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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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verletzen. »Das ist ja schrecklich.«
    Leon nickte. »Das war es, aber ich habe überlebt. Jetzt passe ich besser auf, wenn ich eine Maschine baue, ob es sich nun um einen Automaten handelt oder nicht.«
    »Arbeitest du immer noch mit ihnen? Hast du … hast du keine Angst?«
    »Zuerst schon, aber der Automat hat mich ja nicht absichtlich verletzt. Es war meine Schuld, die Maschine konnte nichts dafür. Ich war nicht so vorsichtig, wie ich hätte sein sollen.«
    Sam hob den Bierkrug an die Lippen. Er wurde gerade wieder nüchtern. »Aber irgendwie ist es doch wie eine Ohrfeige, dass sie dir eine Metallhand gegeben haben.« Der Gedanke an das Metall in seinem Körper ließ ihn nicht los.
    Leon schien überrascht. »Mein lieber Freund, das war ganz allein meine Entscheidung.«
    Der Bierkrug landete fester als geplant auf dem Tisch. »Warum zum Teufel hast du dich entschieden, zum Teil aus Metall zu bestehen, wenn das Metall dir doch vorher die Hand genommen hat?« Es gab andere Möglichkeiten wie beispielsweise Holz und Wachs.
    Leon spannte die glänzende Hand. Fasziniert sah Sam zu, wie sich die beweglichen Finger anmutig öffneten und schlossen. »Ich habe mich dafür entschieden, weil ich sie selbst entworfen habe. Du wirst keinen künstlichen Körperteil finden, der sich mit dem hier messen kann. Ich kann alles tun, was ein unversehrter Mann tun kann – vielleicht sogar noch mehr, weil ich so feine und komplizierte Arbeiten verrichten kann, dass dir die Augen übergehen würden.«
    Sam hörte kaum noch zu. »Du hast das Ding konstruiert?« Emily hätte den Mann faszinierend gefunden.
    »Ja. Ich sagte doch schon, dass es meine eigene Entscheidung war.«
    »Ich wünschte, ich hätte die Wahl gehabt«, brummelte Sam in sein Bier.
    Leon beugte sich mit gerunzelter Stirn vor. »Was meinst du damit?«
    Sam sah dem Mann in die Augen und fand nichts außer aufrichtiger Anteilnahme. In diesem Moment entschied er, dass Leon ein Mann war, dem er trauen konnte. Jemand, dem er vielleicht erzählen konnte, was in ihm vorging. Jemand, der es verstand.
    »Ich meine, dass ich mich nicht entscheiden konnte, als mir ein Automat den Arm abgerissen hat. Er wurde durch Metall ersetzt.«
    Verblüfft richtete der ältere Mann den Blick auf Sams Hände. »Aber … aber du bist doch vollständig aus Fleisch und Blut!«
    Sam trank einen Schluck. Zum ersten Mal an diesem Tag lächelte er. »Das ist eine lange Geschichte.«
    Leon winkte noch einmal der Kellnerin, ehe er sich vorbeugte und die Unterarme auf den Tisch legte. »Mein Freund, ich habe die ganze Nacht Zeit.«
    »Ich muss mit dir reden.«
    Griffin blickte auf. Schon seit Stunden saß er am Schreibtisch, und Emily war eine willkommene Ablenkung. Nun musste er nicht einmal mehr nach ihr suchen. Emily war noch bleicher als gewöhnlich. »Dann reden wir.«
    Als seine Freundin den Raum betrat, stand er auf. Stundenlang hatte er Thomas Sheppards Aufzeichnungen durchgesehen, die er im Safe seines Vaters entdeckt hatte, um Finley besser zu verstehen und einen Weg zu finden, ihr zu helfen. Sheppard hatte sich allerdings vor allem damit beschäftigt, Teile der Persönlichkeit eines Menschen zu isolieren, statt sie miteinander in Einklang zu bringen. Zwar hatte er auch über die Rehabilitierung von Verbrechern und Verrückten geforscht, doch diese Methoden wollte Griff nicht bei Finley anwenden.
    Wenigstens wusste er jetzt, was sein Vater Sheppard zur Verfügung gestellt hatte – das Erz und einige Organellen. Er konnte sich nur noch nicht ganz zusammenreimen, wie das die Veränderungen bewirken konnte, die Sheppard dokumentiert hatte. Bisher hatte er nur gesehen, dass die Organellen menschliches Gewebe kopieren, aber nicht verändern konnten. Die Antwort lag ihm fast schon auf der Zunge, doch er bekam sie nicht zu fassen. Vor Ärger hatte er nicht übel Lust, irgendetwas zu zerschmettern.
    »Hast du in den Automaten nützliche Hinweise entdeckt?« Griff rieb sich die Augen und setzte sich auf das Sofa.
    Emily schüttelte den Kopf. »Noch nicht.« Nervös sah sie sich um, als wollte sie sich vergewissern, dass sie allein waren. »Deshalb bin ich nicht hier, Mann.«
    Es schnürte Griff die Brust ein. »Geht es um Sam?« Wusste sie, wo er steckte und was er trieb? Wenn er wollte, konnte er Sam finden, doch das hätte nicht dazu beigetragen, dessen Vertrauen zurückzugewinnen.
    Emily schlang die Arme um sich. Auch ihr war Sams Abwesenheit bewusst, und sie fühlte sich ebenso verantwortlich

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