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Das Maedchen mit dem Flammenherz

Das Maedchen mit dem Flammenherz

Titel: Das Maedchen mit dem Flammenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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beide Hände ausgestreckt. Sie trug Handschuhe mit metallenen Fingerspitzen, die in der plötzlich eingetretenen Stille knisternde Funken versprühten.
    »Zurück«, knurrte das kleine Mädchen. »Sonst bekommt ihr anderen das hier auch noch zu spüren.«
    Finley hätte sie umarmen können – hätte sie nicht fürchten müssen, dass sie dann ebenso enden würde wie die Angrei ferinnen, die am Boden lagen. Emily war wütend, wirklich wütend.
    »Ihr solltet euch was schämen«, rief sie mit kräftiger, klarer Stimme, die vor Zorn bebte. In diesem Moment war ihr Akzent besonders stark. »Seht euch nur an. Ihr habt Irland verlassen, um der Gewalt und den Schwierigkeiten dort zu entkommen, und was ist aus euch geworden? Ihr seid Schlägertypen, die sich gegen ein Mädchen zusammenrotten, das nur etwas wissen will. Feiglinge seid ihr, und ihr denkt lieber mit den Fäusten als mit den Köpfen, die Gott euch gegeben hat. Wenn eure Vorfahren sehen könnten, wie ihr in diesem Land den Namen und den Stolz Irlands in den Dreck zieht, würden sie sich weinend im Grab umdrehen.«
    Sogar Finley war beschämt, obwohl in ihren Adern kein einziger Tropfen irischen Blutes floss. Sie betrachtete die betretenen Mienen der Einheimischen, die sie noch vor ein paar Augenblicken hatten totprügeln wollen.
    Auch Emily funkelte sie an. Ihre grünen Augen blitzten vor Zorn. »Ich habe mich noch nie im Leben so geschämt wie jetzt. Ihr seid eine Schande für unsere Heimat.«
    Nicht einmal die imposante Miss Clarke – eine Gouvernante, der Finley einmal einen Schlag auf den Mund versetzt hatte – wäre fähig gewesen, diese Meute zu so einem mürrischen, verlegenen Haufen zurechtzustutzen, wie Emily es gerade mit ihrem leidenschaftlichen Ausbruch und den blitzenden Fingerkuppen getan hatte.
    »Dalton sieht sich gern im O’Dooley’s die Kämpfe an«, erklärte ihnen das dunkle Mädchen. Sie trat vor und stellte sich zwischen die Neuankömmlinge und die Meute. Obwohl Emily die Menge zur Ruhe gebracht hatte, wandte sie sich an Finley. »Heute Abend ist dort ein Kampf, also müsstet ihr ihn dort finden. Aber passt auf, irgendein vornehmer Pinkel schnüffelt herum und will ebenfalls etwas über ihn wissen. Er dürfte gut abgeschirmt sein.«
    Finley sah Emily nicht an, um niemandem zu verraten, dass sie den vornehmen Pinkel, der natürlich niemand anders als Griffin war, sehr gut kannten.
    Die Katzenfrau musterte Finley. »Es heißt, Dalton mag harte Mädchen.«
    Finley grinste und war sich sehr bewusst, dass ihr Mund blutig geschlagen war. »Dann wird er mich anhimmeln.«
    Zurück im Hotel – sie waren durch den Hintereingang hineingeschlichen, weil Finley nicht zerfetzt und mit blutiger Kleidung durchs Foyer spazieren wollte –, nötigte Finley Emily das Versprechen ab, Griffin gegenüber kein Wort über die Ereignisse in Five Points verlauten zu lassen, und ganz besonders nicht über die Rauferei.
    »Du sagst es ihm aber selbst, oder?«, drängte Emily, sobald sie ihre Etage erreicht hatten. Sie folgte Finley in ihr Zimmer.
    Finley schielte sie aus dem Augenwinkel an, als sie den Schlüssel ins Schloss steckte. »Klar doch. Deine elektrischen Handschuhe sind übrigens eine tolle Erfindung.«
    »Manche Leute denken, sie könnten mir wehtun, nur weil ich so klein bin. Aber mir wird nie wieder jemand wehtun.« Als Finley Emilys Blick sah, hätte sie ihre Freundin am liebsten fest in die Arme geschlossen. Sie hielt sich gerade noch zurück.
    »Alles klar.« Sie war zu klug, um nachzufragen. Emily würde ihre Geheimnisse schon offenbaren, wenn sie dazu bereit war.
    »Wann willst du es ihm sagen?«, bohrte Emily nach, als Finley die Tür öffnete.
    »Vielleicht wenn er hier hereinstürmt und verkündet, dass er und Sam sich heute Abend einen Kampf ansehen wollen und Mädchen dort nichts zu suchen haben.« Sie machte sich keine Illusionen. Griffin hatte gewiss ebenfalls herausgefunden, dass Dalton am Abend im O’Dooley’s erscheinen würde.
    Emily zog eine finstere Miene und rümpfte die sommersprossige kleine Nase. »Eigentlich weiß er doch, dass du auf dich aufpassen kannst.«
    »Hm, aber im Moment schmollt er mit mir.« Als sie es erwähnte, erwachte auch ihr eigener Zorn. »Vielleicht sage ich ihm überhaupt nichts von der Prügelei. Würde es ihn nicht mächtig wurmen, wenn wir zwei geschafft haben, was er und Sam nicht zuwege gebracht haben?« Sie grinste das andere Mädchen an.
    Emily zog eine Augenbraue hoch, und in dieser kleinen Geste

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