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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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die Zeit und denk nach. Und falls nicht, lass ich dich bis zu deinem Lebensende im Keller einmauern.»
    «Du Bestie», schrie sie. «Du elender Hundsfott! Was bildest du dir ein? Nichts andres als der Sohn eines eingesperrten Grafen bist du, zum Herzog gemacht nur durch meinen kaiserlichen Oheim!»
    Dann barg sie ihren Kopf zwischen den Armen und weinte.
     
    Sie hätte nicht sagen können, wie lange sie auf dem kalten Boden gehockt war, als sie sich mühsam erhob. Ihre Beine waren taub, und sie fror. Bis auf das Grunzen der Schweine nebenan war es still. Der Gestank begann unerträglich zu werden. Sie war plötzlich unsagbar müde.
    «Herr im Himmel», flüsterte sie, «womit habe ich das verdient?»
    Mit bloßen Händen zerrte sie büschelweise Stroh aus einer Ecke und verteilte es auf dem Boden. Ihre Augen hatten sichinzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, der schwache Lichtschein unter der Tür ließ sie die Umrisse ihres Gefängnisses wenigstens schemenhaft erkennen. Neben dem Strohhaufen lehnte altes Gerümpel an der Wand, davor bot der Boden nicht einmal so viel Raum, dass sie sich hätte ausstrecken können.
    Sie schrie auf. Ein dunkles Etwas huschte zwischen ihren Händen hindurch und quetschte sich unter der Tür nach draußen. Ratten! Sie begann zu zittern, vor Angst, vor Kälte, vor Wut. Alles hätte sie jetzt diesem Scheusal versprochen, hätte er sie nur herausgelassen aus ihrem Loch. Doch Ulrich kam nicht.
    Irgendwann hörte sie das Stalltor knarren, dann Schritte, die alsbald im ohrenbetäubenden Gequieke der Schweine untergingen. Das war sicher eine der Mägde, die den Tieren Küchenabfälle brachte. Demnach musste es bereits gegen Abend gehen.
    «Ist da jemand?», rief sie mit vor Verzweiflung schriller Stimme. «Heda! Lass mich sofort raus hier! Ich bin die Herzogin! Bei allen Heiligen – lass mich raus.»
    Doch als das Geschrei der Schweine in gieriges Schlabbern und Schmatzen überging, hörte sie nur noch das Tor ins Schloss fallen. Derjenige, der hier gewesen war, hatte sie kalten Herzens ihrem Schicksal überlassen. Alles deutete darauf hin, dass Ulrich seine Drohung wahr machte: Sie würde die Nacht in diesem erbärmlichen Verschlag zubringen müssen.
    Hätten ihre Eltern dieser Verbindung zugestimmt, wenn sie auch nur geahnt hätten, was sie erleiden musste? Gewiss, sie war erzogen worden in der Einsicht, dass Macht und Ansehen eines Fürstenhauses bei jeder Eheschließung im Vordergrund standen, dass jegliche Neigung und Sympathie zurückzutreten hatten vor den Interessen des Landesund des Herrscherhauses. Aber durfte eine Ehe so zur Hölle werden?
    Sie dachte an ihren Oheim, Kaiser Maximilian. Ihm rollten schon die Tränen, wenn man seine verstorbene Gemahlin Maria von Burgund auch nur erwähnte – so viel Liebe und Glück hatte er erfahren in seiner Ehe. Hatte er nicht sogar einen berühmten Nekromanten aufgesucht mit der flehentlichen Bitte, Maria wieder ins Leben zurückzurufen?
    Es gab sie also, diese leidenschaftliche Liebe zwischen Mann und Frau, auch in den Herrscherhäusern! Bis hin zum tödlichen Wahn, wie sie es von Johanna von Kastilien wusste. Die hatte, so ging das Gerücht, ihren Philipp, des Kaisers Sohn, in rasender Eifersucht vergiftet, um anschließend dem Irrsinn zu verfallen. Vor fünf Jahren war das gewesen, im fernen Burgos, und seither zog sie mit dem einbalsamierten Leichnam ihres geliebten Ehegefährten kreuz und quer durch Europa, immer des Nachts, immer in der Furcht, ihr Geliebter könne gestohlen werden, zugleich in der verzweifelten Hoffnung, er würde wiederauferstehen.
    Nicht weniger tragisch hatte ihr Wittelsbacher Großvater die Liebe erfahren, mit Agnes Bernauerin, jener Augsburger Badstubenschönheit, die er gegen den Willen des Vaters geheiratet hatte. Als sich die Bernauerin weigerte, ihre Ehe mit dem bairischen Erbprinzen zu lösen, war sie in einem Sack in der Donau ertränkt worden!
    Mochte hier auch das Schicksal allzu grausam mitgespielt haben – ihr selbst waren mit Ulrich nicht einmal Freundschaft und gegenseitige Achtung vergönnt.
    Sie schrak aus ihren Gedanken, als erst eine Tür, dann trippelnde Schritte zu hören waren.
    «Herrin?», flüsterte eine hohe Stimme.
    «Seid Ihr das, Swinhardus?»
    «Ich bringe Euch eine Decke, Herrin. Und etwas zu trinken.»
    Unter dem Spalt schob sich langsam ein dickes Stück Stoff hindurch. Dann folgte ein Beutel mit Wasser.
    «Habt Dank.» Sie vermochte kaum zu sprechen, so sehr schämte sie sich vor dem

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