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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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reagiert hätte – mit dem Fuß aufstampfen und erklären, dass er der Herzog war, weshalb er, verdammt nochmal, tun und lassen konnte, was er wollte. Aber das wäre selbstsüchtig gewesen. Natürlich konnte er tun, was er wollte, aber Finley würde darunter leiden.
    Er hakte die Daumen hinter die Hosenträger, die locker auf den Hüften hingen, und zog sie über die Schultern des noch nicht zugeknöpften Hemds. »Du hast dich doch selbst noch nie um Anstand geschert, Tante Delia. Warum tust du es jetzt auf einmal?«
    Trauer zeichnete sich in ihrem markanten Gesicht ab. »Ich wünsche mir, dass du eines Tages mit einem netten Mädchen eine Familie gründest, und nicht mit einem, dessen Nähe einen von euch umbringen könnte, wenn nicht sogar noch Schlimmeres passiert. Vielleicht verlässt sie dich eines Tages aus heiterem Himmel, und du fragst dich, was aus ihr geworden ist – ob sie lebt oder tot ist, ob es ihr gut geht oder ob sie leidet.«
    Er konnte nicht böse auf Delia sein, wenn sie so offen über ihr eigenes Leben sprach. Sie wollte ihm ihre eigenen Qualen ersparen, denn sie fragte sich Tag für Tag, ob ihr Mann noch lebte. Und obwohl es aberwitzig war, gab sie die Hoffnung nicht auf.
    Griffin umarmte sie. Auf einmal wurde ihm bewusst, wie zierlich die Frau war, die er immer für erstaunlich stark gehalten hatte. »Ich verspreche dir, mit meinen Gefühlen vorsichtig umzugehen, aber davon abgesehen, sind mir die Hände gebunden. Ich kann meinem Herz nicht vorschreiben, was es empfinden soll.«
    Wäre das möglich, dann hätte er Finley Jayne auf der Stelle aus seinen Gedanken verbannt, weil sie unverkennbar ihr Herz einem anderen geschenkt hatte.
    Ihr blieb noch etwas mehr als eine Stunde, bis Jack Dandy eintraf und sie abholte. Finley stand in einem kurzen Seidenhemd und mit Brenneisen in den Haaren in ihrem Zimmer. Wenn es darum ging, sich für den Abend fein zu machen, kamen ihr die Erfahrungen, die sie als Lady Alyss’ Kammerzofe gesammelt hatte, sehr zupass. Natürlich hätte sie eines der Hausmädchen um Hilfe bitten können, aber warum sich die Mühe machen, wenn sie ohne Weiteres fähig war, die Sache selbst in die Hand zu nehmen?
    Außerdem wollte sie Griffin nicht noch mehr Gründe geben, wütend auf sie zu sein. Seit dem Frühstück hatte er kaum noch mit ihr gesprochen.
    Seit Jacks Päckchen eingetroffen war.
    Ihr Blick wanderte zu dem Kostüm, das an der Tür des Kleiderschranks hing. Selbst in dem schwach beleuchteten Zimmer schillerten die Federn in den schönsten Farben.
    Die Schicklichkeit gebot, das Geschenk zurückzusenden und Dandys Aufmerksamkeiten und die Einladung höflich zurückzuweisen, doch sie wollte unbedingt hingehen, und Griffin sollte sie sehen, bevor sie aufbrach, damit ihm bewusst wurde, wie schön sie in so wundervoller Kleidung war. War das etwa falsch? Zweifellos, aber das hielt sie nicht davon ab, sich genau dies insgeheim zu wünschen.
    Finley nahm ein Brenneisen von dem hübschen Heizgerät, das ihre Mutter ihr zum letzten Geburtstag geschenkt hatte, klemmte die letzte freie Haarsträhne darin ein und wickelte sie auf. Dabei musste sie darauf achten, mit dem heißen Metall nicht zu nahe an die Kopfhaut zu geraten. Bei ihr verheilten Verletzungen zwar sehr schnell, aber das hieß noch lange nicht, dass es nicht wehtat.
    Kurz danach entfernte sie die Brenneisen aus den Haaren, und die perfekten gewickelten Strähnen fielen herunter. Mit der Bürste arbeitete sie etwas nach, dann arrangierte sie die noch warmen Locken so, wie sie es sich vorgestellt hatte, und fixierte sie mit Haarnadeln. Schließlich waren die Haare über dem Kopf ein wenig aufgetürmt und fielen hinten lang herab. Ein paar einzelne Locken rahmten das Gesicht mit zierlichen Spiralen ein. Perfekt.
    Als Finley das hübsche schwarze Spitzenkorsett anziehen wollte, klopfte es an der Tür.
    »Wer ist da?« Rasch holte sie den Morgenmantel und streifte ihn über.
    »Emily«, drang es gedämpft herein. »Ich habe etwas für dich.«
    Finley erschrak. Was wollte die kleine Irin von ihr? »Komm rein.«
    Die Tür ging auf, und das zierliche rothaarige Mädchen trat ein. Sie hatte eine mittelgroße Schachtel mitgebracht. »Gut, du bist noch nicht angezogen.«
    Sie hätte nie erwartet, dass einmal jemand so etwas zu ihr sagen würde, und erst recht nicht ein Mädchen. »Kannst du mir mit dem Korsett helfen?«
    Emily grinste. »Genau deshalb bin ich hier.« Sie stellte die Schachtel auf das Bett und nahm den

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