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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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vollkommen gut oder böse, denn die eine Seite konnte nicht ohne die andere existieren. Er musste nur herausfinden, wie Finley wieder eins mit sich selbst werden konnte.
    Er schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein – die dritte, seit er sich gesetzt hatte – und stand auf. Später wollte er mit der Äthermaschine Nachforschungen über Thomas Sheppard anstellen, aber zunächst musste er nach Finley sehen. Außerdem wollte er Emily in ihrem Labor besuchen und mit ihr über das Versagen der Automaten reden – und natürlich auch über Sam, der schon wieder durch Abwesenheit glänzte.
    Später wollte er mit einem Bekannten Verbindung aufnehmen, der sich in völlig anderen Kreisen bewegte. Jasper Rale war ein Amerikaner, den er Ende des letzten Jahres kennengelernt hatte. Genauer gesagt war ihm der Cowboy zu Hilfe gekommen, als eine Bande von Grobianen gedacht hatte, sie könnten einem feinen Pinkel den Schädel einschlagen und ihn ausrauben. Hätte Jasper nicht eingegriffen, dann hätte Griffin seine Fähigkeiten in aller Öffentlichkeit einsetzen müssen, und das wäre nicht gut gewesen. Danach hatte Griffin Jasper zu sich eingeladen und Emily gebeten, seine Wunden zu versorgen. Seitdem verband Jasper und ihn eine beiderseits nutzbringende Freundschaft – sie halfen sich gegenseitig, wenn sie in Schwierigkeiten steckten, und besuchten hin und wieder eine Mechboxveranstaltung.
    Jasper verbrachte viel Zeit in den Spielhöllen und Clubs in Covent Garden und anderen Etablissements des East End. Wenn man dort über die Automaten und ihren Schöpfer redete, dann würde Jasper Rale davon wissen.
    Er musste den Angriffen der Automaten auf den Grund gehen. Dies durfte er nicht vernachlässigen, nur weil Finley Jayne ein so interessantes Problem in einer so hübschen Verpackung war.
    Ja, sie war hübsch – sogar, wenn sie völlig neben sich stand. In dieser Hinsicht war sie tatsächlich so gefährlich, wie Tante Cordelia glaubte.
    Nur gut, dass Griffin hin und wieder die Gefahr liebte.
    »Du siehst aus wie ein Mann, der einen Drink braucht.«
    Sam hob den Blick vom leeren Bierkrug. Leon, sein Freund mit der mechanischen Hand, stand an seinem Tisch. »Wenn ich noch mehr trinke, schlafe ich gleich hier in der Pfütze auf dem Tisch ein.«
    »Und wäre das wirklich so schlimm?«, fragte Leon mit seinem melodischen Akzent – er hatte erklärt, er sei Italiener –, während er sich setzte.
    Sam lächelte. »Der Tisch ist schmutzig.«
    Sein Gefährte kicherte. »Dies ist das zweite Mal, dass wir uns hier treffen, mein Freund. Offensichtlich machst du dir wegen etwas Sorgen. Vielleicht kann ich dir helfen.«
    Beinahe hätte Sam erwidert, dies sei unmöglich, denn ihm könne niemand helfen, doch dann fiel sein Blick auf Leons Metallhand mit den Gravuren. »Hast du das jemals bereut?«
    Leon hatte gerade die andere Hand gehoben, um eine Kellnerin herbeizuwinken. Er betrachtete sein metallenes Anhängsel. »Das da? Nein. Die Hand ist nicht ganz so gut wie das Original, aber du wärst überrascht, was ich dank dieses Wunders der modernen Wissenschaft alles tun kann.«
    Sam verkniff sich ein abfälliges Schnauben. »Dann macht es dir nichts aus, dass du zum Teil eine Maschine bist?«
    Der ältere Mann runzelte die Stirn und überlegte, während ein rothaariges Mädchen mit rundem Gesicht zwei Bierkrüge vor ihnen abstellte. »Natürlich nicht. Stört es dich? Wenn du möchtest, ziehe ich mir gern einen Handschuh über.«
    »Nein.« Sam schüttelte den Kopf. Es wäre absurd, den Mann einen Handschuh tragen zu lassen, weil er sich selbst nicht ausstehen konnte. »Nein, tu das nicht. Es stört mich nicht.«
    Leon lächelte. »Du bist nur neugierig, was? Das erlebe ich oft. Die Leute wollen wissen, wie ich dazu gekommen bin. Frag nur, ich erzähle es gern.«
    Sam zuckte mit den Achseln. »Das geht mich nichts an. Wenn du wolltest, dass ich es weiß, hättest du es längst erzählen können.«
    Sein Gefährte hob den Krug an die Lippen. In den dunklen Augen blitzte etwas, das Sam für Belustigung hielt. »Es war ein Unfall. Ich habe einen mechanischen Erdarbeiter konstruiert und bin dabei mit der Hand zwischen die Zahnräder geraten.«
    »Einen Erdarbeiter?« Als er an seine eigene Begegnung mit einer größeren Maschine dachte, wurde Sams Mund ganz trocken. Tunnelbauer waren stärker, weil sie sich im Gegensatz zu Erdarbeitern ganz in den Untergrund hineinwühlten. Trotzdem, auch ein Erdarbeiter konnte einen Menschen schwer

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