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Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Titel: Das Mädchen mit den Teufelsaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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mit wehmütigen Augen.
     
    Am nächsten Morgen erwachte sie mit Übelkeit. Rosamund eilte hinunter in den Beginenhof und übergab sich. Eine der Schwestern kam zu ihr, hielt ihr das Haar, strich ihr über den Rücken.
    «Ist alles gut? Habt Ihr etwas Schlechtes gegessen?», fragte sie.
    Rosamund verneinte. «In den letzten Tagen war mir schon einige Male nicht wohl. Meine Brüste spannen so. Ich weiß nicht, was mit mir ist. Wahrscheinlich hat mich die Wanderung zu sehr angestrengt.»
    Die Begine, die sich auch als Hebamme nützlich machte, lächelte. «Eure Brüste spannen? Die Übelkeit kommt zumeist am Morgen? Euer Mieder ist ausgefüllter als gewöhnlich? Ihr fühlt Euch ein wenig matt?»
    «Ja, ja, ja!» Rosamund nickte zu jedem Wort der Frau.
    Diese nahm sie beim Arm und sagte leise: «Ich glaube, da wächst ein Kind in Euch heran. Wann habt Ihr das letzte Mal geblutet?»
    Rosamund schüttelte ungläubig den Kopf, rechnete in Gedanken nach. Schließlich sagte sie: «Im Sommer war es. Und drei Wochen später hatte mein Mann diesen Unfall. Seither nicht mehr. Da war so viel zu tun, ich hatte anderes im Kopf, hab einfach nicht darauf geachtet.»
    Die Begine strich ihr über den Arm. «Nun, dann seid Ihr wohl im dritten Monat schwanger, vielleicht auch schon im vierten. Langsam müsste Euch ein Bäuchlein wachsen.»
    Rosamunds Hand fuhr unwillkürlich zu ihrem Bauch, legte sich schützend darüber. «Ein Kind? Meint Ihr wirklich, ich bekomme ein Kind?»
    Die Begine lächelte. «Ja, ihr bekommt ein Kind. Ein Frühjahrskind, die glücklichsten von allen.»
    Rosamund wurde ganz warm ums Herz. Ein Glücksstrom durchfuhr ihren Leib. «Ein Kind», flüsterte sie. «Ein Kind.»
    Sie schloss die Augen, sah Tonia vor sich, das Kloster in Mariahilf, ihren Hund Bommel, Matteo, das Porträt der Dittmännin. So lange habe ich gebraucht, dachte sie, um zu erkennen, wie gut es der Herr mit mir meint. Und dann wurde ihr gewahr, dass sie allein im Beginenhof in Marburg stand. Ohne Mittel, ohne Zuhause, ohne Zukunft. Da weinte sie bittersüße Tränen, die nach Salz schmeckten und auf der Zunge brannten. Die Begineführte sie ins Haus hinein, brachte ihr einen stärkenden Trank und überließ Rosamund ganz ihren Gefühlen.
    Nach einer Weile klopfte es an der Tür ihrer winzigen Kammer. Eine der Schwestern trat ein. «Kommt, kämmt Euch das Haar, macht Euch frisch, Ihr habt Besuch.»
    Rosamund schüttelte den Kopf. «Besuch? Ich? Das muss ein Irrtum sein. Ich kenne niemanden in Marburg. Und keiner weiß, dass ich hier bin.»
    «Doch, der Besuch ist für Euch. Ein sehr hoher Besuch, wenn auch nicht unbedingt ein von Gott gewollter. Oder wart Ihr es etwa nicht, die ein auf Holz gemaltes Bildnis der Elisabeth von Thüringen vor ihren Altar gestellt hat?»
    «Doch. Doch, das war ich. Aber wer sollte mich hier besuchen?»
    Die Begine legte einen Finger über die Lippen, sah zur Tür, lauschte einen Augenblick. «Es ist Margarete von der Saale, die Euch sehen will. Die unrechtmäßige Frau des Landgrafen Philipp des Großmütigen.»
    Rosamund zog die Augenbrauen hoch. «Was will sie von mir? Ich hatte noch nie mit ihr zu tun. Woher kennt sie mich?»
    Die Begine hob die Arme. «Das weiß ich nicht. Und jetzt kommt, eilt Euch. Eine Frau wie sie lässt man nicht warten.»
    Als Rosamunde der unrechtmäßigen Landgräfin gegenüberstand, erkannte sie in ihr die Frau von der ersten Kirchenbank. Rosamund verneigte sich. «Ich stehe Euch zu Diensten, hochwohlgeborene Frau.»
    Die Frau winkte ab. «Lassen wir das höfische Gehabe. Ich bin nicht als Landgräfin zu Euch gekommen, sondern als Frau. Können wir irgendwo ungestört reden?»
    «Im Garten gibt es eine Laube. Allerdings ist es dort kühl.»
    «Genau das Richtige. Wo geht es entlang?»
    Rosamund wies auf eine Tür, die Landgräfin ging voran.
    In der Laube setzte sie sich auf eine hölzerne Bank, richtete ihr Kleid, legte die Handschuhe ab.
    «Womit kann ich Euch dienen?», fragte Rosamund erneut.
    «Ihr seht blass aus», entgegnete Margarete von der Saale, die nicht viel älter als Rosamund war. «Ich hoffe, Ihr befindet Euch wohl.»
    Rosamund lächelte, legte beide Hände auf ihren Leib. «Schwanger bin ich.»
    «Oh!» Die Landgräfin neigte den Kopf. «Unehelich? Oder warum sonst seid Ihr in diesem Haus?»
    «Nein, nein, ich bin verheiratet, bin nur aus purem Zufall hier, bin gepilgert, wollte Heilung erbitten für den meinen   …» Und schon sprudelte aus Rosamund alles heraus, was

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