Das Maedchen mit dem Flammenherz
sicher nicht zufällig seine eigene war. Während Daltons Bande ihn und Finley noch fassungslos anstarrte, hatte er längst die Mündung auf die Gangster gerichtet.
Mei war die Erste, die sich wieder rührte, doch Finley bemerkte es zu spät und fing sich einen kräftigen Schlag gegen die Schläfe ein. Ein normales Mädchen wäre auf der Stelle ohnmächtig geworden, aber Mei sollte nun lernen, dass Finley ganz gewiss kein normales Mädchen war. Immerhin taumelte sie unter der Wucht des Hiebs ein paar Schritte zurück.
Dann schüttelte Finley den Kopf, um die Schmerzen zu vertreiben, und war bereit, als Mei erneut zuschlagen wollte. Als sie einen Hieb gegen die Kehle einsteckte, musste sie einsehen, dass Mei tatsächlich diejenige war, die Jasper das Kämpfen gelehrt hatte. Diese Gegnerin durfte sie nicht unterschätzen.
Finley wich aus. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie Jasper mühelos und blitzschnell zwei von Daltons Handlangern ausschaltete. So langsam wurde es auch Zeit, dass der Cowboy zeigte, was er konnte. Als sich Mei abermals auf sie stürzte, war Finley vorbereitet und versetzte dem Mädchen einen Schlag ins Gesicht, bevor es den nächsten Schwinger loslassen konnte. Mei erholte sich rasch und sprang hoch, als hätte sie Flügel, um Finley einen mächtigen Fußtritt zu verpassen.
Finley packte sie jedoch am Fußgelenk, schleuderte das kleinere Mädchen herum und warf es gegen die Wand, vor der es benommen zusammenbrach.
»Finley!«, rief Jasper.
Sie duckte sich und wirbelte gerade noch rechtzeitig herum. Little Hank richtete eine Waffe auf sie. Bevor sie reagieren konnte, traf sie jedoch ein Wirbelsturm, der sie rückwärts durch den Raum fliegen ließ. Glas splitterte, etwas stach ihr in den Rücken, und dann prallte sie hart zu Boden. Von der Hüfte bis zu den Schultern tat ihr alles weh. Jasper lag breitbeinig auf ihr.
»Entschuldige«, sagte er atemlos. »Ich wollte beim Sturz eigentlich unten liegen.«
Finley grinste ihn an. »Es gibt schlimmere Orte, an denen man liegen kann, mein Freund. Glaubst du, wir können dank deiner schnellen Füße entkommen, ehe sie das Feuer eröffnen?« Little Hank stürzte bereits zu dem Fenster, durch das sie hinausgesprungen waren.
Jasper zielte auf den Rahmen und schoss. Eine Wolke aus Holzsplittern flog in den Raum hinein und trieb den Hünen zurück. »Mal sehen«, sagte er, während sie sich voneinander lösten und aufsprangen. Er wandte ihr den Rücken zu. »Steig auf.«
Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. »Zum Waldorf-Astoria, bitte«, rief Finley, als sie auf seinen Rücken sprang und die Arme und Beine um ihn schlang. Verzweifelt hielt sie sich fest, während Jasper gleich darauf schneller als jedes Pferd oder Velo, auf dem sie je gesessen hatte, durch die Straßen rannte. Der Fahrtwind trieb ihr die Tränen in die Augen, aber sie wagte nicht, eine Hand zu heben und sie abzuwischen. Sie wusste nicht einmal, ob sie überhaupt noch eine Hand rühren konnte.
Erst vor dem Aufzug des Hotels hielt Jasper an. Der Fahrstuhlführer erbleichte, als er sie sah – wahrscheinlich, weil beide Blut im Gesicht hatten und ihre Haare aussahen, als wären sie mitten durch einen Sturm gelaufen.
Zuerst suchten sie Griffins Zimmer auf. Noch nie hatte sich Finley so sehr gefreut, jemanden zu sehen, wie den Duke of Greythorne in diesem Augenblick. Sie warf ihm die Arme um den Hals und drückte ihn fest an sich. Er erwiderte die stürmische Begrüßung.
Dann zuckte er zusammen. »Finley?«
Sie zog sich zurück. Er war kreidebleich und hatte die Augen weit aufgerissen. »Was ist denn?«
Er zeigte ihr die Hand, die gerade noch auf ihrem Rücken gelegen hatte. Sie war voller Blut. »Dreh dich um.«
Finley gehorchte, in ihrem Bauch saß auf einmal ein kleiner Knoten der Angst. Seine Miene verstärkte ihre Befürchtungen. »Verdammt, Griffin, was ist los?«
»Du hast Glas im Rücken, meine Liebe.«
»Ich weiß. Jasper und ich sind durch ein Fenster gesprungen, das leider geschlossen war. Kannst du es nicht rausholen?« Sie drehte sich um und betrachtete sein aschfahles Gesicht.
»Nein«, keuchte er. »Das kann ich nicht.«
FÜNFZEHN
E mily führte die Operation auf dem Schreibtisch in Griffins Zimmer durch.
»Griffin King«, sagte sie, während ihre Hände über Finleys nacktem, blutigem Rücken innehielten. »Könntest du aufhören herumzurennen wie ein aufgescheuchtes Huhn und mir auf die Nerven zu gehen?«
Griffin blieb wie angewurzelt stehen. Er hatte
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