Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
Vom Netzwerk:
hindurchschauen. »Wie würdest du es denn beschreiben?«
    Verunsichert zog sie die Hand zurück, beherrschte sich aber und sprach nicht aus, was sie gerade noch gedacht hatte. »Was ist mit Sam passiert? Als er hinausgestürmt ist, hat das ganze Haus gebebt.«
    »Da gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten.« Wieder grinste er schief. »Übrigens ein netter Versuch, das Thema zu wechseln.« Er deutete zum Sofa. »Setz dich doch.«
    Am liebsten wäre sie weggerannt, aber irgendwie wollte sie auch bleiben. Sie war nicht sicher, was klüger war, ging aber fügsam über den Teppich zu dem violetten Brokatsofa. Als sich Griffin am anderen Ende niederließ, verkrampfte sie sich.
    »Nur die Ruhe«, sagte er. »Ich werde dir nichts tun. Ich bezweifle sowieso, dass es mir gelingen würde. Ich nehme an, du könntest mich noch durch die Gegend schleudern, wenn du eine Hand hinter den Rücken hältst.«
    Jetzt entspannte sich Finley tatsächlich ein wenig – wie auf Befehl.
    »Und ich nehme an, du bist nicht ganz so machtlos, wie du mich glauben machen willst.«
    Sie drehte sich um und sah ihn an.
    Das schien ihn zu amüsieren. Sie spürte genau, dass er keine Angst vor ihr hatte. »Glaubst du, ich stelle mich absichtlich schwach?«
    Sie nickte. »Damit die Leute glauben, sie hätten alles unter Kontrolle, während du in Wirklichkeit die Fäden ziehst.« Das entsprach der Wahrheit. Natürlich könnte sie ihn körperlich besiegen, aber was dann? Sie könnte weglaufen, doch sie trug nur ein Nachthemd, einen Kimono und dünne Pantoffeln. Wohin konnte sie gehen, um sich seinem Einfluss zu entziehen? Sie hatte sowieso schon genug Schwierigkeiten, und es war nicht nötig, sich noch weitere einzubrocken. Noch nicht.
    »Interessant.« Seine hellen Augen funkelten einen Moment lang, dann wurde er wieder ernst. »Und wenn ich dir nun sage, dass ich dir helfen kann, die Kontrolle zu behalten?«
    Sie runzelte die Stirn. »Die Kontrolle worüber?«
    »Über die Wildheit, die dich manchmal überkommt.« Er sagte es so beiläufig, als spräche er über eine Erkältung oder einen albernen Einfall.
    »Es passiert nur, wenn ich mich bedroht fühle oder Angst habe«, erklärte sie und bereute es sofort wieder. Sie hätte ihm die Finger in die hübschen Augen rammen sollen … Finley schob den Gedanken von sich.
    »Warst du deshalb gestern im Hyde Park? Hat dich jemand bedroht?«
    Sie nickte und wandte den Blick ab.
    »Felix August-Raynes?«, fragte er leise.
    Als die Furcht sie übermannte, schloss Finley die Augen. Natürlich wusste er es. Das Wappen auf ihrer Kleidung hatte er gewiss nicht übersehen.
    »Heute Morgen stand nichts in den Zeitungen, also nehme ich an, der Lump hat überlebt.«
    Trotzig schob sie das Kinn vor. »Sehe ich denn aus wie eine Mörderin?«
    Griffin lächelte. »Jack the Ripper war ein sehr umgänglicher Mensch.«
    »Aber sie haben ihn doch nie …« Irgendetwas in seiner Miene hinderte sie daran, den Einwand zu Ende zu bringen. »Lord Felix war ziemlich lebendig, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Allerdings dürfte er heute mit heftigen Kopfschmerzen erwacht sein.«
    »Die er sich zweifellos verdient hat.« Griffin lehnte sich an und schlug die Beine übereinander. Die Lederstiefel waren glatt und weich, die silbernen Schnallen glänzten im Licht. »Lord Felix hat genau wie die anderen aus Jack Dandys Truppe ein übersteigertes Selbstwertgefühl.«
    »Wer?«
    Er legte den Ellenbogen auf die Sofalehne und stützte den Kopf auf die Hand. So offen und vertrauensvoll – obwohl er wusste, zu was sie imstande war, fürchtete er sich nicht. Sie fragte sich, was für ein Ungeheuer in ihm hauste.
    »Die Dandys. Sie halten sich für die Herrscher der Straßen, sind aber nur ein paar verdorbene Flegel mit Metall im Gesicht. Dandy selbst ist dagegen genau das, was er zu sein behauptet.«
    Finley fragte sich, was er damit meinte. »Was willst du von mir?« Sie hatte genug von diesem sinnlosen Geplauder.
    Er schien nicht im Mindesten überrascht oder beleidigt. »Nichts. Noch nicht.«
    »Aber irgendwann wirst du etwas wollen.« Seltsam, wie enttäuschend sie es fand, dass er nun doch ihren Erwartungen gerecht wurde.
    »Wenn ich richtig liege und du dazu bereit bist, würde ich dir irgendwann gern vorschlagen, dich uns anzuschließen.«
    »Als was denn?« Soweit sie es sagen konnte, diente Emily ihnen als Konkubine. In diesem Haus spielten sich sicher alle möglichen perversen Dinge ab.
    Griffin lächelte

Weitere Kostenlose Bücher