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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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wie Griffin. »Nein, es geht nicht um Sam. Es geht um mich.«
    Griffin zog die Augenbrauen hoch. Emily sprach so gut wie nie über sich selbst und ihre Vergangenheit. Er war nicht sicher, ob er überhaupt hören wollte, was sie ihm gleich anvertrauen würde. »Worum geht es denn?«
    »In letzter Zeit habe ich einige … einige eigenartige Veränderungen an mir festgestellt.«
    Guter Gott. Hatte denn noch niemand mit ihr über diese Dinge gesprochen? Nicht einmal ihre Mutter? »Was für Veränderungen?«
    Nervös verflocht sie die Finger im Schoß. Von der Arbeit im Labor hatten die Fingernägel schwarze Trauerränder. »Weißt du noch, was du mir darüber erzählt hast, wie deine eigenen Fähigkeiten erwacht sind?«
    Er nickte. »Ich habe ein Gespenst gesehen.«
    »Vor drei Monaten hast du gesagt, du hättest manchmal das Gefühl, der Äther werde dich verschlingen, wenn du zu weit gehst.«
    Griff schloss die Augen. Das hätte er besser für sich behalten sollen. »Ich glaube, ich habe auch gesagt, dass meine Fähigkeiten stärker werden.«
    Sie rutschte nach vorn, bis sie auf der Stuhlkante saß. »Ich glaube … ich glaube, mit mir passiert was, Junge. Etwas Komisches.«
    Mit einer Mischung aus Neugier, Sorge und Verärgerung sah Griffin sie an und zog die Stirn kraus. »Was denn, Emmy?«
    »Es ist wohl besser, wenn ich es dir zeige.«
    »Na schön, dann zeig es mir.«
    Das Mädchen stand auf und ging zögernd zum Phonographen in der Ecke. Das Gerät wurde nicht auf die übliche Weise bedient, indem man eine Nadel auf eine flache Scheibe setzte. Emily hatte es umgebaut, und nun benutzte es Lochkarten aus Metall, die sie selbst entworfen hatte. Diese Karten verbogen sich nicht so leicht wie normale Schallplatten und bekamen keine Kratzer. Der Apparat musste auch nicht aufgezogen werden, da er über eine winzige eingebaute Dampfmaschine verfügte, die es ihm erlaubte, Lochkarte auf Lochkarte lange Zeit zu spielen.
    In den knielangen Rüschenhosen, dem weiten Hemd und dem schmutzigen Lederkorsett wirkte Emily winzig. Abwesend zupfte sie an einer hellroten Haarsträhne, während sie eine bleiche Hand zu der Maschine ausstreckte. Erstaunt sah Griff zu, wie der Phonograph zum Leben erwachte. Emily schloss die Augen und konzentrierte sich. Der Phonograph durchsuchte die Lochkarten, bis er ein Cembalokonzert gefunden hatte, das zu Emilys Lieblingsstücken gehörte. Als die Musik einsetzte, erhöhte sich auch die Lautstärke, dabei hatte Emily noch nicht einmal den Knopf gedreht, mit dem die Maschine gestartet wurde. Genau genommen war der Phonograph nicht einmal eingeschaltet.
    Die Musik spielte einige Augenblicke und brach abrupt ab, als Emily die Hand zurückzog und über die Schulter in Griffs Richtung blickte. Er konnte nicht erkennen, ob sie stolz oder verängstigt war.
    »Ich kann ihnen sagen, was sie tun sollen«, erklärte sie. »Den Maschinen. Manchmal glaube ich sogar, dass ich sie verstehen kann.«
    »Unglaublich.« Griffin war über die Maßen beeindruckt. Er lehnte sich an und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Ihm fehlten die Worte.
    Emily teilte seine Begeisterung nicht. »Was ist denn nur los mit mir?«
    Griffin hatte seine außerordentlichen Fähigkeiten schon in jungen Jahren entdeckt und war gar nicht auf die Idee gekommen, seine Freundin könnte diese neuen Möglichkeiten erschreckend finden. Für ihn war der Kontakt mit dem Äther etwas Selbstverständliches, das er nicht mehr missen mochte.
    »Schlummernde Fähigkeiten?« Er konnte nur Mutmaßungen anstellen. Dann dachte er eingehend nach. Hatte er nicht auch bei sich selbst im Laufe der letzten sechs oder zwölf Monate Veränderungen festgestellt? Subtile Veränderungen zwar, aber die Tatsache, dass seine eigenen Kräfte erheblich gewachsen waren, konnte er nicht verleugnen. So sehr, dass er manchmal um die Kontrolle ringen musste.
    »Wir entwickeln uns«, erklärte er schließlich. Es klang anmaßend, doch es gab anscheinend keine andere Erklärung. »Ich weiß nicht, wie oder warum, aber so sieht es aus.«
    »Was ist mit Sam?«, fragte Emily. »Hat er schon einmal neue Fähigkeiten erwähnt?«
    Griffin schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass er uns im Moment so etwas anvertrauen würde. Vielleicht bemerkt er die Veränderungen nicht mal oder schreibt sie seinen mechanischen Verstärkungen zu.«
    »Fragen können wir ihn auch nicht«, befand Emily. »Er ist schon wieder irgendwo unterwegs.«
    Dabei schaute sie ausgesprochen traurig

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