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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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seine Verwandtschaft mit einigen bedeutenden Fürstenhäusern Europas. Mit sichtlichem Stolz und überaus gestelzt formulierten Erklärungen führte Ulrich die auswärtige Gästeschar von Fresko zu Fresko, und Sabina dachte nur, wie bescheiden sich das alles ausnahm im Vergleich zu ihrer eigenen Ahnengalerie und gewiss auch zu der etlicher hier anwesender Gäste.
    Zum ersten Eklat dann kam es nach dem Festbankett, anlässlich des Überreichens der Morgengabe. Bei diesem feierlichen Akt besaß Herzog Ulrich doch wahrhaftig die Unverfrorenheit, dem Braunschweiger lediglich dreitausend rheinische Gulden auf dem roten Samtkissen zu präsentieren. Dreitausend Gulden statt der in der Heiratsabrede vereinbarten zweiunddreißigtausend! Die fehlende Summa, erklärte er breit lächelnd, erhalte der verehrte Schwager, sobald seine Landstände das Geld freigäben. Der Braunschweiger begann zu toben, die Braut zu weinen, und Sabina war vor Entsetzen wie gelähmt. Was für ein Affront, und sie selbst hatte hiervon wieder einmal nicht das Geringste geahnt!
    Von diesem Augenblick an waren die Festtage überschattet durch die eisige Stimmung zwischen Gastgeber und Herzog Heinrich – fünf schier endlose Tage, an denen nichts geboten war außer Saufen und Fressen im Übermaße, wie es Sabina schien, und des Abends dann eine viel zu laute Hofkapelle, die zu einer alles andere als fröhlichen Tanzrunde aufspielte.
    Sabina war heilfroh, während der stundenlangen Mahlzeiten nicht an der Tafel ihres Gemahls sitzen zu müssen, sondern am Nebentisch inmitten ihres Frauenzimmers. Warf man nur einen Blick auf die grimmigen Gesichter des Herzogs und seines Schwagers, schien sich der ganze hübsche, vom Sonnenlicht durchflutete Festsaal schnurstracks zu verfinstern. Wen erstaunte es da, wenn sich nach und nach etliche der auswärtigen Gäste verabschiedeten, die einen enttäuscht über den faden Festablauf, die anderen verstimmt von den Zwistigkeiten zwischen Bräutigam und Gastgeber. Wahrscheinlich wäre auch Heinrich Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel liebend gern mit Braut und Gefolge abgereist, allerdings hatte er in seinem ersten Wutanfall vor versammelten Zeugen gebrüllt, er werde seine Braut nichteher heimführen, bis er die ausgehandelte Morgengabe in Händen halte. Und diesen Schwur wiederholte er fortan mit jedem Glas Wein lauter und fügte noch hinzu: «Und wenn ich bis zum Sankt Nimmerleinstag Ulrichs Vorräte leer saufen muss. Prosit!»
    So gotterbärmlich leid tat Sabina die junge Braut, die zunehmend grauer und elender im Gesicht wurde. Und bedauerlich fand Sabina dieses missglückte Fest auch für sich selbst. Dietrich Speth hatte sie noch nicht einmal ungestört sprechen können, während man an Ulrichs Seite auffallend häufig Ursula von Hutten, ehemals Thumbin, erblicken konnte. Von morgens bis abends war Speth mit irgendwelchen Aufgaben betraut, selbst seine Frau Margretha bekam ihn kaum zu Gesicht. Doch wenigstens hatte sich an Sabinas Frauentafel eine nette Runde versammelt. Neben Margretha waren dies vor allem Anne Vauttin, Reuchlins schöne junge Frau, und die alte Lioba.
     
    Ein einziges Mal nur wurde die recht triste Abfolge an Tagen auf erfreuliche Weise unterbrochen: Am Morgen des letzten Tages glitzerte die Welt draußen im schönsten Neuschnee, darüber spannte sich ein makellos blauer Himmel.
    «Eine Schlittenpartie müsste man bei diesem Wetter machen.» Sehnsüchtig blickte Sabina während des Morgenessens zum Fenster hin.
    «Da habt Ihr recht, Euer Liebden.» Margretha Spethin nickte. «Aber wie es aussieht, werden diese Festtage wahrhaftig zu Ende gehen ohne eine einzige Vergnügung.»
    «Einen Augenblick.» Sabina erhob sich und trat zu Ulrich an die Nachbartafel, an der wie üblich Grabesstille herrschte.
    «Verzeiht die Störung, Euer Lieb.» Sie setzte ein demütiges Lächeln auf. «Meine Freundinnen drüben am Damentischhaben eben darüber gesprochen, wie wunderbar doch an einem Tag wie heute eine Schlittenpartie wäre. Und Eure Schwester», sie sah zu Maria, und nun kam ihr Lächeln von Herzen, «könnte dabei Ihrem Gemahl die wunderschöne Umgebung zeigen.»
    «Dazu bleibt keine Zeit.» Der Herzog antwortete mit vollem Mund. «Die Rückkehr muss vorbereitet werden, und dann wollen mich auch noch die Herren Räte mit einer Außerordentlichen Audienz quälen.»
    «Bitte, Ulrich. Im kleinsten Kreis nur.» Maria legte ihrem Bruder die Hand auf den Arm. «Es wäre etwas ganz Besonderes.»
    Nun war für

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