Das Maedchen mit dem Flammenherz
jüngeren Dame zusammenbrachten. »Du hast recht. Ich hatte nur gehofft, dass Emily und ich etwas mehr Zeit zusammen verbringen könnten, da Rale nicht da ist.«
»Du kannst sie dir jederzeit schnappen und mit ihr wegfahren«, schlug Griffin grinsend vor. »Wenn das nicht ihre Aufmerksamkeit erregt, ist ihr sowieso nicht mehr zu helfen.«
Anscheinend überlegte Sam ernsthaft, auf den Vorschlag einzugehen. Er half Griffin in den Mantel und dachte anschließend laut darüber nach, sich vielleicht noch einen Apfelkuchen schicken zu lassen.
Griffin fuhr mit dem Aufzug ins Foyer, und die alte Abneigung gegen beengte Räume erwachte gerade stark genug, um seinen Herzschlag zu beschleunigen. Wäre nicht der Bursche gewesen, der das verdammte Ding bediente, hätte er wahrscheinlich einen Schweißausbruch bekommen. Die Anwesenheit eines anderen Menschen dämpfte die Angst beträchtlich.
»Durchlaucht! Wie schön, Sie wiederzusehen!«
Griffin unterdrückte ein Stöhnen, als er sah, wer ihn aufhielt. Mit gezwungenem Lächeln wandte er sich an die zierliche Blondine. »Miss Astor-Prynn, guten Tag. Ich hoffe doch, es geht Ihnen heute Nachmittag gut?«
Sie verdrehte die strahlenden blauen Augen. »Sie glauben gar nicht, was ich heute erlebt habe, Durchlaucht. Zuerst hat meine Zofe«, sie nickte in die Richtung des eingeschüchterten kleinen Wesens, das ein paar Schritte hinter ihr stand, »meine Lieblingshaarbänder ruiniert, dann hat der Koch ein wahrhaft schreckliches Mittagessen serviert, und meine Schneiderin musste obendrein auch noch meinen Termin absagen, weil sie nach dem Biss einer Spinne völlig außer sich ist. Ich schwöre Ihnen, heutzutage ist es nahezu unmöglich, gutes Personal zu bekommen.«
O du süßer Untergang. War sie denn wirklich so ein Hohlkopf? Ja, er sah es ihr förmlich an. Sie war es. »Sie haben mein vollstes Mitgefühl. Nun will ich beileibe nicht unhöflich sein, aber ich muss Sie bitten, mich zu entschuldigen. Ich bin unterwegs, um mich mit jemandem zu treffen.«
Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. Es tat nicht direkt weh, aber die Wunden zuckten unangenehm. Ihr Hut hatte eine breite Krempe und war mit Straußenfedern geschmückt. Als sie sich jetzt vertraulich vorbeugte, strichen ihm die Federn fast über das Gesicht. Er pustete, um sie loszuwerden.
»Ich hoffe, Sie fühlen sich nach dieser unglücklichen … Auseinandersetzung wieder besser. Wie ich sehe, haben Sie ja nicht einmal eine Prellung davongetragen!«
Natürlich nicht – dafür sorgten die Organellen. »Ja, es ist so, wie ich es der Polizei gegenüber ausgesagt habe. Ich bin ziemlich sicher, dass das Mädchen Chloroform oder sonst etwas benutzt hat. Sonst hätte sie mich ja nicht einfach ohnmächtig schlagen können.« Glücklicherweise hatten sich die Beamten bereitwillig dieser Darstellung angeschlossen. Das war viel leichter zu verstehen als die Tatsache, dass Finley außergewöhnliche Kräfte besaß, was er ihnen aber sowieso nicht verraten hätte.
»Es freut mich sehr, dass Sie die Tortur schadlos überstanden haben. Meine Schulter tut immer noch weh, nachdem mich dieses schreckliche Geschöpf angerempelt hat.«
»Das tut mir wirklich leid. Vielleicht sollten Sie lieber einen Arzt aufsuchen.« Am besten sogar gleich an Ort und Stelle, damit er seine Ruhe hatte. Er war nicht in der Stimmung, mit ihr zu flirten und charmant zu sein; schon an guten Tagen war er darin nicht sonderlich geschickt.
Das Mädchen wedelte geringschätzig mit einer Hand. Sie war ein hübsches kleines Ding, aber irgendetwas an ihr ging ihm fürchterlich auf die Nerven und verärgerte ihn – als hätte sie einen Tic. »Es ist nichts Ernstes, und es wird mich nicht davon abhalten, morgen Abend ins Theater zu gehen. Werden Sie auch kommen, Durchlaucht?«
»Um welches Theater handelt es sich?«
Sie lachte, als hätte er einen Scherz gemacht. »Natürlich das Olympia! Es ist momentan das einzige mit einer sehenswerten Aufführung.«
Ob es etwa genau das Theater war, das auch Finley und Dalton besuchen würden? Dies konnte kein Zufall sein. »Wirklich? Dann muss ich natürlich unbedingt hin. Die Theatervorstellungen in New York sind ja berühmt.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Das ist wohl nichts im Vergleich zu den Londoner Bühnen. Schließlich haben Sie Lillie Langtry.«
»Ich glaube, sie arbeitet jetzt auf dieser Seite des großen Teichs.« Das war auch so ziemlich das Einzige, was er über die alternde Schauspielerin wusste. Kirby stand
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