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Das Maedchen mit dem Flammenherz

Das Maedchen mit dem Flammenherz

Titel: Das Maedchen mit dem Flammenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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Treppe –, blieb er im Schatten, um unbemerkt die Bewohner beobachten zu können. Er war überrascht, dass Kirby nicht schon längst dort war. Anscheinend beobachtete der Mann Dalton und seine Kumpane recht oft.
    In den großen Fenstern im Erdgeschoss waren die Vorhänge zurückgezogen. Lampen warfen ein sanftes Licht in den Raum, sodass er deutlich zwei Personen beobachten konnte.
    Es waren Finley und Dalton. Sie spielten ein bizarres und gefährliches Spiel. Dalton warf einen Dolch nach ihr, den sie mitten im Flug am Griff packte und zurückwarf. Hatten die beiden denn keine Vorstellung von ihrer Sterblichkeit und keine Achtung vor ihrer Sicherheit und ihrem Leben?
    Dann fiel ihm ein, wie sie auf dem Flug nach New York auf dem Bug des Luftschiffs gesessen hatte. Ihr war nicht im Traum eingefallen, sie könne hinunterstürzen. Anscheinend hielt sie sich wie viele junge Menschen für unsterblich, aber ein Sturz aus mehreren Tausend Fuß Höhe würde sogar Sam und natürlich auch sie umbringen.
    Ihm blieb fast das Herz stehen, als sie den Dolch einen Fingerbreit vor dem linken Auge auffing. Die Waffe hätte sie getötet, wenn sie nicht im letzten Moment zugepackt hätte. Der Gedanke drehte ihm den Magen um, und ihm wurde übel. Und was tat diese Idiotin? Sie lachte.
    Dies war bestimmt keiner jener Augenblicke, in denen er sie küssen wollte. Er wollte ins Haus stürmen, Dalton einen Schlag auf die Nase versetzen, Finley über seine Schulter werfen und sie ins Hotel zurückbringen, wo sie hingehörte.
    Natürlich tat er nichts dergleichen. Zuerst einmal musste Finley dort bleiben, wenn sie Jasper helfen und dafür sorgen wollten, dass Dalton für seine Verbrechen büßen musste. Zweitens … offenbar fühlte sie sich dort sogar wohl. Sie vertraute Dalton so weit, dass sie ihn mit einer tödlichen Waffe nach sich werfen ließ. Er vertraute ihr so weit, dass er sie zurückwerfen ließ. Keiner der beiden machte sich Sorgen, er könnte hintergangen oder verletzt werden.
    Dalton war gefährlich und wahrscheinlich mehr als nur ein bisschen verrückt. Damit sprach er Finleys dunkle Seite an. Seit einiger Zeit sah es so aus, als dominiere diese Seite ihrer Persön lichkeit. Dieser Teil von ihr war mit Griffins Welt nicht zufrieden. Dort gab es zwar Aufregung genug, aber häufig wurde jemand verletzt, und große Belohnungen konnte man nicht erwarten.
    Würde sie zu ihm zurückkehren, wenn dies vorbei war? Oder würde sie sich für Dalton entscheiden?
    Gerade als ihm dieser Gedanke kam, drehte Finley den Kopf und blickte aus dem Fenster. Ohne es selbst zu bemerken, war er aus dem Schatten in das Licht getreten, das eine Laterne auf die Straße warf. Nun konnte sie ihn sehen, und mit ihren scharfen Augen konnte sie ihn vermutlich so deutlich erkennen wie am Tag.
    Das Lächeln wich aus ihrem Gesicht, als sie einander anstarrten. Schließlich legte sie den Dolch auf den Tisch und trat ans Fenster. Sie presste die Hand an die Scheibe, als wollte sie ihm winken. Zeigte ihre Miene Schuldgefühle, oder vermisste sie auch ihn?
    Sie drehte sich um und sagte etwas zu Dalton, dann blickte sie wieder hinaus, krümmte die Finger und hob die Hand, während sie einen Schritt zurücktrat.
    Dann zog sie mit einem Ruck den Vorhang zu.
    Griffin schob die Hände in die Hosentaschen, machte auf dem Absatz kehrt und ging zu seinem Hotel zurück. Sie hatte es getan, damit Dalton ihn nicht sah. Bestimmt nicht, weil sie ihn draußen halten wollte. Er ermahnte sich selbst, Finley zu vertrauen. Ja, er vertraute ihr.
    Nur dass dies eben nicht der Wahrheit entsprach. Oder jedenfalls traute er ihr nicht so weit, wie es nötig war. Nicht so weit, wie er es umgekehrt von ihr erwartete. Und das war das Schlimmste daran.
    Das Olympia Theatre befand sich am Longacre Square zwischen der 44th und der 45th Street. Laut der New York Times hatte es eine der beeindruckendsten Fassaden am Broadway. Jedenfalls wenn man Dalton glauben konnte. Jasper fand das Gebäude pompös und bombastisch. Er gab nichts auf die französische Renaissance, von der Dalton so begeistert war. Die Architektur hatte jedenfalls keine Rolle gespielt, als Jasper das letzte Teil des Geräts in diesem Gebäude versteckt hatte.
    Vielmehr hatte er es im Theater untergebracht, weil er wusste, dass es dort schwierig zu bergen war – sogar noch schwieriger als das Stück bei Wildcat. Immerhin kannte er Wildcat gut genug, um zu wissen, dass sie aufhören würde, ihn zu verprügeln, sobald sie der

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