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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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unverfänglichere Bahnen zu lenken. Dann wurde er ernst. »Ich will versuchen, so viel wie möglich über Lord Felix’ Ermordung herauszufinden.«
    Finley zog die Augenbrauen hoch. »Warum? Wir wissen doch, dass ich es nicht war.«
    »Aber Scotland Yard weiß es nicht. Wenn wir ihnen Beweise liefern, die in eine andere Richtung führen, wäre mir wohler, weil du dann endgültig von der Liste der Verdächtigen gestrichen wirst.«
    Sie erwiderte seinen Blick. »Danke für alles.«
    Noch nie hatte ihn jemand angeschaut, als wäre er die Antwort auf alle Gebete. Es war demütigend. Es war erschreckend. Es war … fantastisch. Er beugte sich vor, bis er ihr gefährlich nahe war, und wollte der Versuchung nachgeben, die ihm zusetzte, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte.
    Er wollte Finley Jayne küssen. Oder würde das alles nur noch schwieriger machen?
    Glücklicherweise bemerkte Finley die plötzliche Nähe nicht oder reagierte anders darauf. Sie lehnte den Kopf an das Sofa und sah ihn an.
    »Ist es schlimm, wenn ich über seinen Tod erleichtert bin?«
    Die Frage traf ihn wie ein Eimer kaltes Wasser. Rasch fing er sich wieder und bekam Schuldgefühle. Das arme Mädchen. Sie war durch die Hölle gegangen, weil sie geglaubt hatte, sie hätte diesen Nichtsnutz Lord Felix getötet, und jetzt hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie nicht um ihn trauern konnte.
    »Nein«, antwortete er ehrlich. »Das ist nicht falsch. Ich habe so eine Ahnung, dass du nicht die Einzige bist, die solche Gefühle hegt.«
    Sie schnitt eine Grimasse. »Nein, wohl nicht. Er hat vielen Mädchen wehgetan.« Wieder suchte sie seinen Blick. »Scotland Yard muss eine ziemlich lange Liste von Verdächtigen haben.«
    Griffin nickte. »Und sie dürfte nicht einmal vollständig sein. August-Raynes gehörte zu Dandys Korona. Möglicherweise wurde er getötet, weil er sich mit Gaunern eingelassen hat. Wir wissen nicht einmal, ob der Täter nicht sogar in dieser Gruppe zu suchen ist.«
    »Dandy war es nicht«, widersprach sie sofort.
    Griffin versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, zog aber trotzdem eine Augenbraue hoch. Hatte sie gerade etwa Dandy verteidigt? Nun ja, ihre andere Seite hatte den Verbrecher neulich aufgesucht; möglicherweise war sie sogar am vergangenen Abend bei ihm gewesen. Es war verständlich, dass sie jemanden, den sie kannte, nicht als Mörder betrachten wollte. Aber warum hatte er auf einmal den Wunsch, Dandy einen Faustschlag mitten ins Gesicht zu verpassen?
    »Wahrscheinlich nicht«, stimmte er widerstrebend zu, konnte sich jedoch eine weitere Bemerkung nicht verkneifen: »Dan dy würde sich natürlich nicht selbst die Hände schmutzig machen. Er kann jederzeit jemanden beauftragen, so etwas für ihn zu erledigen.«
    »Nicht, wenn es etwas Persönliches wäre. Dann nicht.«
    Es gefiel Griffin nicht, dass sie so viel Einblick in Dandys Wesen hatte und beinahe den Eindruck erweckte, eine hohe Meinung von dem Mann zu haben.
    »Jack Dandy ist ein Verbrecher, Finley. Ganz egal, wie sehr du dir wünschst, er wäre es nicht. Er ist kein guter Mensch.«
    »Manche Leute würden sagen, dass ich das auch nicht bin. Nicht ganz und gar. Du hast gesehen, wozu ich fähig bin. Das macht mich aber noch nicht zur Mörderin, ebenso wenig wie Dandy.«
    Da hatte sie natürlich Recht. Er seufzte. »Ja, das ist wahr. Andererseits gilt er nicht von ungefähr als König der Unterwelt. Er ist es, weil er es sein will .«
    Darauf konnte sie keine Einwände mehr erheben. Sie entzog ihm ihre Hand. »Warum streiten wir uns eigentlich über Jack Dandy?«
    Auch Griffin zog widerstrebend die Hand zurück. »Weil ein Teil von dir ihn irgendwie mag.«
    Finley lächelte ironisch. »Ein Teil von mir wollte auch deine Tante erwürgen. Ich glaube, es wird höchste Zeit, dass ich die Kontrolle über diesen Teil von mir gewinne.«
    Er war froh, dies zu hören, doch zugleich wurde ihm das Herz schwer. Wenn die beiden Hälften Finleys vereint wurden, wäre sie nicht mehr dasselbe Mädchen wie jetzt und längst nicht mehr so gefährlich wie ihre dunkle Seite allein. Sie wäre dann ein bisschen von beidem und hielt vielleicht nicht mehr viel von ihm. Und vielleicht würde auch er sie nicht mehr so sehr mögen wie im Moment.
    Das war ein Risiko, das er eingehen musste.
    Die Tür des Salons flog auf, und Sam und Emily kamen herein, gefolgt von zwei Dienstmädchen, die Tabletts mit Tee, Sandwiches und Süßigkeiten trugen. Griffin wurde ebenso wie Finley sofort in andere

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