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Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Titel: Das Mädchen mit den Teufelsaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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gehört!» Rosamund schrie nun. «Macht, dass Ihr fortkommt.»
    Sie rappelte sich hoch, da endlich kam Leben in den Mann, er wirbelte herum und rannte, dass kleine Erdbrocken von seinen Absätzen spritzten.
    Als er schon lange weg war, klopfte Rosamunds Herznoch immer wie verrückt. Nur langsam wurde sie ruhiger. Eine unbekannte Heiterkeit überfiel sie, wurde stärker mit jedem Atemzug, bis sie schließlich in schallendes Gelächter ausbrach. «Er hat wahrhaftig gedacht, ich wäre der Teufel», kicherte sie, presste die Hand vor die Augen. «Das Mädchen mit den Teufelsaugen. Ich bin es noch immer. Aber dieses Mal haben mich meine Augen gerettet. Sie sind von Gott. Gott hat mich so geschaffen, weil er wusste, dass sie mich schützen können. Ja, ich bin ein Gotteskind, und meine Augen sind ein Gottesgeschenk.»
    Sie spürte, wie alle Angst von ihr abfiel, fühlte sich stärker bewaffnet als mit einem scharfen Schwert. Sie zog ihr feuchtes Kleid über, schlang die Haare im Nacken zu einem Knoten, setzte die Haube auf und wickelte sich in ihren Umhang. Die Müdigkeit war verflogen.
    Dann schnappte Rosamund ihr Bündel und ging furchtlos durch die Nacht.
    Am nächsten Morgen erreichte sie die Stadttore von Marburg, fragte den Wächter nach einer Herberge, und wurde von ihm ins Haus der Beginen geschickt.

Achtunddreißigstes Kapitel
    Alles war so still. Die Werkstatt, das Haus. Sogar sein Inneres war ruhig und leer.
    Manchmal hielt Matteo inne, lauschte, doch da war nichts. Kein Lachen von Rosamund, kein Gesang, keine Befehle an die Magd. Er vermisste selbst das Geräusch, das entstand, wenn ein Pinsel auf die Leinwand traf. Klack, klack, Klaaaaaack.
    Er selbst musste den Pinsel führen, um das Klacken zu erzeugen. Mit links klang es schwächer als mit rechts. Und er musste selbst singen, wenn er Lieder hören wollte, selbst lachen, mit sich selbst reden.
    Aber was sollte er sich sagen? Worüber sollte er lachen? Es gab nichts mehr zum Lachen, seit Rosamund weg war.
    «Vermisst Ihr sie?», hatte Dietrich gefragt, und Matteo hatte geschwiegen, ihm nur einen bitteren Blick gesandt. Was wusste Dietrich schon? Er kannte Rosamund, seit sie ein Kind war. Aber er ahnte nichts von der Leere und Stille in Matteo.
    «Ich würde sie suchen», hatte Dietrich hinzugefügt, ein wenig stammelnd, weil er wusste, dass sich solche Worte aus seinem Mund nicht ziemten.
    «Dann tue, was du nicht lassen kannst», hatte Matteo gebrummt und war erleichtert, als Dietrich tatsächlich den Malerkittel auszog und davonging.
    Stundenlang hatte er auf dem Schemel gehockt, den Pinsel mit der linken Hand über das Blatt geführt und dabei auf das Knarren des Hoftores gelauscht, das Dietrich und – Herr im Himmel, ich bitte Euch sehr – auch Rosamund zurückbringen sollte.
    Doch nur Ulla war gekommen, hatte berichtet, dass das Abendessen bereitstand. Und Matteo hatte genickt und den Pinsel nicht losgelassen, bis Dietrich endlich zurückkam, die Schultern hob, die Arme ausbreitete und sagte: «Niemand weiß etwas.»
    Und Matteo war aufgesprungen, hatte gegen den Tisch getreten, dass die Farben und Pinsel, das Leinöl und der Mörser zu Boden stürzten.
    «Bist du zu blöd, eine Frau zu finden?», hatte er mit hochrotem Kopf gebrüllt. «Sie kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!»
    Dietrich zuckte nicht zurück und sagte nur: «Doch. So ist es», und sah Matteo beim Wüten zu. Als dieser fertig war und mit noch tiefer hängenden Schultern, das Haar im Gesicht, auf dem Schemel hockte, sprach er weiter: «Ihr, Meister, habt sie weggeschickt. Vielleicht ist es Gottes Wille, dass Ihr nach ihr suchen sollt.»
    Matteo sah auf, die beiden Falten, die sich von der Nase bis zu den Mundwinkeln zogen, waren noch tiefer geworden. «Gottes Wille, ja?»
    Dietrich nickte.
    «Und kannst du Besserwisser mir auch sagen, wo ich sie suchen soll?»
    Dietrich sog Luft zwischen die Zähne. «In der Stadt ist sie nicht. Da war nur was, das habe ich auf dem Markt gehört.»
    «Was genau?»
    «Es muss nichts dran sein. Die Weiber, die reden halt. Aber eine hat geschwätzt über ein Heiligenbild, das sie in Homburg in einer Schänke gesehen haben will.»
    «Na, und? Du weißt so gut wie ich, dass es viele gibt, die als Maler von Stadt zu Stadt ziehen und unterwegs Bildchen malen.»
    Dietrich nickte. «Ja, das weiß ich, Herr. Aber dieser Maler war eine Frau.»
    Matteo fuhr von seinem Schemel hoch. «Wie hat sie ausgesehen, diese Frau?»
    «Das wusste niemand.»
    «Und

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