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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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selbst betrachten und sah keineswegs ein Monster, sondern etwas … etwas Schönes. Ihr schossen die Tränen in die Augen, doch sie unterdrückte die Rührung. So sehr sie Emily auch mochte, sie war nicht bereit, vor dem Mädchen zu weinen. Noch nicht.
    »Jetzt wirst du dich immer an diesen Abend erinnern«, meinte Emily mit hoffnungsvollem Lächeln.
    Finley dankte ihr und umarmte sie noch einmal. Es wurde Zeit, nach unten zu gehen und auf Jack zu warten. Sie warf sich einen schwarzen Kapuzenumhang über die Schultern, verschnürte ihn vor dem Hals und ging.
    Unten in der Eingangshalle blieb sie abrupt stehen, als sie auf einmal dem leibhaftigen Teufel gegenüberstand. Der große schlanke Mann war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, glänzendes schwarzes Haar fiel ihm über die Schultern, eine gleichfarbige Maske bedeckte den größten Teil des bleichen Gesichts. Nur der Mund mit den vollen Lippen und die dunklen Augen waren zu erkennen. Oben lief die Maske in gekrümmten Hörnern aus, unter den Frackschößen des Mannes ragte ein langer, gezackter Schwanz hervor.
    Emily keuchte unwillkürlich, worauf der Teufel ihr grinsend strahlend weiße Zähne zeigte und sich formvollendet verneigte.
    »Hallo, Schätzchen. Würden Sie mich Ihrer Freundin vorstellen?«
    Der Pick-a-dilly-Zirkus residierte in einem großen runden Kuppelbau in der Nähe von Covent Garden. Von einer Fiale auf dem Dach liefen bunte Banner zu verschiedenen Stellen des Gebäudes und hingen an den Wänden hinab. Schon von Weitem hörte man die Musik, die den lebhaften abendlichen Straßenverkehr und den Lärm der Passanten übertönte.
    Auf dem Freigelände davor drängten sich Schaulustige, die nicht genug Geld besaßen oder nicht willens waren, das Gebäude zu betreten. Die Aristokraten trafen sich natürlich im Inneren, wo ihnen die besten Unterhaltungsmöglichkeiten zur Verfügung standen. Draußen gab es nur kleinere Darbietungen, aber immerhin bekam jeder zu essen und zu trinken, und Musik und Tanz gab es dort ebenfalls.
    Durch die Augenschlitze seiner Maske spähte Griffin aus der Kutsche, als sie sich dem Trubel näherten. Er hätte nicht herkommen sollen. Trunkene Lustbarkeiten lagen ihm nicht, denn Alkohol und Opiate erschwerten es ihm, seine Fähigkeiten zu beherrschen. Deshalb musste er nüchtern bleiben – doch als Nüchterner zwischen Berauschten zu wandeln, war kein Vergnügen.
    Er öffnete das Fach in der Wand und sprach in das Gerät, das seine Stimme verstärkte. »Halten Sie hier an, ich laufe den restlichen Weg.«
    Kurz danach stieg er mit leicht wallendem Mantel die Treppe vor dem Zirkus empor. Er musste etwas über den Maschinisten herausfinden und würde vielleicht Jasper Rale treffen. Anschließend wollte er wieder gehen. Jedenfalls würde er nicht den ganzen Abend herumstehen und Finley und den Halunken Dandy beobachten – die Versuchung, Dandy mit einem Faustschlag niederzustrecken, wäre viel zu groß.
    Der Zuschauerraum war mit einer runden Wand abgeteilt, die sich ringsherum erstreckte. Zwischen der Außenmauer und der Wand blieb Platz für einen breiten Wandelgang, in dem sich verschiedene Verkäufer eingerichtet hatten, die Bier und Bowle, geröstete Nüsse und andere leckere Kleinigkeiten feilboten. Es gab auch einige Stände mit Andenken an den Zirkus und seine Artisten.
    In diesem Korridor blieb er während der ersten Viertelstunde. Bei einem Verkäufer erstand er einen Krug Cidre und stellte sich am Südeingang der Haupthalle auf. Dort wollte er sich mit Rale treffen … ungefähr jetzt.
    »Hallo, Fremder.«
    Lächelnd drehte sich Griffin um. Ein junger Mann, der wie ein amerikanischer Cowboy gekleidet war – er hatte sogar Sporen an den staubigen Stiefeln –, näherte sich ihm. Eine schwarze Halbmaske verdeckte die obere Gesichtspartie.
    »Hallo, Fremder.« Die Begrüßung aus dem amerikanischen Westen kam ihm nur widerwillig über die Lippen.
    Sie schüttelten sich die Hände, klopften einander auf die Schultern und tauschten einige Belanglosigkeiten aus, ehe Griffin zur Sache kam.
    »Hast du etwas über den Maschinisten gehört?«, fragte er leise.
    Jasper nahm den Hut ab und kratzte sich am Kopf. »Einige Leute halten diese kleinen Unfälle und Angriffe für eine Art Vorgeplänkel. Angeblich will der Maschinist ein großes Ding drehen.« Er setzte den Stetson wieder auf.
    Griffin dachte über diese Theorie nach und schüttelte schließlich den Kopf. »Wenn er eine große Sache vorbereitet, sind die

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