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Das Maedchen mit dem Flammenherz

Das Maedchen mit dem Flammenherz

Titel: Das Maedchen mit dem Flammenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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fuhr fort: »Ich könnte natürlich vor allem unterhalb des Halses zuschlagen.«
    Finley dachte einen Augenblick lang, Mei werde sich aus Daltons Griff losreißen und über das Seil springen. Doch das kleinere Mädchen blickte nur zwischen Jasper und Dalton hin und her und schüttelte den Kopf.
    So seltsam es war, Finley empfand dabei eine gewisse Enttäuschung. Wenn Mei auf sie losging, musste sie tatsächlich kämpfen. Mei würde versuchen, sie ernstlich zu verletzen, wäh rend Jasper vor allem darauf abzielte, Dalton nicht merken zu lassen, wie schnell er wirklich war. Wo war Sam, wenn sie ihn brauchte? Sie wollte mit einem Gegner trainieren, bei dem sie sich etwas anstrengen musste, um zu siegen.
    Es sprach nicht sehr für ihre Charakterbildung – oder wenigstens glaubte sie dies –, dass Gewalttaten sie manchmal viel besser beruhigten als jedes andere Hilfsmittel. Nur Griffin hatte es geschafft, anders damit umzugehen. Es hatte mit ihrer Aura und der ätherischen Ebene zu tun. Sie verstand es nicht ganz, aber das war wohl auch nicht nötig. Trotz seiner Überheblichkeit und der widerwärtigen Tatsache, dass er oft recht behielt, diente Griffin ihr inzwischen als Anker. Er war der einzige Mensch, dem sie weit genug vertraute, um die Mauern fallen zu lassen.
    Sie kämpften noch etwa zwanzig Minuten, ehe sie das schweißtreibende Training beendeten. Ihre anfängliche Unruhe war verflogen, und sie wollte Griffin endlich die Informationen schicken, die Jasper ihr gegeben hatte.
    Zum Abschluss schüttelte sie Jasper die Hand und bedankte sich für das Training, dann sah sie ihm nach, wie er mit Mei auf Daltons Anweisung hin den Raum verließ. Dalton sah den beiden nicht nach, sondern hielt den Blick auf Finley gerichtet und starrte sie unverwandt an.
    Jetzt kommt es, dachte sie. Wenn er überhaupt etwas von ihr wollte, würde er es in diesem Moment zeigen. Sie wusste, was ihr bevorstand, seit sie gehört hatte, dass er grobe Mädchen mochte.
    Als er auf sie zukam, hatte sie Mühe, äußerlich locker zu bleiben. Dabei empfand sie ihn wie eine hungrige Katze, die eine Maus belauerte, nur dass Dalton ihr nichts Böses antun wollte. Mit Frauen ging er offensichtlich ganz anders um als mit Männern.
    Schließlich stand er so dicht vor ihr, dass sie beinahe seinen Atem auf der Haut spürte. »Du hättest ihn zu Brei schlagen können. Warum hast du es nicht getan?«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. Meinte er das etwa ernst? »Weil wir auf der gleichen Seite stehen. Und weil er morgen möglicherweise nicht das tun könnte, was er soll, wenn ich ihn zusammenschlage. Ich muss nicht immer und überall gewinnen.«
    Dalton setzte schon wieder das ungenierte Lächeln auf. »Das ist der Unterschied zwischen dir und mir.«
    Wie viele Mädchen waren ihm wohl schon zum Opfer gefallen? Sie wollte nicht in diese Gruppe gehören. Finley kannte düstere und charmante Männer, und Dalton war nicht der charismatische Jack Dandy. Jack hatte seine Ehre, aber Dalton war … er war einfach nur gefährlich. Vielleicht könnte sie in Versuchung geraten, mit ihm durchzubrennen, wenn ihre dunkle Seite stärker wäre, aber im Moment dachte sie vor allem daran, dass sie, wenn dies alles vorbei war, zu Griffin und Emily zurückkehren wollte. Sogar zu Sam. Natürlich hatte sie nichts dagegen, wenn es noch eine Weile dauerte, denn sie genoss die Ränkespiele und die Gefahr, aber das war es auch.
    Beinahe war sie geneigt, sich selbst zu glauben.
    Er bot ihr sein Taschentuch an, und sie nahm es. Sie hasste es, wenn ihr der Schweiß in die Augen lief. Während sie sich die Stirn abtupfte, betrachtete sie ihn. »Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich ihn verprügelt hätte? Ich kann den Menschen wehtun, aber das heißt nicht, dass ich es immer tun muss. Manchmal ist die Androhung von Gewalt eine viel bessere Waffe als die Faust oder die Klinge.« Sie war nicht sicher, woher sie das wusste, aber es klang gut.
    Dalton streckte die Hand nach einer Haarlocke aus, die sich aus den Stäben am Hinterkopf gelöst hatte. »Du bist eine außergewöhnliche Frau, Finley Bennet.«
    Sie wusste, dass er ihr nur schmeicheln wollte, aber es war nett, als Frau bezeichnet zu werden. »Ja«, antwortete sie ohne den geringsten Stolz. »Das bin ich.« Es war eine schlichte Tatsache – sie war wirklich außergewöhnlich. Aber andererseits galt das auch für Wildcat McGuire und Emily.
    Sogar für Mei.
    »Ich muss zugeben, dass ich kein großer Kämpfer bin«, gestand er, während

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