Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
Vom Netzwerk:
Gnaden, werde ich mich zurückziehen. Es ist spät geworden.»
    «Wartet, lieber Thumb.» Auch von Nippenburg erhob sich. «Ich komme mit Euch.»
    Ulrich sah ihnen nach. «Der alte Thumb – immer gleich beleidigt. Aber lassen wir die leidigen Regimentsgeschäfte und vergnügen uns. Was ist, Westerstetten? Hat sich Euer Lautenist schon aufs Ohr gehauen? Er soll aufspielen.»
    Trotz des kleinen Zwischenfalls war Ulrich nach wie vor glänzender Stimmung. Und das lag ganz offensichtlich an der Rückkehr seines alten Gefährten Dietrich Speth. Ulrich konnte gar nicht aufhören, ihn zu umarmen und ihm auf die Schulter zu schlagen.
    «Jetzt lass ich dich nicht mehr so schnell gehen, mein Lieber. Dass du es grad weißt!» Man sah und hörte dem Herzogan, dass er nicht mehr ganz nüchtern war. Er tätschelte Sabinas Hand. «Sabina, wusstest du, dass unser lieber Dietrich seinen Ältesten nach mir benannt hat? Ulrich heißt er, und ich bin der Taufpate! Ist doch so, nicht wahr? Wann bringst du ihn wieder mal mit? Der Knabe ist doch alt genug, um zu reiten?»
    «Er ist elf geworden. Und ich bringe ihn das nächste Mal mit, versprochen.»
    «Weißt du was, mein lieber Dietrich – ich will dir einen Rat geben, unter Männern.»
    Der Herzog beugte sich dicht an Dietrichs Ohr und flüsterte so laut, dass es jeder am Tisch verstehen konnte. «Ich rate dir – halt dich zurück – du weißt schon – mit dem Kindermachen. Deine Frau – die ist dafür nicht geschaffen. Zu zart.»
    Er plumpste zurück auf den Stuhl. Sabina sah deutlich die Verlegenheit in Dietrichs Lächeln. Zu allem Überfluss stieß Ulrich sie jetzt auch noch in die Seite und kicherte: «Mein Erbtruchsess ist nämlich ein rechter Stier. Gib acht, dass du ihm nicht vor die Hörner läufst. Prosit!»
    Mit einem Hauch von Röte auf den Wangen sah Dietrich Sabina an und wandte sich dann wieder an Ulrich. «Wie geht es eigentlich Hänschen von Hutten?»
    «Vom Pferd gefallen! Der Ärmste kann kaum gehen. Sonst wär er hier. Unser Hänschen hat halt immer Pech.»
    «Aber doch wohl nicht beim Fräulein Ursula? Wie ich gehört hab, hat er ein ernsthaftes Aug auf sie geworfen.»
    Jetzt war es Ulrich, dessen Gesicht von flammender Röte überzogen wurde.
    «Was heißt da ernsthaft? Das Fräulein Ursula braucht einen ganz andern Kerl. Der Hans ziert sich ja wie eine verschreckte Jungfer. Dabei – ist es mit den Weibern nicht wie mit denRössern? Man sollt sich schon mal draufgeschwungen haben, um zu beurteilen, ob alles zusammenpasst. Doch statt sie einmal ordentlich durchzureiten, tätschelt unser Hänschen ihr nur ein wenig die Nüstern. Dieses Hasenherz!»
    Sabina glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. So pöbelhaft hatte sie ihren Gemahl noch nie daherreden hören. Wäre außer ihr nur noch eine einzige weitere Dame bei Tisch gesessen – er hätte es gewiss nicht gewagt, in diesem Tonfall über Frauen zu reden.
    Sie wandte sich an Dietrich: «So werdet Ihr also Stuttgart nicht so bald wieder verlassen?»
    «Das kommt darauf an. Unsere Kleine ist endgültig über dem Berg. Was Margretha betrifft, meine Frau: Sie hat sich erholt, doch ihre Konstitution ist nach wie vor schwach. Ich werde hier die wichtigsten Aufgaben erledigen und dann wieder auf mein Schloss zurückkehren. Aber zuvor, wenn Ihr erlaubt», er legte dem Herzog seine Hand auf den Arm, «würde ich liebend gerne mit Euch und der Fürstin ausreiten. Das hatte ich nämlich beim Hochzeitsfest versprochen. Vielleicht gleich morgen früh?»
    Ulrich schüttelte den Kopf. Seine Augen blickten plötzlich stumpf. «Macht das ohne mich, ihr beiden. Auf mich warten morgen dringende Geschäfte.»
     
    Zum ersten Mal seit langem war der Morgen kühl und der Himmel mit Wolken verhangen. Doch für den Ritter schien das kein Grund, den Ausritt zu verschieben. Zumindest besagte das das Billett, das der Läufer Sabina an den Frühstückstisch brachte: Schlag neun erwarte Dietrich Speth sie im Marstall.
    Sabina schalt sich blöde und kindisch, als sie dem Edelknaben hinüber zum Marstall folgte und dabei spürte, wie ihr Herzimmer schneller schlug. Dietrich wartete bereits im Innenhof, in schlichter Reitkleidung aus Leinwand. Statt eines Hutes trug er ein leichtes spanisches Barett, das schief auf seinem dichten dunklen Haar saß. Nur der mit Silberfäden durchwirkte Umhang und das edle Schwert verrieten seinen Stand. Ihm zur Seite humpelte am Krückstock Hans von Hutten.
    Die beiden verneigten sich. Mit glühenden Wangen

Weitere Kostenlose Bücher