Das Maedchen mit dem Flammenherz
Anscheinend findet dort ein Galaempfang statt, und davon dürfte es nicht allzu viele geben.«
»Viel mehr fällt mir dazu auch nicht ein«, gab sie zu, während sie wieder ausholte. »Im Laufe einer Saison bekommen die Angehörigen der Oberschicht Dutzende Einladungen zu ganz ähnlichen Veranstaltungen. Nur selten halten sich alle an ein und demselben Ort auf. Ich glaube wie du, dass im Museum nicht allzu viele Galaabende stattfinden. Ich schicke Griffin später eine Nachricht.«
Jasper grunzte, als sie den Sandsack so fest traf, dass es ihn einen halben Schritt zurückwarf. »Du musst ihm auch sagen, dass wir morgen Abend ins Olympia gehen.«
»Wie hast du es nur geschafft, ein Stück des Apparats im Theater zu verstecken?«
»Damals war es noch nicht fertig. Ich habe als Bauarbeiter gearbeitet.« Er lehnte sich gegen den Sandsack, der sich daraufhin bei ihrem nächsten Hieb kaum bewegte. Mit einem kräftigen Schlag konnte sie mühelos einen ausgewachsenen Mann niederstrecken, aber es war sinnlos, so grob mit dem Sandsack umzuspringen. Er würde nur zerreißen, und dann müsste sie ein paar hundert Pfund Sand wegräumen.
»Raffiniert.« Der nächste Schlag. »Ich sage Griffin Bescheid. Er müsste sich inzwischen erholt haben. Der Dummkopf wird aber sowieso dort auftauchen, ganz egal, wie es ihm geht.«
»Du hast mir noch gar nicht erzählt, was passiert ist.«
Das hatte sie tatsächlich vergessen. Seit ihrer Rückkehr an jenem Morgen waren sie nicht mehr allein gewesen. Herrje, war es etwa erst gestern gewesen, als Griffin beinahe gestorben wäre? »Er wurde in Mister Teslas Labor angegriffen.«
Jasper sah sie erschrocken an, ließ aber den Sandsack nicht los. »Von wem? Von Tesla?«
»Nein«, antwortete sie kichernd, obwohl die Situation eher ernst war. »Anscheinend hat Griffin im Äther ein Wesen bemerkt, das er als Schatten beschrieben hat. Es hing mit einer Maschine zusammen, die sich von selbst in Gang gesetzt und ihn angegriffen hat. Sam ist überzeugt, dass es ein böser Geist war.«
»Was meint Griffin dazu?«
Sie ließ einen linken Aufwärtshaken los. »Ihm fällt auch keine andere Erklärung ein, obwohl er so etwas noch nie erlebt hat. Das Ding hat ihn schwer verletzt, Jas.« Sie ließ die Fäuste sinken.
Jasper gab den Sandsack frei, legte das Gesicht an das Leder und sah sie an. »Geht es dir gut?«
Finley zuckte mit den Achseln. »Ja. Es war nur schrecklich, ihn so zu sehen.«
»Er tut immer so, als wäre er unverwundbar.« Jasper grinste. »Ihr zwei seid wie ein Wirbelsturm, der gegen einen Berg prallt.«
Sie lächelte und musste nicht erst fragen, wer seiner Ansicht nach dabei welche Rolle spielte.
»Ich möchte wetten, dass Seine Durchlaucht es nicht mag, wenn du dich bei Dalton herumtreibst.«
Auch sie lehnte sich gegen den Sandsack. »Meinst du, weil Dalton so gut aussieht? Kann sein. Aber er würde es niemals zugeben.«
Jasper zog eine Augenbraue hoch. »Ich meinte eher, dass du anscheinend Typen von zweifelhaftem Charakter bevorzugst. Du stehst gern außerhalb des Gesetzes.«
Sie runzelte die Stirn. »Ich mag keine Typen von zweifelhaftem Charakter. Und ich bin auch nicht sicher, ob es mir gefällt, wenn man mir nachsagt, ich würde gern eine Verbrecherlaufbahn einschlagen.«
Er legte den Kopf schief. »Dann erkläre mir jetzt feierlich, dass dir dieses Leben nicht gefällt.«
Das wäre tatsächlich eine Lüge gewesen. »Natürlich ist es aufregend. Aber bisher war mein Leben bei Griffin auch nicht gerade langweilig.«
Jasper betrachtete sie, wie es ihr schien, mit einer Mischung aus Belustigung und Bedauern. »Du magst das Abenteuer und die Gefahr. Genau wie ich, als ich dazukam. Es ist schön, verbotene Dinge zu tun und nicht erwischt zu werden, solange niemand zu Schaden kommt. Aber hier werden Menschen verletzt, Finley. Besonders, wenn Dalton in der Nähe ist.«
»Spricht da die Stimme der Erfahrung?«, fragte sie ungezwungener, als ihr zumute war.
Er nickte. »Ganz recht. Ich habe gesehen, wie er einen Mann getötet hat, nur um seinen Standpunkt zu verdeutlichen. Es würde mir gar nicht gefallen, wenn du so wirst wie er.«
»Mir auch nicht«, stimmte sie zu.
Sie schwiegen. Jasper dachte mit gerunzelter Stirn über irgendetwas nach. »Finley, ich muss dich etwas fragen.«
So ernst war er nur selten, dieser Tonfall passte einfach nicht zu ihm. »Du hast mit Mei gesprochen«, antwortete sie. Das war die einzige Erklärung dafür, dass er ihrem Blick auswich.
»Hast
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