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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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gefallen.» Er griff sie, zwängte sie vor sich auf den blanken Boden und schlug ihr das Hemd über dieHüften. Dann krallte er seine Arme um ihren Leib, dass ihr die Luft wegblieb. Sie roch seinen Weinbrandatem.
    «Einem Pferdchen gibt man die Sporen, wenn es nicht hören will!»
    Mit einem brutalen Stoß drang er in sie ein. Sie schrie auf. Bei jedem weiteren Stoß bohrten sich seine Sporen in ihre Waden.
    «Los, sprich mir nach: Du bist mein Herr, dir bin ich untertan!»
    «Du – bist – nein!» Sie schrie wieder auf vor Schmerz.
    «Weiter!»
    «Ich bin   –» Die Worte gingen in Schluchzen und Schreien unter.
    «So ist es schön.» Er stöhnte lauter, seine Stöße wurden schneller. «Weiter – immer weiter – ich bin dein Herr – aaah!»
    Seine Arme gaben sie frei, und sie fiel flach auf den Dielenboden. Jetzt wird er mich töten, dachte sie und schloss die Augen. Doch nichts geschah. Wie ein schwerer Mehlsack hing er über ihr, und plötzlich hörte sie leise seine Stimme, ein undeutliches Gemurmel wie im Fieberwahn, von dem sie nur die Hälfte verstand.
    «Warum nur – gegen mich, immer gegen mich – auch du, Hänschen, mein Freund – wollte doch nicht   –» Die Wortfetzen gingen in Schluchzen über. «Die kleine Bauernmetze mit ihren blonden Locken, ich muss sie finden – werde sie finden – alles zu Ende bringen – nein! Lasst mich doch endlich in Frieden!»
    Er verstummte, nicht einmal seine Atemzüge waren mehr zu hören. Durch das halbgeöffnete Fenster drang der Schrei einer Eule. Als Sabina im Morgengrauen den Kopf hob, waren Ulrich und der Hund verschwunden. Auf dem Boden schimmerten Blutflecken.
    Mit schmerzenden Gliedern raffte sie sich auf; jetzt erst sah sie das aufgerissene Fleisch an ihren Waden. Notdürftig verband sie sie mit den Streifen eines Leintuchs, dann schleppte sie sich zum Waschtisch. Aus dem Spiegel blickte ihr ein leichenblasses Gesicht entgegen, mit eingefallenen Wangen und rotunterlaufenen Augen. Das also war aus ihr geworden!
    Plötzlich fielen ihr die Kinder ein. So schnell sie nur konnte, humpelte sie auf ihren schmerzenden Beinen in die Nachbarkammer, wo die Jungfer gefesselt und geknebelt auf ihrem Bett lag. Diese elenden Wachmänner – wie hatte Ulrich sie nur zum Schweigen gebracht?
    «Bist du verletzt?»
    Sie befreite das Mädchen, dem nichts Ernsthaftes zugestoßen zu sein schien. «Rasch, lauf hinunter zu Herzog Heinrichs Gemächern und schau nach meinen Kindern. Du musst ihn wecken und sagen, was geschehen ist.»
    Dann hockte sie sich auf das Bett, zog die Knie an die Brust und umschlang sie mit den Armen. Die Angst pochte ihr gegen die Schläfen, während sie auf die Rückkehr der Kammerjungfer wartete. Die Minuten schienen sich zu einer Ewigkeit auszudehnen. Endlich war ihre Dienerin zurück.
    «Die Kinder schlafen. Und Herzog Ulrich ist fort. Aber Euer Hündchen liegt unten auf der Schwelle, tot und ganz verdreht, mit weißem Schaum vor dem Maul.» Die Worte der Jungfer waren kaum zu verstehen. «Das da steckte in seinem Halsband.»
    Sie reichte ihr einen Zettel:
Damit Du weißt, wie ernst es mir ist!,
stand darauf geschrieben.
    Ulrich hatte Fortunatus vergiftet!
     
    Von diesem Tag an wurde Sabina ihr kleines Uracher Paradies zur Hölle. Bei jedem Hufgetrappel im Hof packte sie dieAngst, Ulrich könnte zurück sein. Des Nachts quälten sie Albträume, bis sie schreiend erwachte: Mal rollte die schreckliche Wildschweintrophäe in ihre Kammer und begrub sie unter sich, mal stieg der tolle Heinrich von der Festung herab, mit irrem Blick und blutigem Dolch in der Faust. Nur von Ulrich selbst träumte sie nie.
    Sie wagte kaum noch, ihre Stube zu verlassen, auch die Kinder durften nicht mehr hinaus. Als dann auch noch Heinrich und Maria sich anschickten, nach Wolfenbüttel heimzukehren, da ein Bote doch noch die restliche Morgengabe überbracht hatte, packte die Angst sie erneut. Mit Sicherheit hatte Ulrich das Geld nur deshalb herausgerückt, damit Sabinas mächtiger Schutzherr endlich außer Landes verschwand. Wenn doch wenigstens Dietrich hier wäre! Zwar erhielt sie regelmäßig Nachricht von ihm, zwar hatte er einige wehrhafte Männer zu ihrem Schutz geschickt, doch er selbst war an Stuttgart gefesselt. Margretha war, einmal wieder, schwer erkrankt. So blieb Sabina nichts andres übrig, als auszuharren und zu beten, dass der neue Landtag eine Wende brächte und dass Ulrich nicht wieder hier auftauchte.
    Ein winziger Lichtblick tat sich auf, als im

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