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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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hat.«
    »Annäherungsversuche?«
    Finley seufzte. Am liebsten hätte sie dem Mann für seine Begriffsstutzigkeit eine Ohrfeige verpasst. »Er wollte mich mit Gewalt nehmen. Anscheinend hat er das bei jüngeren Dienerinnen öfter getan.«
    Wachtmeister Jones runzelte die Stirn. »Warum haben Sie diesen Übergriff nicht gemeldet, Miss Jayne?«
    Sie schnaubte, was ihr einen warnenden Blick von Lady Marsden eintrug. »Verzeihen Sie, Wachtmeister Jones, aber Sie und ich wissen doch genau, dass die Polizei nichts gegen einen Peer des Reichs unternommen hätte. Und dann wäre ich ohne Zeugnis auf die Straße gesetzt worden.«
    »Die Tatsache, dass Sie weggelaufen sind, hat Ihnen auch nicht gerade weitergeholfen, Miss.«
    Finley lächelte ihn an. »Immerhin bin ich jetzt hier, oder?« Guter Gott, was redete sie nur? Sie fühlte sich völlig normal, und doch war ihr anderes Selbst erwacht und hatte die Initiative ergriffen.
    Den Wachtmeister hatte ihre Bemerkung so überrascht, dass er vorübergehend um Worte verlegen war. In diesem Moment schaltete sich endlich Griffin in das Gespräch ein. Das wurde auch allerhöchste Zeit. »Wirklich, Wachtmeister. Mir ist ja klar, dass Sie nur Ihre Arbeit tun, aber Sie können doch leicht erkennen, dass Miss Jayne nicht weiß, warum Sie uns heute aufgesucht haben. Ein Mädchen von ihrer Statur wäre zudem für Lord Felix kein Gegner, darin werden Sie mir sicher zustimmen.«
    Der Beamte betrachtete Finley und dachte darüber nach. Sie wich seinem Blick aus und wandte sich an Griffin, in dessen Augen auf einmal ein seltsames Funkeln lag. Sie fragte sich, wie weit er gehen würde, um sie zu beschützen, und warum er sich überhaupt die Mühe machte. Dann richtet sie den Blick wieder auf Jones. »Warum haben Sie mich denn aufgesucht, Sir?«
    Wachtmeister Jones seufzte. »Morgen wird es in allen Zeitungen stehen. Lord Felix August-Raynes wurde gestern Abend tot aufgefunden. Man hat ihn ermordet.«
    Finley wurde kreidebleich. Griffin befürchtete, Finleys anderes Selbst könne die Kontrolle an sich reißen, da sich ihr Verhalten ohnehin verändert hatte – doch sie war offenbar vor allem schockiert.
    »Wie denn?«, fragte sie.
    Wachtmeister Jones fand die Frage offenbar nicht überraschend, was immerhin hieß, dass er Finley nicht für verdächtig hielt – oder wenigstens nicht mehr. Eine so gewaltige Überraschung, wie Finley sie zeigte, konnte man nicht spielen. »Er wurde erwürgt«, sagte der Polizist.
    Finley schlug sich eine Hand vor den Mund. Nur gut, dass sie ein Mädchen war und Jones nichts über ihre Vergangenheit wusste, denn sonst hätte er sie nicht so schnell von der Liste der möglichen Täter gestrichen.
    Griffin dagegen war nicht sicher, ob er Finley streichen durfte oder nicht. Die Überraschung war echt, aber das hieß nicht, dass sie völlig unschuldig war. Gut möglich, dass ihre dunkle Seite die Herrschaft so vollständig an sich gerissen hatte, dass sich Finley an nichts erinnern konnte. Sie war spät am Abend ausgegangen, und er hatte keine Ahnung, wo sie gewesen war und was sie getan hatte. Er mochte nicht glauben, dass sie zu solchen Gewalttaten imstande war, doch die schlichte Wahrheit war, dass sie kein normales Mädchen und durchaus fähig war, einen erwachsenen Mann zu töten, wenn sie es darauf anlegte.
    Trotzdem – er hatte sich entschlossen, ihr nach Kräften zu helfen, und das bedeutete, dass er sie schützen würde wie seine anderen Freunde. Wenn sie Lord Felix angegriffen hatte, dann war es nicht ihre Schuld.
    Die Schuld trugen sein Vater und indirekt auch er selbst. Er musste einschreiten. Also stand er auf, um die Befragung offiziell zu beenden. »Wachtmeister, wenn Sie fertig sind, würde ich meinen, dass Miss Jayne etwas Zeit braucht, um diese schreckliche Neuigkeit zu verdauen.«
    Der Beamte warf Griffin einen Blick zu, der verriet, wie oft er von reichen und mächtigen Männern abgewimmelt wurde, die einfach aufstanden und ihn entließen, bevor er selbst so weit war. »Natürlich, Durchlaucht.« Er steckte das Notizbuch ein und erhob sich.
    »Danke, dass Sie etwas Zeit für mich erübrigt haben, Durchlaucht. Lady Marsden, Miss Jayne.« Jones verneigte sich. »Ich finde allein hinaus.«
    Griffin blieb noch ein paar Augenblicke am Schreibtisch sitzen und wartete ab, bis er sicher war, dass sie unter sich waren. Dann ging er über den dicken Teppich zur Tür und drückte sie zu.
    Die Polizei hatte sein Haus bisher nur zweimal aufgesucht. Einmal

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