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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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Morgen vielleicht daneben. Ich brauche etwas Blut von dir. Griffin will, dass ich ein paar Tests mache, um herauszufinden, was es mit diesen Fähigkeiten, die wir anscheinend alle besitzen, auf sich hat.«
    »Was ist denn mit dir los?« Es kam nicht so heraus, wie Finley es beabsichtigt hatte. Es hatte nicht klingen sollen, als litte Emily an einer Krankheit. Allerdings war Finley überrascht, dass sie etwas gemeinsam hatten. So überrascht, dass sie nicht einmal über Emilys Wunsch erschrak, ihr etwas Blut abzunehmen.
    Die bleichen Wangen färbten sich rosa. »Ich kann mit Maschinen reden.«
    »Antworten sie dir denn auch?«, war das Erste, was Finley dazu einfiel.
    Emily lachte. »Nicht mit Worten, nein. Aber manchmal spüre ich, was nicht in Ordnung ist und wie ich sie reparieren kann.«
    »Das ist aber sehr ungewöhnlich«, meinte Finley lächelnd. »Viel nützlicher, als Diener durch Türen zu werfen.«
    »Davon verstehe ich nichts«, erwiderte Emily. »Aber manch mal wünsche ich mir schon, ich könnte einen ganz bestimmten Kerl durch die Gegend werfen.«
    »Du meinst sicher Sam, den großen Burschen. Du bist seinetwegen so zerstreut, nicht wahr?« Viel zu spät wurde ihr bewusst, dass sie das alles nichts anging und dass sie nicht das Recht hatte zu fragen.
    Wieder errötete Emily, nickte aber. »Ja. In letzter Zeit gibt er sich große Mühe, möglichst selten hier zu sein.«
    Er mied ihre Nähe – das war es, was sie nicht ausgesprochen hatte und nicht aussprechen musste. Emily war so leicht zu durchschauen wie ein aufgeschlagenes Buch.
    »Er wird schon wieder zu sich kommen«, beruhigte Finley sie, auch wenn sie es nicht genau wusste. »Warte einfach ab. Ich wette, dass er heute Abend wieder da ist.«
    Emily war nicht überzeugt, immerhin hatte sich aber ihre Miene etwas aufgehellt. »Schon möglich. Ich kann ja sowieso nichts tun, also sollte ich mir auch keine Sorgen machen.«
    »Es ist nicht falsch, sich um einen Freund Sorgen zu machen.«
    Nun lächelte Emily, und Finley fiel auf, wie hübsch sie war, wenn sie strahlte. »Danke, Finley. Es ist schön, noch ein Mädchen im Haus zu haben. Die Jungs sind ganz in Ordnung, aber nicht zu gebrauchen, wenn man sich sowieso schon mies fühlt.«
    Finley wurde es warm ums Herz. So war es also, wenn man eine Freundin hatte.
    »Ich brauche jetzt wirklich eine Blutprobe von dir. Dann kannst du gleich frühstücken. Ich halte dich ja nur auf.«
    Finley sträubte sich, gab aber schließlich nach, und sie setzten sich in einen Salon, wo Emily ihr die Armbeuge mit einer stark riechenden Flüssigkeit einrieb und geschickt mit einer spitzen Nadel zustach. Ein paar Sekunden später war sie fertig und versorgte die kleine Wunde. Finley hätte der kleinen Rothaarigen sagen können, dass sie sich die Mühe sparen konnte, weil ihr Blut recht schnell gerann, doch es gefiel ihr, die Gesellschaft des Mädchens noch ein wenig länger in Anspruch zu nehmen.
    »Ich frage mich, ob mein Blut so aussieht wie das aller anderen Leute«, überlegte Finley. »Oder ob es so seltsam ist, wie ich mich fühle.«
    »Unter der Haut sind wir alle mehr oder weniger gleich«, erwiderte Emily, während sie die Nadel einpackte. »Abgesehen von Sam natürlich.«
    »Warum denn? Wie sieht er denn von innen aus?«
    Emily blinzelte, dann lächelte sie. »Entschuldige, ich hatte ganz vergessen, dass du noch nicht lange hier bist. Man könnte Sam einen Manndroiden nennen – halb Mensch, halb Maschine.«
    Finley riss die Augen weit auf und bekam den Mund nicht mehr zu. »Was?«
    Das Lächeln des kleineren Mädchens verblasste. »Ich konnte ihn doch nicht sterben lassen. Jetzt hasst er mich dafür.«
    Was sollte Finley darauf erwidern? Widersprechen wollte sie nicht, weil sie Sam kaum kannte. Wenn sie ihn gesehen hatte, war er ihr jedenfalls sehr wütend vorgekommen. Falls er Emily ähnliche Vorwürfe machte wie sie ihrem Vater, konnte sie wirklich nichts beisteuern, um das Mädchen zu beruhigen.
    »Ich glaube nicht, dass er dich hasst«, meinte Finley schließlich, denn sie erinnerte sich an die Blicke, die Sam der kleinen Irin zugeworfen hatte. »Ich nehme allerdings an, dass er im Augenblick sehr verwirrt ist. Es ist nicht leicht, wenn man herausfindet, dass jemand, der einem nahesteht, einen verwandelt hat. In etwas, das nicht mehr ganz menschlich ist.«
    Sie und Emily wechselten einen Blick. Emily schwieg, und Finley konnte nicht erkennen, ob sie betroffen war. Immerhin schien sie zu begreifen, was

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