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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Sabina der Augenblick gekommen, ihren Trumpf auszuspielen. «Ihr könntet Eure nagelneuen Rennschlitten vorführen.»
    «Nein.» Es war der Braunschweiger, der jetzt mit der flachen Hand auf den Tisch schlug, «Wir werden die Heimkehr unseres Hofstaates vorbereiten, gleich nach dem Essen. Maria und ich allerdings», jetzt wandte er sich mit bösem Grinsen an Ulrich, «werden bleiben, wie ich Euer Lieb versprochen habe. Und zwar so lange, bis ich den letzten Gulden in der Hand halte.»
    Ulrich winkte ab. «Bester Schwager, vergesst meinen Scherz von gestern. Selbstredend bekommt Ihr die vereinbarte Morgengabe. In drei Tagen habt Ihr die fehlende Summe, es ist alles vorbereitet.» Mit einer Miene, als bemerke er die erstaunten Gesichter rundum nicht, winkte er einen der Edelknaben heran. «Lauf rasch in den Marstall. Die drei neuen Schlitten sollen angespannt werden, drei Reitknechte dazu – wir wollen ausfahren. Meine Herren Ratgeber», jetzt kicherte er, «werden sich wohl ein paar Stündchen gedulden müssen mit ihrer wichtigen Audienz.»
    Eine Stunde später versammelte sich die kleine Gesellschaft im Schlosshof, Männer wie Frauen dick eingemummelt in Mäntel, Pelzkappen und fellgefütterte Handschuhe. Zu Sabinas Freude und Überraschung nahm auch der gelehrte Doctor Reuchlin, trotz fortgeschrittenen Alters und seiner ständigen Rückenschmerzen, an ihrer Ausfahrt teil. Seine hübsche Frau schien ihn tatsächlich jung zu halten.
    Die Rennschlitten waren allesamt Zweisitzer, mit einer Pritsche hinter der Bank, auf der der Kutscher halb stehend, halb sitzend das Pferd dirigierte. Wie bei solchen Ausfahrten üblich, wurde die Verteilung ausgelost, und Sabina war sich sicher, dass Ulrich beim Ziehen der Hölzchen geschummelt hatte: Bei seinem Schlitten fanden sich das Ehepaar von Hutten und er selbst ein.
    «Hänschen, du kutschierst», wies er den unglücklich Dreinschauenden an. «Und zwar flott, du bist schließlich mein Stallmeister.»
    Dann nahm er mit Ursula auf der Bank Platz, breitete sorgfältig die Felldecke über sich und seine Mitfahrerin und lachte erwartungsfroh. Wahrscheinlich liegt seine Hand bereits auf ihrem Schenkel, dachte Sabina böse. Auf den zweiten Schlitten verteilten sich Ulrichs Schwester Maria, Johannes Reuchlin und der Braunschweiger als Kutscher, sodass Sabina sich mit Margretha und Anne Vauttin zu dritt auf die Bank quetschen musste, während Dietrich Speth hinter ihnen die Zügel aufnahm.
    «Los geht’s», befahl Ulrich, «nehmen wir den Weg in Richtung Römerstein, der ist breit genug zum Überholen.»
    «Wenn Ihr ein Wettrennen wünscht – das könnt Ihr haben», knurrte der Braunschweiger und gab seinem Pferdchen die Peitsche.
    Hintereinander trabten sie zur Stadt hinaus, über den weißgepudertenFahrweg, lustig klingelten die Glöckchen an den Kummeten. Sabina, die in der Mitte saß, wandte sich nach hinten um, dabei berührte ihr Kopf Dietrichs Brust.
    «Bitte fahrt vorsichtig. Wir Frauen möchten eine Spazierfahrt und kein Wettrennen.»
    «Euer Wunsch ist mir Befehl.»
    «Außerdem   –» Jetzt sah Sabina die Gelegenheit gekommen, die Freunde über ihren Zustand aufzuklären. «Außerdem erwarte ich wieder ein Kind.»
    «Nein!» – «Ist das wahr?» – «Wann ist es denn so weit?»
    Alle riefen durcheinander.
    «Im Mai, so Gott will.» Jetzt endlich, in diesem kleinen Kreis, empfand Sabina ungetrübte Freude über ihre Schwangerschaft. «Und stellt Euch vor, ich habe geträumt, es würde ein Knabe.»
    Dietrich hatte bei dieser Neuigkeit sofort das Tempo gezügelt, Heinrich von Braunschweig zog in schnellem Trab an ihnen vorbei. Sabina hörte den Ritter mit rauer Stimme sagen:
    «Da wird der Herzog sicher glücklich sein.»
    Erneut wandte Sabina sich um, und ihre Blicke trafen sich. Dietrich lächelte zwar, doch in seinen dunkelblauen Augen stand Enttäuschung.
    «Und es freut mich für Euch.» In einer flüchtigen und zugleich zärtlichen Bewegung berührte er ihre Wange, dann richtete er sich wieder auf und sah nach vorn. Zum ersten Mal ließ Sabina den Gedanken zu, wie es wäre, an Margrethas Stelle zu sein, an der Seite dieses Mannes, der, das wusste sie plötzlich, mehr für sie empfand als ihr eigener Mann. Doch schon im selben Augenblick schämte sie sich gegenüber ihrer Nebensitzerin zutiefst für diesen Unsinn.
    «Was für eine herrliche Landschaft die Schwäbische Albdoch ist», rief sie bemüht munter. «So wild mit all diesen Schluchten und Felshängen. Und

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