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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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kennengelernt hatte, beherrschte eine damit verwandte Kunst, die man »Kung-Fu« nannte. Angeblich hatte er sie in San Francisco von Chinesen gelernt. Sie hatten gemeinsam trainiert und einander die Hiebe und Positionen erklärt. Griffin mochte die körperli che und geistige Ertüchtigung, die mit beiden Kampfsportarten verbunden war, und hoffte, eines Tages nach China und Japan reisen zu können, um bei den wahren Meistern zu lernen.
    Er atmete schwer und schwitzte, obwohl er von der Hüfte an aufwärts nackt war. Genauer gesagt trug er nichts außer den Hosen – sogar die Füße waren unbekleidet –, während er gegen einen unsichtbaren Gegner kämpfte.
    Vielleicht sollte er Finley diese Kampftechnik beibringen. Vielleicht hielt sie ihn dann für ebenso anziehend und gefährlich wie den geleckten Jack Dandy. Wie kam es nur, dass es den Mädchen bei solchen Männern schwindlig wurde und sie weiche Knie bekamen?
    In der Schule hatte er Geschichten über Jack Dandy gehört. Der Verbrecher war nur zwei Jahre älter als er und trotzdem schon eine berüchtigte Unterweltgröße. Angeblich war Dandys Vater ein Adliger – vielleicht sogar ein Herzog oder mindestens ein Earl. Wer den Halunken auch in die Welt gesetzt hatte, er musste über Vermögen und hohen Rang verfügen, denn er hatte es sich leisten können, seinem illegitimen Sprössling die beste Erziehung zu bieten, die man in England nur bekommen konnte.
    »Ist es nicht unfair, gegen deinen Schatten zu kämpfen?«, fragte Tante Cordelia amüsiert. »Der Arme kann sich ja nicht einmal wehren.«
    Griffin schnappte sich sein Hemd und wischte sich das Gesicht und den Oberkörper ab, ehe er sich anzog. »Und ob er das kann«, erwiderte er mit etwas gezwungener Munterkeit.
    Lächelnd kam sie zu ihm. »Nach dem gestrigen Tag wundert es mich, dass du überhaupt genug Kraft hast, einen Finger zu rühren, vom Trainieren ganz zu schweigen.«
    Griffin zuckte mit den Achseln. »Mir geht es gut.« Er fühlte sich sogar ausgezeichnet, was der Theorie, dass der Äther ihm die Lebenskraft raubte, ganz und gar widersprach. Bei anderen Gelegenheiten hatte er sich dagegen gefühlt, als wäre er auf einen Schlag um zehn Jahre gealtert. Anscheinend war der Äther völlig unberechenbar.
    »Ausgezeichnet. Mir ist eingefallen, dass es sinnvoll wäre, wenn auch du den Pick-a-dilly-Ball besuchst und so viel wie möglich über den Maschinisten und seine Machenschaften in Erfahrung bringst.«
    Er runzelte die Stirn, denn irgendetwas in ihrer Miene gefiel ihm nicht. Gleichzeitig spürte er einen sanften geistigen Stoß, ihr zuzustimmen. »Das hatte ich sowieso vor, aber dies ist doch nicht der einzige Grund für deinen Vorschlag. Du musst sehr wichtige Hintergedanken haben, wenn du in meinen Kopf eindringst, obwohl ich dich wiederholt gebeten habe, es nicht zu tun.«
    Die meisten Menschen hätten angesichts der scharfen Zurechtweisung mit Betroffenheit reagiert, doch seine Tante zuckte ungerührt mit den Achseln und erwiderte gleichmütig seinen Blick. Wahrscheinlich fluchte sie innerlich über die Tatsache, dass er im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen ihre Vorstöße spüren konnte. »Vielleicht wäre es auch gut, wenn du Finley unter ihresgleichen beobachtest.«
    »Ihresgleichen? Du redest ja, als käme sie aus der Gosse.«
    Ihre Miene sprach Bände, er hatte richtig vermutet. »Weit entfernt davon ist sie nicht, Griffin. Ja, sie ist etwas Besonderes, sie ist hübsch und verlockend. Ich kann verstehen, dass du sie anziehend findest, aber du wirst ihr mit deiner Aufmerksamkeit eher schaden als nützen.«
    Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust, konnte sich aber die Frage nicht verkneifen: »Wieso denn?«
    »Sam und Emily gehen als Angestellte durch, aber die Art, wie du Finley Jayne anschaust … es ist nicht zu übersehen, wie anziehend du sie findest.«
    Griffins Wangen wurden heiß. »Was soll das jetzt?«
    Seine Tante kam einen Schritt näher. »Wenn du ihr zu viel Aufmerksamkeit widmest, werden die Leute tratschen. Man wird annehmen, dass zwischen euch etwas Schamloses im Gange ist, zumal sie unter deinem Dach lebt. Sie steht unter deinem Schutz, Griffin, und diese Situation willst du sicher nicht ausnutzen oder auch nur einen entsprechenden Eindruck erwecken. Das würde ihren Ruf unwiderruflich beschädigen.« Mitfühlend sah sie ihn an. »Sie ist nichts für dich, mein Lieber.«
    Es war einer der Momente, in denen Griffin am liebsten wie ein verzogener Lümmel

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