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Das Mädchen und der Schwarze Tod

Das Mädchen und der Schwarze Tod

Titel: Das Mädchen und der Schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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gestorben sind – ich kannte jeden von ihnen! All diese plötzlichen Unfälle …« Sie holte tief Luft. »Ich glaube … ich glaube, dieser Pfeifer hat mich verflucht. Und ich habe diesen Fluch bereits zu den Oldesloes getragen – und wer weiß wohin noch.«
    Der Mann musterte die Kaufmannstochter. »Verflucht? Das heißt, du glaubst, dass dieser Flötenspieler etwas mit den Unfällen zu tun hat?«
    »Ich weiß nicht, Pater. Es muss ein Fluch gewesen sein. Immerhin starb von Kirchow noch in derselben Nacht! Wie sollte er sonst gewusst haben, dass ich ihm nicht gehorchen würde? Niemand konnte das wissen!«
    »Marike«, ermahnte Martin sie leise. »Woher weißt du, dass von Kirchow starb, weil du dem Flötenspieler nicht gehorcht hast? Hast du ihm nicht eher deshalb nicht gehorcht, weil von Kirchow starb?«
    Marike blinzelte verwirrt. »Macht das denn einen Unterschied?«
    »Einen großen, Marike. Denn du glaubst, dass der Tod Gunther von Kirchows deine Schuld ist«, stellte Martin sanft fest.
    Marike mied seinen Blick. »Ich weiß nicht. Vielleicht stimmt ja, was Lyseke sagt, dass er wegen unserer Sünden gestorben ist.« Sie wagte noch immer nicht, Martin anzusehen. »Da waren Zeichen – ein Krähenschwarm, der mir überallhin folgte – und das Bier war verdorben …«
    »Marike, rede nicht so einen Unsinn!«, fuhr der Priester sie an. »Ich dachte, ich hätte dich ermutigt, deinen Verstand zu benutzen, statt deiner Einbildungskraft mit so abergläubischem Geschwätz freien Lauf zu lassen! Es gibt sicher eine Erklärung für all das.« Erstaunt von der Heftigkeit dieser Worte schaute Marike auf.
    »Lass uns das noch einmal nüchtern betrachten, Marike«, lenkte der Priester dann ein. »Du vermutetest eine Intrige Lynows gegen deinen Vater. Daher bist du dem Schmied törichter Weise in den Rovershagen gefolgt und hast dort gesehen, wie er zwei Schurken traf. So weit richtig?«
    »Ja, so war es.«
    »Dann erkannte dich Lynow, und es kam zum Tumult. Du hast trotz der Gefahr deine Pflicht als guter Christenmensch getan und für Lynow gesprochen, und der Tumult wurde schließlich von einem der Schurken, nämlich dem Flötenspieler, ohne Gewalt aufgelöst. Dieser Pfeifer war es dann, der damit gedroht hat, die Menschen, die dir nahestünden, würden sterben, wenn du dich nicht um deine Angelegenheiten kümmerst. Korrekt?«
    »Wenn Ihr das alles so sagt, klingt alles ganz einfach …«
    »Aber so war es, ja?«
    »Ja.«
    »Nun sterben der Verlobte deiner Freundin Lyseke -«
    »Mit dem ich sie zusammengebracht habe …«
    »- sowie ein Bürgermeister …«
    »… den ich gut kannte.«
    »Und nun glaubst du, der Flötenspieler habe dich verflucht.«
    »Ja«, sagte Marike und hauchte dann: »Glaubt Ihr das denn auch?«
    Erst schwieg der alte Kaplan eine Weile lang und ließ seinen Blick über den kleinen Kapellhof schweifen. Er sah müde aus. »Ich glaube …«, sprach er dann gedehnt, »… ich glaube, dass Gunther von Kirchow sich einen ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht hat, sein Testament aufzusetzen.«
    Marikes Kopf schnellte hoch. Sie forschte in dem Blick des Priesters nach Humor. »Wie meint Ihr das, Pater?«
    Zögernd erläuterte der: »Ich meine, dass der Edelmann vielleicht … länger … gelebt hätte, wenn er nicht gerade einen Großteil seiner Güter der Blasiusbruderschaft hinterlassen hätte. Das Schriftstück ist noch am Morgen seines Todes durch einen Notar beglaubigt worden, wie ich gehört habe. Lyseke hätte als Eheweib auch ein gutes Teil erhalten, doch ihr Teil bleibt nun in der Familie.«
    Diese Nachricht musste Marike ihrerseits erst einmal verdauen. Doch sie passte ins Bild – denn Lynow war der Kopf der Blasiusbruderschaft. »Ihr wollt also sagen, dass Bernt Lynow...« Sie mochte sich dieses bösartige Verbrechen nicht einmal vorstellen.
    »Nein, das will ich ganz ausdrücklich nicht sagen, Marike«, betonte Pater Martin. »Niemand bei klarem Verstand würde zu diesem Zeitpunkt eine solche Anschuldigung machen, nicht wahr?« Er hob bedeutsam eine Augenbraue. »Noch wissen wir gar nichts über die Geschehnisse um Kirchows Tod. Aber wir haben auch keinerlei Anlass zu glauben, dass sein Tod mit dir zu tun hat.«
    »Und dann war Bürgermeister von Calvens Tod auch ein Unfall?«, hakte Marike nach. Irgendwie mochte sie das nicht glauben.
    Der Pater wiegte den Kopf hin und her. »Gibt es denn einen Grund, warum ihn jemand hätte töten sollen?«
    »Ich weiß nicht«, grübelte die Kaufmannstochter

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