Das Maedchen mit dem Flammenherz
»Griff, mein Freund, wenn sie das wollte, dann hätte sie sich schon vor Wochen absetzen können. Sie wäre dann nicht hier bei uns.«
»Ich weiß nur nicht, ob ich wirklich darauf vertrauen kann, dass sie das Richtige tut.« Er wandte den Blick ab. »Das gefällt mir nicht.«
»Glaubst du, ich mache mir keine Sorgen, dass Sam noch einmal weglaufen und sich mit den falschen Leuten einlassen könnte?«, fragte sie. »Ich habe Angst, er könnte eines Tages auf die Idee kommen, dass er mir die Operation doch nicht verzeihen kann, mit der ich ihn in einen Manndroiden verwandelt habe. Jeder hat seine Zweifel, Junge. Du musst dich einfach nur entscheiden, ob sie das Risiko wert ist. Ist sie das?«
Wieder betrachtete er Finley und dachte an den Stich in seiner Brust, als er die Splitter in ihrem Rücken gesehen hatte, und wie er gebetet hatte, dass sie wieder ganz gesund werden würde. Wenn Dalton sie verletzt hätte, dann hätte er nicht nur das Haus über dem Gauner zusammenbrechen lassen, sondern er hätte ihn buchstäblich in der Luft zerrissen, genau wie Sam es ihm angedroht hatte.
»Ja«, flüsterte er. »Das ist sie.«
Jasper war sich sehr bewusst, dass Sam ihn beobachtete, als er die Pistole reinigte, die er wieder in Besitz genommen hatte. Mit etwas Glück konnte er auch die zweite bekommen. Wenn nicht, musste er Emily bitten, ihm einen Ersatz zu konstruieren.
»Hast du ein Problem, Morgan?«, fragte er, ohne den Blick zu heben.
»Ich frage mich nur, was passiert ist, dass du auf einmal dein loses Mundwerk hältst.«
»Kann an der Gesellschaft liegen«, gab Jasper knapp zurück.
»Kann sein.« Der große Kerl war keineswegs beleidigt. »Vielleicht ist auch etwas passiert, das dir an die Nieren geht.«
»Meinst du, davon abgesehen, dass mich ein Verbrecher verschleppt und gezwungen hat, für ihn zu arbeiten?«
»Nein. Ich meine das, was dich veranlasst hat, dein Mädchen zurückzulassen.«
Jasper hielt inne, hob aber immer noch nicht den Kopf. Sam war gar nicht so dumm, wie er aussah. »Sie ist nicht mein Mädchen.«
»Aber sie war es. Oder nicht?«
»Das dachte ich. Anscheinend habe ich mich geirrt.«
»Was ist passiert? Bist du auf einmal bei ihr abgemeldet?«
Jetzt hob Jasper den Kopf und starrte Sam an. »Das geht dich einen Dreck an.«
Ernst erwiderte Sam Jaspers Blick. »Sie hat Schluss gemacht, was? Verdammt auch. Es tut mir leid.«
Jasper wischte die Pistole mit einem sauberen weichen Tuch ab.
»Ich brauche dein Mitgefühl nicht, Morgan. Ich war dumm und musste dafür büßen. So geht es eben in der Welt.«
»Brauchst du eine Fackel oder eine Kerze? Du hast deinen Kopf so tief in den eigenen Arsch gesteckt, dass es da drin ziemlich dunkel sein muss.«
Jasper explodierte fast vor Wut, aber dann gewann die Be lustigung über Sams absurde Bemerkung die Oberhand, und außerdem hatte der große Kerl recht. Er lachte. Er lachte, bis es wehtat, und lachte immer noch weiter. Er gab sich keine Mühe, es zu unterdrücken, denn er musste irgendwie seinen Gefühlen Luft machen, und er hatte große Angst, er könnte wie ein Waschlappen dastehen und weinen, wenn er nicht mehr lachte.
Als er endlich aufhörte, wischte er sich mit den Handrücken über die Augen und sah Sam wieder an, der ihn lächelnd beobachtete. Die Miene war nicht übermäßig freundlich, aber auf jeden Fall verständnisvoll.
»Du bist nicht der erste Bursche, den man zum Narren gehalten hat«, erinnerte Sam ihn. »Vor gar nicht so langer Zeit hätte ich beinahe dafür gesorgt, dass wir alle umkommen. Erinnert du dich?«
Jasper erinnerte sich. »Ich dachte, sie liebt mich«, gestand er auf einmal. »Das traf aber wohl nicht zu. Ich bin nicht einmal sicher, ob sie mich je geliebt hat.«
»Ist sie die Art Mädchen, von der du geliebt werden willst?«
Darüber musste der Cowboy nicht lange nachdenken. »Nein. Sie hat kaltblütig einen Mann getötet und zugesehen, wie ich die Schuld auf mich genommen habe. Mir hat sie erzählt, sie habe in Notwehr gehandelt, doch in Wirklichkeit hat sie auch damals schon für Dalton gearbeitet.«
»Liebe macht blind«, bemerkte Sam. »Manchmal stellt man deshalb ganz dumme Sachen an.«
Jasper beäugte ihn skeptisch. »Zum Beispiel, dass man jemandem ein mechanisches Herz gibt, nur um ihm das dumme Leben zu retten.«
Sam war auf einmal sehr nachdenklich. »So was wäre in der Tat dumm«, antwortete er leise. »Besonders, wenn der Idiot die Bemühungen nicht einmal zu schätzen weiß.«
Erst in
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