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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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einschleichen. In ihren Kopf eindringen. Wie kommst du bloß auf so einen Unsinn?, schalt er sich selbst und drehte sich um. Sein Atem ging schneller, und er spürte eine Unruhe in sich, die jedoch nicht unangenehm war. Frauen bringen nichts als Ärger, wiederholte er sich.
    Bei Morgengrauen schallten wieder die Trompeten durchs Lager. Mercurio und Benedetta verließen den Wagen, um zu frühstücken. Beim Hinausgehen hatte Mercurio Giuditta noch einen verstohlenen Blick zugeworfen, und sie hatte ihm zugelächelt. Darauf war ihm ein wenig schwindlig geworden. Frauen bringen nichts als Ärger, sagte er sich noch einmal, doch es überzeugte ihn immer weniger.
    Sobald Mercurio und Benedetta draußen waren, stand auch Giuditta auf. Da verspürte sie ein schreckliches Ziehen im Unterleib und stöhnte laut. Isacco bemerkte nichts. Giuditta schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. Plötzlich merkte sie, wie etwas Warmes an ihren Beinen hinablief. Ohne sich um Isacco zu kümmern, hob sie den Rock und sah, dass es Blut war. »Vater!«, schrie sie erschrocken auf.
    Isacco drehte sich um. Als er sah, dass seine Tochter den Rock hochgeschoben hatte und ihr ein dünner roter Faden vom Unterleib hinunterlief, wandte er sich schnell verlegen ab. »Giuditta …!«
    »Vater«, rief Giuditta angstvoll, »ich blute …«
    »Natürlich blutest du!«, erwiderte Isacco eine Spur zu laut. Dann wurde ihm bewusst, dass Giuditta anscheinend keine Ahnung hatte, was das für Blut war. »Hast du denn noch nie … Also, ich meine … du hast noch nie … noch nie so geblutet …?«
    »Nein, Vater …« Giuditta klang nun weniger besorgt. Sie ahnte, dass es etwas ganz Natürliches sein musste, das sagte ihr sowohl die Reaktion ihres Vaters als auch ihr eigenes Empfinden.
    »Ach, verflucht! Hat denn deine Großmutter nicht …«, schimpfte er, immer noch mit dem Rücken zu ihr, und stampfte heftig auf.
    Giuditta zuckte zusammen.
    »Entschuldige, mein Kind …«, sagte Isacco und drehte sich zu ihr um.
    Giuditta hielt den Rock immer noch gerafft.
    Schnell wandte sich Isacco wieder ab. »Jetzt nimm endlich den Rock runter!«, polterte er wieder. »Verzeih mir, Kind … Also, hör zu, leg dir etwas … also, nimm dir ein Stück Stoff … und leg es dir … da unten hin …« Hilflos sah er sich um. »Warte hier«, sagte er zu ihr. »Das ist so eine … Ach, verdammt noch mal, warte hier.«
    Isacco eilte nach draußen und suchte nach Benedetta, nahm sie beiseite und fragte sie geradeheraus: »Hast du schon deine Menarche gehabt, Mädchen?«
    Benedetta errötete und hob die Hand, um ihn zu ohrfeigen. »Du dreckiges Schwein!«
    Isacco verfärbte sich puterrot und riss empört die Augen auf. »Es ist wegen meiner Tochter!«, erklärte er hastig. »Sie hat ihren Monatsfluss bekommen und … nun ja, das ist doch Frauensache. Erklär du es ihr.« Dann atmete er einmal tief durch. »Bitte.«
    Als Benedetta in den Wagen kam, hatte Giuditta ihren Rock endlich heruntergenommen.
    »Du hast die Menses. Du bist jetzt eine Frau«, erklärte Benedetta ihr knapp. »Weißt du, was das heißt?«
    Giuditta schüttelte den Kopf.
    »Dass du von nun an einen Bastard in die Welt setzen kannst, wenn du für einen Kerl die Beine breitmachst«, eröffnete Benedetta ihr gnadenlos. Sie empfand keinerlei Sympathie für dieses Mädchen. »Leg dir ein Stück Stoff zwischen die Beine«, fuhr sie fort. »In ein paar Tagen blutest du nicht mehr. Und in einem Monat kommt es dann wieder. Willst du noch etwas wissen?«
    Giuditta schüttelte stumm den Kopf.
    Ohne ein weiteres Wort ging Benedetta wieder hinaus.
    Sobald Giuditta allein war, ließ sie sich auf das Lager sinken. Sie rollte sich zusammen und presste sich die Decke auf den Bauch. Dann schloss sie die Augen. Die letzten Tage waren so erfüllt gewesen. Aufwühlend. Beängstigend. Aufregend.
    Ich bin jetzt eine Frau, sagte sie sich.
    Dann spürte sie ein erneutes Ziehen im Unterleib und holte ihr Taschentuch aus den Falten ihres Kleides hervor. Sie fuhr damit unter den Rock und klemmte es sich zwischen die Beine. Im gleichen Moment wurde ihr bewusst, dass sie dieses Tuch ja benutzt hatte, um die Blutung von Mercurios Wunde zu stillen. Auf diesem Stück Stoff war das Blut des Jungen, der sie gerettet hatte. Und jetzt auch ihr eigenes.
    Ich bin eine Frau, dachte sie noch einmal.
    Und ihr Blut war vereint, war zu einem Symbol des Schicksals, eines Versprechens geworden.
    Jetzt gehöre ich ihm, dachte sie mit einem wohligen

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