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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Reuchlinsgeistreiche Posse vom Herrn und Knecht, die sich gegenseitig betrogen, bis der frechste Schelm vor Gericht siegte. Als sich die Komödianten endlich zurückziehen durften, wurde Gebäck und Wein aufgetragen, und so saß man im Hause des Hofrats noch lange in gemütlicher Runde beisammen.
    Bis auf wenige Ausnahmen hatten sich zu diesem Ereignis die tonangebenden Bürger der Stuttgarter Ehrbarkeit sowie alle wichtigen Köpfe des landesherrlichen Regiments versammelt. Zur Abendstunde allerdings kehrten nach und nach die meisten heim, obwohl der Hausherr eine fünfgängige Nachtmahlzeit versprochen hatte, und so waren jetzt nur noch zwei der Tafeln besetzt. Auch Reuchlin hatte sich zu Sabinas Bedauern entschuldigen lassen: Bei seiner Frau sei ein Katarrh im Anzug, der anwesende Hofarzt habe ihr dringend Bettruhe empfohlen.
    Nicht zum ersten Mal fiel Sabina auf, wie strikt getrennt hier in der Residenzstadt die Bürger einerseits und die Edelleute andrerseits auftraten. Das lag wohl daran, dass der Anteil der Bürgerlichen unter den Räten und Amtsinhabern, unter den Vögten und Bürgermeistern um einiges größer war als anderswo und mit jedem Jahr zunahm – ein Anlass für wachsenden Unmut unter den Edlen, die sich dann bei gesellschaftlichen Gelegenheiten wie heute in auffallender Weise distanzierten. Und gewiss nicht zu ihrem geringsten Verdruss pflegte sich ihr Herzog in aller Regel zu den Vertretern der bürgerlichen Ehrbarkeit zu setzen. Heute allerdings hatte er seinem Canzler, dem Rechtsgelehrten Gregor Lamparter, und den übrigen gelehrten Doctores den Rücken gekehrt, um an der Tafel der Edelleute Platz zu nehmen, mit Sabina zur Linken und Dietrich Speth zur ehrenvollen Rechten.
    Immer rascher leerte sich Krug um Krug, und Ulrich brachte die Rede auf den Schwäbischen Bund, der einst vonden schwäbischen Rittern und Reichsstädten als Trutzbund gegründet worden war, mit dem Kaiser als Schirmherrn.
    «Dieses Bündnis hat seinen Sinn doch längst verloren. Seit der Einrichtung der Reichskreise vor zehn Jahren, zur Sicherung des Landfriedens, braucht es den Bund nicht mehr. Viel zu teuer, nicht wahr, Lorcher?», brüllte er hinüber zu seinem Landschreiber am Nachbartisch. «Ihr wisst das doch am besten. Sagt meinen edlen Freunden und Beratern nur frei raus, was wir dieses Jahr wieder an Kontribution verbraten haben.»
    «Mit Verlaub, Euer Gnaden: Heuer haben wir die Zahlung verweigert, ganz wie Ihr es angewiesen hattet.»
    «Auch recht.» Der Herzog lachte schallend auf, und Sabina bemerkt, wie Dietrich Speth die Augenbrauen zusammenzog.
    Erbmarschall Conrad Thumb von Neuburg räusperte sich.
    «Als Mann von Verstand gebe ich Euch selbstredend recht. Als Landhofmeister möchte ich aber doch zu bedenken geben, dass mit dem Heer des Schwäbischen Bundes auch unserem Land jederzeit eine wirkungsvolle Waffe gegen ausländische Störenfriede zur Verfügung steht. Wir sollten dem Bund also nicht leichtfertig den Rücken kehren.»
    «Vor wem sollte ich denn Angst haben?» Ulrich lachte wieder. «Ihr habt wohl zu viel Uhlbacher geschluckt? Die einzige Bedrohung waren die Franken und die Baiern, und die sind jetzt selbst Mitglied. Dieses aufgeplusterte Bundesheer weiterhin zu unterstützen ist die reinste Verschwendung.»
    «Heißt das etwa», Erbschenk Philipp von Nippenburg sah seinen Herrn aus runden Augen an, «Ihr denkt über einen Austritt aus dem Schwäbischen Bund nach?»
    Ulrich grinste. «Was bietet mir denn dieser Bund mehrals sein völlig überteuertes Heer? Was habe ich gemein mit irgendwelchen schwäbischen Reichsstädten? Und bei Zwistigkeiten soll ich mir mein Recht im Bundestag suchen müssen? Wo dann meine eigenen Vasallen – verzeih, lieber Dietrich – über mich entscheiden wollen? Danke, nein! Wo bleibt da die fürstliche Libertät? Da begründe ich mir doch lieber mein eigenes Bündnissystem.» Er winkte den Mundschenk herbei. «Überhaupt – was für ein trefflicher Gedanke: Ein Fürstenbündnis mit, sagen wir mal, Baden und Sachsen an unserer Seite.»
    «Ihr meint das alles gewiss nicht im Ernst», sagte Dietrich Speth und legte die Hand über seinen Kelch, als der Schenk nachgießen wollte. «Das wäre in der Tat ein Affront gegen Seine Majestät, den Kaiser, der doch von Anbeginn Euer großherziger Gönner und Förderer war.»
    «Mehr als das», murmelte Thumb von Neuburg mit schwerer Zunge und erhob sich. «Das wäre nahezu eine Kriegserklärung. Wenn Ihr erlaubt, Euer Fürstlich

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