist du nicht, mein lieber Sohn«, sagte der Pfarrer erneut. »Es tut mir leid …«
    Shimon faltete das Dokument zusammen und steckte es ein.
    »Was tust du da, mein Sohn? Finde dich damit ab, dass du es nicht bist.«
    Shimon nahm die Feder und schrieb auf eine Buchseite: STIMMT. DAS BIN ICH NICHT.
    »Ja, aber …?« Der Pfarrer wirkte überrascht.
    Shimon riss die Seite, die er gerade beschrieben hatte, aus dem Buch und warf sie in den Kamin.
    »Nein, mein Sohn. Das geht doch nicht …«
    Da packte Shimon den Schürhaken fest mit beiden Händen, drehte sich um und traf den Pfarrer an der Stirn. Der sank stöhnend auf dem Boden zusammen. Die Haushälterin blieb wie erstarrt stehen, während Shimon den Priester erschlug. Erst als die Reihe an sie kommen sollte, versuchte sie zu fliehen. Der erste Schlag traf sie im Nacken, der zweite zerschmetterte ihren Schädel.
    Shimon Baruch stellte das Buch an seinen Platz zurück, leerte die Almosenbüchse und zog den Talar des Pfarrers an. Einige Tage lang würde er nun ein Geistlicher sein und als solcher in einer Stadt wie Rom kaum auffallen. So würde ihn nicht einmal seine eigene Frau wiedererkennen. Ein letztes Mal las er den Taufschein von Alessandro Rubirosa, der ihm ein neues Leben verschaffte.
    Ich werde nie wieder ein Jude sein, schwor er sich, während er San Serapione Anacoreta verließ. Er ließ zu, dass Hass und Wut in ihm aufstiegen. Und ich werde nicht eher Frieden finden, bis ich diesen verdammten Jungen gefunden und ihm alles heimgezahlt habe.

12
    B ei Morgengrauen hallten Hauptmann Lanzafames Befehle durch das Lager.
    Mercurio wandte sich

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