Das Maedchen mit dem Flammenherz
Dinge getan hatten, war aber sehr in Versuchung, den Kragen anzustupsen, nur um zu sehen, was geschehen würde. Sie widerstand dem Impuls.
»Miss Finley«, begrüßte Dalton sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Es ist schön, Sie zu sehen.«
Sie grinste. »Tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe. Ich musste einen Teil des Wegs zu Fuß gehen.«
»Haben Sie sich mit unserem Besucher auseinandergesetzt?«
»Ihm wird morgen das Kinn wehtun, und sein Stolz dürfte etwas gelitten haben, aber ihm ist nichts Ernstes passiert.«
»Unterdessen bin ich ohne großes Aufsehen mit den Dokumenten entwischt.« Er lächelte sie anerkennend an. »Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, Miss Finley.«
»Gern geschehen. Darf ich jetzt fragen, was Sie damit vorhaben?«
Immer noch lächelnd stellte Dalton seine Kaffeetasse ab. »Fragen dürfen Sie, aber ich bin im Moment noch nicht geneigt, Ihnen zu antworten.«
Sie richtete sich trotzig auf. »Ich dachte, ich habe Ihnen gerade bewiesen, dass Sie mir vertrauen können.«
Dalton lächelte beschwichtigend. Wahrscheinlich konnte er mit seinem Charme sogar dem Tod von der Schippe springen. »Sie haben gute Arbeit geleistet, und ich bin beeindruckt. Ich würde Sie gern in meine Gruppe aufnehmen. Wenn Sie sich uns anschließen, vertraue ich Ihnen auch gern wichtige Informationen an.«
Sie zuckte mit den Achseln. Es gefiel ihr nicht, aber wenn sie in die Bande eindringen wollte, musste sie seine Bedingungen akzeptieren. »Na schön. Was kommt als Nächstes?«
Noch nie hatte sie jemand so aufmerksam angestarrt wie Dalton in diesem Moment. Der Blick seiner eisblauen Augen schien sie förmlich zu durchbohren.
»Ich kann auch gern ein Foto von mir machen lassen. Das können Sie dann so lange anstarren, wie Sie wollen«, informierte sie ihn.
Dalton lächelte, wandte sich von ihr ab und richtete die Aufmerksamkeit auf Jasper, der so still war, dass sie ihn inzwischen fast vergessen hatte. Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Auch Mei war schweigsam. Die beiden verhielten sich wie Kinder, die sich beobachtet fühlten und keinen Mucks von sich gaben.
»Ich möchte, dass Sie morgen meinen Freund Jasper bei einem Auftrag begleiten. Sorgen Sie dafür, dass er den Job erledigt, und kehren Sie mit ihm zurück. Seien Sie morgen um elf Uhr hier.«
Als Finley Jaspers Blick suchte, entdeckte sie alles, was sie wissen musste. Gut möglich, dass er früher falsche Entscheidungen getroffen hatte, aber er machte keinesfalls aus freien Stücken in Daltons Bande mit. Wenn sie morgen tat, was Dalton von ihr verlangte, würde sie wohl endlich herausfinden, was hier los war.
Sie zuckte erneut mit den Achseln. »Meinetwegen. Also um elf.«
Dalton hob seine Tasse. »Bringen Sie alles mit, was Ihnen gehört. Sie werden von jetzt an hier leben.«
Auch wenn sie es unterdrückte, sie konnte nicht ganz vermeiden, dass sie unwillkürlich zusammenzuckte. Dalton bemerkte es. Sie kniff die Augen zusammen. »Wie hoch ist die Miete?«
Er trank einen Schluck Kaffee und stellte die Tasse wieder auf den Tisch. »Immer mit der Ruhe, meine Liebe. Es gibt keinen Haken dabei. Sie gehören jetzt zu meiner Mannschaft. Zu meiner Familie. Deshalb wohnen Sie auch hier.«
Damit wurde es natürlich erheblich schwieriger, Informationen an Griffin, Emily und Sam zu übermitteln, aber sie hatte ja noch den tragbaren Telegrafenapparat und konnte sich vielleicht hin und wieder davonstehlen. Außerdem war dies genau das, was sie wollte. Sie wollte in der richtigen Position sein, um Jasper zu helfen.
So oder so, es wäre nicht ratsam gewesen, allzu glücklich zu wirken. »Nur damit das klar ist, ich werde keinerlei unschickliches Verhalten dulden.«
»Unschickliches Verhalten?« Er ahmte ihren Akzent auf so grausame Weise nach, dass sie Lust bekam, ihn stellvertretend in Queen Victorias Auftrag zu ohrfeigen. »Meine Süße, ich will nicht verhehlen, dass Sie die Art Mädchen sind, die mein Herz lichterloh entflammt, aber Sie sind nicht zu meinem Vergnügen hier. Dem kann ich auch anderswo nachgehen. Solange Sie tun, was ich sage, kommen wir gut zurecht.«
Beinahe hätte Finley geseufzt. Warum waren die gut aussehenden Männer immer so eingebildet?
Sie beugte sich vor, blickte ihm direkt in die funkelnden Augen und sagte: »Sie wissen, dass ich Ihnen den Hals brechen könnte, als wäre er ein Hühnerknochen.«
Sie hörte Meis erschrockenes Keuchen, wandte aber nicht den Blick ab. Zweifellos warf auch Jasper ihr böse
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