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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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komplizierten Spiralmustern verziert, die sich bis zu den Fingern erstreckten. Innen am Handgelenk war eine kleine Sichtscheibe angebracht, die einen Zugang zu dem komplizierten Räderwerk erlaubte.
    Der neue Gast kicherte und zog die Hand zurück. »Verzeihung. Ich vergaß, wie erschreckend dies für manch einen ist.«
    »Nein«, antwortete Sam nachdenklich, den Blick immer noch auf die eigenartige Hand gerichtet. »Ich bin nur noch nie jemandem begegnet, der …« Jemandem, der wie ich zum Teil eine Maschine ist. »Entschuldigen Sie. Ich wollte Sie nicht beleidigen.«
    »Kein Problem, Mister … Mister Morgan?«
    Sam nickte und gab ihm seinerseits die Hand. »Sehr erfreut.«
    Der Gentleman lächelte und schlug ein. Das glatte Metall lag kühl in Sams Hand, und die Finger waren kräftig. Es fühlte sich an, als hätte er einen Panzerhandschuh berührt, und es war überhaupt nichts Erschreckendes oder Widerwärtiges daran. Leon Adamo schien sich nicht im Mindesten zu schämen.
    Sam erwiderte das Lächeln des Mannes. »Ich glaube, ich könnte tatsächlich etwas Gesellschaft brauchen.«
    Im King House war es still, so still wie in einer Kirche, als Finley mitten in der Nacht die Augen aufschlug. Der Mond warf lange Schatten in ihr Zimmer und strich mit Silberfingern über das Bett und einen Teil der Wand.
    Sie war unruhig und aufgeregt. Seit der merkwürdigen Unterhaltung mit Griffin hatte es den ganzen Tag in ihr gebrodelt.
    Führte er nun etwas Böses im Schilde oder nicht? Sie nahm es nicht an, aber sicher konnte sie natürlich auch nicht sein. Und dann diese unverständliche Bemerkung am Schluss. Was meinte er damit, dass er mindestens absolutes Vertrauen von ihr verlangte? Dieser überhebliche Lackaffe. Wie kam er nur auf die Idee, sie könnte bereit sein, ihm den dürren Hintern zu retten?
    Ja, sie war ziemlich aufgeregt. Sie wollte durch die vom Mond geküsste Nacht streifen und all die süßen, finsteren Orte aufsuchen, an denen die bösen Dinge lauerten. Vor allem wollte sie den großen, gemeinen Jack Dandy treffen und ein paar Takte mit ihm reden. Vielleicht wäre sogar Lord Felix da, und dann könnten sie beenden, womit sie begonnen hatten.
    Wie immer quietschte ein ängstlicher, vorsichtiger Teil in ihr protestierend. Das brave Mädchen mochte keinen Streit und schreckte vor Gewalt und Gefahr zurück. Das arme Würmchen. Es hatte keine Ahnung, dass Konfrontation die wichtigste Form des Selbstschutzes war, und wusste nicht, was für sie beide das Beste war.
    Finley glitt aus dem Bett und tappte barfuß über den Teppich zum Kleiderschrank. Griffin hatte sein Versprechen gehalten und ihr neue Kleidung besorgt. Jetzt besaß sie ein paar hübsche Konfektionssachen, die sie tragen konnte, bis der Rest fertig war. Sie zog schwarze Strümpfe an und hakte sie in das neue Strumpfband, das sie sich um die Hüften gelegt hatte. Als Nächstes waren die weichen schwarzen Lederhosen an der Reihe, die den größten Teil ihrer Oberschenkel bedeckten. Dann zog sie ein Samtkorsett an, verschnürte die hohen schwarzen Lederstiefel und schnappte sich einen langen schwarzen Samtrock, der ihr bis fast zu den Fußgelenken reichte. Schließlich raffte sie die Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammen und steckte ihn am Hinterkopf mit einem Stift fest. Stifte waren hervorragend geeignet, um Haare festzustecken. Außerdem gaben sie vorzügliche Waffen ab.
    Als sie bereit war, schlich Finley zum Fenster, öffnete es und spähte hinaus. Dann setzte sie sich auf die Fensterbank und schwang ein Bein hinaus. Flink wie eine Spinne kletterte sie die Außenmauer des Hauses hinab, indem sie sich mit Fingerspitzen und Zehen in den Fugen zwischen den Steinen festhielt.
    Ein paar Armlängen über dem Boden ließ sie los und landete geräuschlos im Gras. Es roch nach Regen, frisch aufgeworfener Erde und sommerlicher Hitze. Sie hatte gute Augen, die jedoch noch viel schärfer wurden, wenn die dunkle Seite zum Zuge kam. Dann waren all ihre Sinne verstärkt und besser als bei jedem anderen Menschen.
    Ein rascher Blick in die Runde zeigte ihr, dass sie allein war. Sie lief zu den Ställen, die Sam eine Weile vorher angesteuert hatte. Bisher war er noch nicht zurück, und die kleine Rothaarige – Emily – machte sich Sorgen. Finley hatte gehört, wie sie beim Essen mit Griffin gesprochen hatte. Er hatte sie be ruhigt, Sam gehe es sicher gut, doch auch er machte sich Sorgen, das hatte Finley genau gesehen.
    Ihr selbst war es natürlich egal,

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