Das Mädchen vom Amazonas: Meine Kindheit bei den Aparai-Wajana-Indianern
Investitionen mit dauerhafter Verzinsung und der Aussicht auf eine nachhaltige Entwicklung, und das für alle Beteiligten? Wofür werden wir uns entscheiden?
Großvater Araiba hätte keine Sekunde mit der Antwort gezögert.
Menschen wie ihm widme ich dieses Buch.
Anhang
Araiba, mein Lebensberater
Über die Aparai-Wajana
Einst war ganz Amerika von Indianern besiedelt. Schätzungen zufolge lebten vor Kolumbus 30 bis 75 Millionen Menschen auf dem amerikanischen Kontinent. Über 2000 Sprachen wurden gesprochen und der gesamte Kontinent war von Handelsnetzen überzogen. Dabei entwickelten die Ureinwohner von Nord- über Mittel- bis nach Südamerika die unterschiedlichsten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen und passten sich jeweils den Bedingungen ihrer neuen Umwelt an. Die meisten lebten als nomadische Wildbeuter, Fischer, Jäger und Sammler und später auch zunehmend als sesshafte Ackerbauern. In einigen Gebieten entwickelten sich sogar urbane Kulturen mit Städten von mehreren tausend Einwohnern. Viele unserer heutigen Lebensmittel haben wir übrigens den Indianern zu verdanken: Die indigenen Völker von Südamerika bis weit in den Norden des Kontinents begannen um ca. 7000 v. Chr. Pflanzen wie Mais, Kürbis und Kartoffeln zu züchten, was die Landschaft vermutlich in einem viel stärkeren Ausmaß veränderte als bislang angenommen.
Die Aparai-Wajana (Wayana) im Norden Amazoniens gehören der Sprache nach zu den (Nord-)Kariben, die einst zu den verbreitetsten Völkern der neuen Welt zählten. Die Eroberung Amerikas durch die Spanier und Portugiesen bereitete ihrem Wirken ein grausames Ende; die verheerenden Folgen der Kolonisierung des südamerikanischen Kontinents wirken bis heute bei seinen Ureinwohnern nach.
Während der Botaniker Jean Baptiste Le Blond 1788 die Bevölkerung der Aparai-Wajana noch auf 4000 schätzte, kam der Geograf und Südamerikaforscher Henri Coudreau Ende des 1 9 . Jahrhunderts nur noch auf 1500 Bewohner, verteilt auf 35 Dörfer, in denen um die 25 bis 30 Einwohner lebten. Anfang des 20 . Jahrhunderts hatte sich die Bevölkerungszahl noch weiter reduziert. Der Kartograf und Anthropologe Claudius Henricus De Goeje bezifferte die Population der Aparai-Wajana auf maximal 1000 ; 600 davon lebten in Brasilien, 300 in Surinam und 100 in Guayana.
Als Manfred Rauschert (der Vater der Autorin) im Rahmen seiner Forschungen auch die Siedlungsgebiete der Aparai-Wajana untersuchte, war die Zahl um weitere 30 0 gesunken. Seit den 1980 er Jahren ist wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Aktuellen Schätzungen zufolge leben heute rund 1400 bis 1600 Aparai-Wajana über drei Landesgrenzen hinweg verstreut in kleineren Gruppierungen. Im Grenzgebiet von Brasilien (am östlichen Rio Paru im Bundesstaat Pará), in Surinam (am Rio Tapanahoni und am Rio Paloemeu) sowie zunehmend in Französisch-Guayana (am oberen Rio Maroni und an dessen Zuflüssen Rio Tampok und Rio Marouini).
Die Aparai-Wajana sind ein halbsesshaftes Volk, entsprechend häufig sind sie unterwegs, um freundschaftliche Kontakte zu ihren Nachbarn und Verwandten zu pflegen oder um Handel unter ihresgleichen zu betreiben, was eine verlässliche Volkszählung nahezu unmöglich macht, da sie manchmal wochen-, wenn nicht monatelang unterwegs sind. Obwohl die Aparai-Wajana (andere Schreibweisen: Apalai, Wayana) gemeinhin als ein Volk betrachtet werden, handelt es sich ursprünglich um einen Zusammenschluss von zwei unterschiedlichen Stämmen, die wiederum aus mehreren kleineren Untergruppierungen hervorgegangen sind. Zu ersten Mischehen zwischen Aparai und Wajana kam es vermutlich erst im 18 . Jahrhundert.
Heute leben die Aparai zum Großteil auf brasilianischem Gebiet, während sich die Wajana überwiegend in Französisch-Guayana und in Surinam niedergelassen haben. In Brasilien verteilen sich die Aparai und Wajana auf etwa 16 Dörfer, die sich hauptsächlich am oberen und mittleren Lauf des Rio Paru innerhalb zweier Indianerschutzgebiete befinden - dem »P arque Indigena do Tumucumaque« und der »T erra Indigena Rio Pau D’Este«. In diesen Schutzgebieten leben neben zahlreichen anderen ethnischen Gruppen auch die Tirio und die Wajapi.
Die Aparai-Wajana betrachten sich inzwischen zwar überwiegend als »g emischt«, dennoch wird Wert auf die jeweils eigene Abstammung gelegt. Ist die Mutter eines Kindes eine Wajana und der Vater ein Aparai, wird der Sprössling eher als erste Sprache Aparai lernen, Wajana als
Weitere Kostenlose Bücher