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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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einfach – ohne Dienerschaft – ohne Euren Gemahl   –»
    «Dann begleitet Ihr mich eben. Der Herzog ist in Tübingen, das wisst Ihr so gut wie ich.»
    Voller Vorfreude eilte sie am nächsten Morgen nach dem Frühgottesdienst noch einmal in ihre Kammer, um ein paar persönliche Dinge einzupacken. Schon am Vortag hatte sie einen der Edelknaben zu Pferd vorausgeschickt, um sie in Heidelberg anzukündigen. Als Gastgeschenk für ihre Schwester wählte sie ein Schultertuch mit einer ihrer schönsten Stickereien: eine singende Nachtigall auf einem mondbeschienenenZweig. Für den Schwager war bereits ein Fässchen Rotling vom Vorjahr aufgeladen. Dann ließ sie sich von der Kammerjungfer den warmen Reisemantel bringen, setzte sich ihre pelzgefütterte Kappe aufs hochgesteckte Haar und pfiff nach Fortunatus. Sie strahlte wie schon seit langem nicht mehr, als sie die Freitreppe zum Schlosshof hinunterstieg, ganz im Gegensatz zu den beiden Frauen zu ihrer Rechten und Linken. Lioba wirkte bedrückt, und das feiste Gesicht der Westerstetten war zu einer Maske erstarrt.
    Im Burghof stellte sich ihnen der Hofmeister des Frauenzimmers in den Weg.
    «Ich bitt Euch, allerdurchlauchtigste Fürstin: Fahrt nicht.» Er warf seiner Frau einen unsicheren Blick zu. «Ihr beschwört damit nur ein neuerliches Unwetter herauf.»
    «Lasst mich, Westerstetten. Wer sollte etwas dagegen haben, wenn ich meine liebe Schwester besuche?»
    «Der Herzog. Mit Sicherheit.»
    Sabina lachte bitter. «Bin ich etwa eine Gefangene meines eigenen Hofes? Und jetzt geht mir aus dem Weg.»
    Dietegen von Westerstetten zuckte die Schultern, dann trat er wortlos zur Seite. Eilig überquerte Sabina den Hof. Vor dem äußeren Burgtor wartete reisefertig die Kutsche auf sie, und an deren Schlag stand niemand anderes als – Ulrich.
    Sie unterdrückte einen Schreckensschrei und blieb stehen. Auch Ulrich rührte sich nicht. Breitbeinig, mit verschränkten Armen, wartete er vor der Kutsche. Trotz der Morgenkühle hingen seine Locken schweißnass in die Stirn, sein Mund war nur noch ein Strich, die Augen glühten. Westerstetten, du falsche Schlange, dachte Sabina.
    «Da bin ich ja gerade noch zur rechten Zeit gekommen», zischte Ulrich. «Komm nur näher, herzliebes Weib. Ihr andern verschwindet, bevor ich euch Beine mache.»
    Frau von Westerstetten und der Gepäckträger machten auf dem Absatz kehrt. Lioba zögerte.
    «Bist du taub, Alte? Verschwinde, oder ich lass dich in den Turm sperren.»
    Als Sabina ihr zunickte, drehte sich auch Lioba um und verschwand im Schatten des Torbogens.
    «Und nun zu dir, Sabina. Komm gefälligst her, wenn ich mit dir rede.»
    Seine Stimme klang mit einem Mal ganz ruhig. Sie trat näher, und er packte ihr Handgelenk.
    «Was hast du dir dabei gedacht?»
    «Wie meint Ihr das?»
    «Frag nicht so impertinent. Wie kannst du es wagen, dich still und heimlich davonzumachen, ohne meine ausdrückliche Zustimmung? Wolltest mich wohl wieder lächerlich machen in der Fürstenriege?»
    «Von heimlich kann ja wohl keine Rede sein, wie Ihr eben gesehen habt», gab sie patzig zurück. «Und mit Euch hat meine Reise nichts zu schaffen. Ich will nur meine Schwester wiedersehen, nach so langer Zeit.»
    «Und da konnte mein Täubchen nicht warten, bis ich aus Tübingen zurück bin? So schickt sich das aber nicht für das Weib des Herzogs von Wirtemberg.» Der Druck auf ihr Handgelenk verstärkte sich.
    «Lasst mich los. Ihr tut mir weh.»
    Ulrich schob sein Gesicht ganz nah an das Ihre. «Du wirst lernen, dass man mich nicht übergeht bei wichtigen Entscheidungen. Niemand, auch du nicht, du hoffärtige Wittelsbacherin. Und jetzt komm mit.»
    Statt zum Burgschloss zog er sie hinter sich her in Richtung Wirtschaftsgebäude, vorbei an Brunnenhaus und Kapelle, hin zu den Schuppen und Stallungen. Sie spürte, wie die Blickeder Knechte und Mägde an ihnen klebten, als sie ins Halbdunkel der Stallungen stolperte.
    «Was soll das? Lasst mich sofort los.»
    Ulrichs Linke presste sich wie eine Eisenklammer um ihr Handgelenk. Mit der Rechten öffnete er einen Verschlag neben dem Schweinekoben. Er stieß sie so grob hinein, dass sie mit einem unterdrückten Aufschrei zu Boden stürzte, und sagte:
    «Morgen früh lass ich dich holen. Dann werden wir sehen, ob du dazugelernt hast. Vielleicht weißt du dann, was sich schickt.»
    Krachend ließ er die Tür zufallen. Sabina hörte, wie der schwere Riegel einrastete.
    «Ich rate dir», hörte sie dumpf seine Stimme, «nutz

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