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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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er machte sich Sorgen. Bei ihrem letzten Ausflug hatte sie Jack Dandy aufgesucht, wenn das Wenige zutraf, was Cordelia ihrem Geist entnommen hatte. Gott allein wusste, in welche Schwierigkeiten sie sich jetzt schon wieder hineinritt. Er konnte versuchen, sie auf der ätherischen Ebene zu beobachten, aber das war gefährlich und ausgesprochen aufdringlich, und er würde ihr Vertrauen sicher nicht gewinnen, indem er es brach.
    Hoffentlich stieß Finley nichts zu. Und hoffentlich verletzte sie niemanden.

Acht
    ACHT
    F inley erwachte am nächsten Morgen völlig bekleidet. Was hatte sie gestern Abend getan? Wohin war sie gegangen? Als sie sich mit pochendem Kopf aufrichtete, kamen keine Erinnerungen.
    Sie betrachtete ihre Stiefel – kein Schmutz. Kein Blut an den Händen. Das war doch sicher ein gutes Zeichen. Die Knöchel der rechten Hand waren empfindlich und etwas angeschlagen, aber das hieß nicht, dass sie jemandem wehgetan hatte. Sie konnte sonst was getroffen haben. Leider halfen ihr diese Überlegungen nicht, die Furcht aus der Magengrube zu vertreiben.
    Es musste aufhören. So konnte sie nicht weitermachen, sie wollte keine Mrs. Hyde werden – und es wurde immer schlimmer.
    Griffin hatte ihr Hilfe angeboten, doch in den paar Tagen, die sie in seinem Haus verbracht hatte, war nichts geschehen, was sie glauben ließ, es gebe ein Heilmittel gegen diesen Wahnsinn. Es schien sogar, als kämen die Wechsel zwischen ihren beiden Seiten nun immer häufiger. Wenn Griff ihr nun doch nicht helfen konnte? Würde sie dann durchdrehen und wie ihr Vater als Monster enden?
    Der Gedanke drehte ihr den Magen um, und auf einmal brannten ihr die Tränen in den Augen. Hatte sich ihr Vater auch so hilflos und elend gefühlt?
    Nein, sie war ja gar nicht völlig hilflos. Es war nicht zu verkennen, dass Griffin irgendeine Art Macht über ihre dunkle Seite ausübte. Zweimal hatte er sie schon beruhigt, als das Chaos sie übermannen wollte. Wenn irgendjemand herauszufinden vermochte, wie man alldem ein Ende setzen konnte, dann war er es.
    Ein wenig tat sie sich leid, zugleich verspürte sie jedoch auch Zuversicht, als sie die Beine über die Bettkante schwang und aufstand. Sie zog die Sachen aus, die sie über Nacht getragen hatte, und entschied sich für frische, schwarzweiße Ringelsocken, einen schwarzen Rock, ein weißes Hemd und ein hübsches rosafarbenes Korsett mit schwarzer Samtborte. Alles war nagelneu und gehörte zu dem Vorrat an neuer Kleidung, mit der Griffin sie ausgestattet hatte.
    Seine Großzügigkeit behagte ihr nicht. Sie war nicht daran gewöhnt, dass andere Menschen und ganz besonders junge Männer ohne Hintergedanken nett zu ihr waren. Dieses Misstrauen hegten sie und ihre dunkle Seite gemeinsam. Dennoch war sie bereit, ihm zu vertrauen. Er hatte mit ehrlichem Entsetzen auf die Neuigkeit reagiert, dass sein Vater mit dem Niedergang ihres Vaters zu tun gehabt hatte. Vielleicht war er der Ansicht, er sei es ihr schuldig, alles zu tun, was in seinen Kräften stand, damit sie nicht das gleiche Schicksal erlitt.
    Als sie angezogen war, steckte sie das Haar seitlich zu zwei unordentlichen Kränzen zusammen. Sie blinzelte und beugte sich zum Spiegel vor. War dort nicht eine schwarze Strähne in den Haaren? Tatsächlich. Sie begann an den Haarwurzeln, erstreckte sich einige Fingerbreit und brach abrupt ab. Es war, als hätte jemand die Strähne gefärbt und mittendrin damit aufgehört. Seltsam. Sie fand, dass es ganz hübsch aussah, doch es wäre besser gewesen, wenn die Färbung bis zum Ende der unregelmäßigen Locken gereicht hätte.
    Finley verließ ihr Zimmer und lief die Treppe zur Eingangshalle hinunter. Dort begegnete sie Emily, die ein Metalltablett mit medizinischen Instrumenten vor sich hertrug. Das kleine Mädchen wirkte müde und bekümmert, die Augen waren rot gerändert. Finley blieb stehen.
    »Geht es dir nicht gut?«, fragte sie.
    Emily hob den Kopf, als hätte sie Finley noch gar nicht bemerkt. »Oh«, sagte sie. »Du bist es. Ich wollte sowieso gerade zu dir.«
    Finley zog die Augenbrauen hoch, als die Irin mit gerunzelter Stirn verstummte und offenbar ihren Gedanken nachhing.
    »Was willst du denn von mir?« Jetzt fiel ihr auf, dass Emily kein Stirnband trug, wie sie zuerst angenommen hatte, sondern eine seltsame Schutzbrille mit übereinander verschiebbaren Linsen auf winzigen Messingärmchen.
    Das widerspenstige Haar flog durch die Luft, als Emily den Kopf schüttelte. »Mensch, ich bin heute

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