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Das Maedchen mit dem Flammenherz

Das Maedchen mit dem Flammenherz

Titel: Das Maedchen mit dem Flammenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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besorgt zu sein, war neu für sie, und sie fand es unangenehm.
    Langsam bugsierte sie ihre kleine Freundin mitten auf den Platz. Sie wollte lieber auf einer freien Fläche sein, um nicht unversehens in ein Gebäude oder eine Gasse gezerrt zu werden. Die Einheimischen gehörten nicht zu der Sorte, die jemanden kaltblütig erschossen. Es waren Menschen, die Faust und Klinge bevorzugten und einen Mord persönlich nahmen. Sie fanden es ehrenhafter, dem Gegner von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, als ihn aus der Ferne auszuschalten.
    Das konnte sie respektieren, und sie war dankbar dafür.
    »Ihr Mädchen seid nicht von hier«, sagte jemand mit starkem irischem Akzent.
    Finley und Emily drehten sich zu dem Sprecher um. Es war ein junger Mann, nicht viel älter als sie selbst. Er war groß und schmal, das dunkelbraune Haar schimmerte in der Sonne. Sein Hemd und die braunen Hosen waren an mehreren Stellen geflickt und hatten vom häufigen Waschen eine schmutzig graue Farbe angenommen. Trotzdem stand er vor ihnen, als gehörte ihm die ganze Stadt.
    Unverschämter Kerl, dachte Finley. »Wir suchen jemanden«, erklärte sie ihm.
    Er zog belustigt die Augenbrauen hoch. »Hier ist sicher niemand, den ihr kennenlernen wollt, meine englischen Damen.«
    Finley lächelte kühl. »Du weißt ja gar nicht, wen wir suchen, irischer Bengel.« Sie starrte ihn an, bemerkte aber aus dem Augenwinkel, dass sich bereits einige Leute um sie versammelt hatten. Verdammt auch.
    »Ihr seid hier nicht erwünscht«, rief eine Frau hinter ihnen. »Geht lieber wieder dahin zurück, wo ihr hergekommen seid.« Ein freundlicher Ratschlag war es nicht.
    Finley drehte sich um. Das Mädchen war ungefähr so groß wie sie, aber etwas kräftiger und hatte dunkle Haare und hellblaue Augen. Hinter ihr stand ein weiteres Mädchen mit dunkler Haut und von einer exotischen Schönheit, die durch die lavendelfarbenen katzenhaften Augen noch verstärkt wurde. Von ihr ging die wahre Gefahr aus, nicht von ihrem Sprach rohr. Trotzdem nahm Finley an, dass das Katzenmädchen nicht sofort zum Angriff übergehen würde.
    »Gern«, antwortete sie. »Sobald jemand uns sagt, wo wir Reno Dalton finden können, verschwinden wir wieder.«
    »Dalton?«, fragte das Mädchen mit den Katzenaugen. Ihre Stimme war dunkel und weich und verriet keinerlei Feindseligkeit, und doch spürte Finley die Gefahr fast körperlich. »Was wollt ihr von ihm?«
    »Nimm’s nicht persönlich«, antwortete Finley, »aber das geht nur uns etwas an.« Sie wollte Jaspers Namen nicht nennen, weil Dalton sonst möglicherweise davon erfahren hätte.
    Das Mädchen nickte. »Meinetwegen.«
    »Wahrscheinlich hat er sie geschwängert«, höhnte der Junge mit den braunen Haaren, während er Finley mit Blicken abtastete, die ihr vorkamen wie zwei schmutzige Hände.
    Flankiert von zwei weiteren Burschen mit rotbraunen Haaren trat das Mädchen mit den blauen Augen vor. Einer der Jungs hatte einen Kricketschläger in der Hand. »Wir mögen es nicht, wenn Fremde hier eindringen und Ärger machen.«
    Finley zuckte mit keiner Wimper. Sie drehte den Kopf zu Emily herum, ohne die anderen aus den Augen zu lassen. »Verschwinde hier«, befahl sie. »Auf der Stelle.«
    Ihr blieb keine Zeit mehr, sich zu überzeugen, ob ihre Freundin auf sie gehört hatte. Aus dem Nichts kam eine Faust geflogen. Sie wich zwar aus, bekam aber dafür den Baseballschläger gegen den Kopf. In ihrem Schädel explodierten Schmerzen, und außerdem erwachte nun der Teil in ihr, der nicht daran gewöhnt war, auf diese Weise begrüßt zu werden. Als der nächste Hieb kam, lenkte sie ihn ab und schlug zurück. Ihre Faust traf einen Unterkiefer. Wieder und wieder schlug sie zu, doch für jeden Gegner, den sie niederstreckte, schien es zwei weitere zu geben, die seine Stelle einnahmen. So schnell sie auch war, sie konnte nicht allen entkommen, und wenn jemand sie zu Boden warf, wäre es um sie geschehen.
    Auf einmal fuhren zwei Angreiferinnen – eine hatte Finley gerade eben so fest auf den Mund geschlagen, dass die Lippe aufgeplatzt war – zurück und krümmten sich, als hätten sie einen Anfall. Dann folgten zwei weitere ihrem Beispiel. Was von der Bande noch übrig war, stellte den Angriff ein und zog sich zurück.
    Finley schüttelte den Kopf, um wieder zu sich zu kommen, und hob die Hand zum Mund, ehe sie sich umsah. Was sie dann beobachtete, ließ sie trotz der aufgesprungenen Lippe grinsen.
    Emily stand ein paar Schritte entfernt und hatte

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