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Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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regungslos
ein Mädchen.
Mike blinzelte.
Das Bild blieb. Vor ihm befand sich ein fast zwei Meter langer, gläserner Sarg auf einem schwarzen Basaltblock, in dem eine schlanke, blondhaarige Mädchengestalt lag.
Langsam, mit klopfendem Herzen und weichen Knien,
ging Mike weiter und blieb
einen Schritt vor dem
Sarg stehen. Er sah noch immer ein bewegungslos daliegendes Mädchen von dreizehn oder vierzehn Jahren, in einem schlichten, weißen Gewand mit gelocktem blondem Haar und einem bleichen Gesicht.
Und offensichtlich war sie tot. Sie atmete nicht.
Was hatte er erwartet? Wahrscheinlich war seit Hunderten, vermutlich sogar Tausenden von Jahren niemand mehr in dieser Kuppel gewesen. Sein erster Eindruck hatte ihn nicht getrogen: Der gläserne Kasten
war ein Sarg, in dem
Mike begriff erst mit einiger Verspätung, wen er da
überhaupt vor sich hatte, und diese Einsicht traf ihn
mit voller Wucht.
Wenn diese Kuppel von den Bewohnern des untergegangenen Reiches gebaut worden war, dann stand er
einem Mädchen aus Atlantis gegenüber, das hier zur
letzten Ruhe gebettet worden war!
Der Gedanke erfüllte Mike mit einer tiefen Trauer. Er
trat dichter an den Sarg heran und betrachtete das Gesicht des Mädchens genauer. Ja, sie war eine Schönheit gewesen, als sie noch gelebt hatte. Ihr Gesicht
schien aus feinstem weißem Porzellan modelliert zu
sein, und das Haar, das ihren Kopf und die Schultern
wie ein goldener Schleier umgab, mußte ihr etwas Engelsgleiches verliehen haben. Ihre Züge waren fremdartig, aber trotzdem weich und edel.
Plötzlich hatte Mike das sichere Gefühl, daß er nicht
mehr allein war, und wandte sich um. Aber es waren
nicht Trautman oder der Sikh, die unbemerkt hinter
ihm die Kammer betreten hatten ...
Mike wich mit einem hellen Schrei zurück, hob entsetzt die Arme vor das Gesicht - und war die nächsten Sekunden vollauf damit beschäftigt, sich unbeschreiblich blöd vorzukommen.
Hinter ihm stand kein Ungeheuer. Kein Monster, das
gekommen war, um seine tote Herrin zu beschützen
und den Eindringling anzugreifen. Nein, was Mike
schier zu Tode erschrocken hatte, war nichts anderes
als eine ganz normale, langhaarige schwarze Katze.
Mike lachte befreit, nannte sich in Gedanken einen
Narren und ließ sich automatisch in die Hocke sinken
und streckte die Hand aus, um die Katze zu streicheln, die
Katze?
Hier?
Zweihundert Meter unter dem Meeresspiegel? In einer
hermetisch verschlossenen Kuppel, die mindestens
fünftausend Jahre alt war??!
    Mikes Unterkiefer klappte vor Verblüffung herab. Er
starrte das Tier an, das nur noch ein Auge hatte und
sehr zutraulich war, denn als Mike keine Anstalten
machte, seine Bewegung zu Ende zu führen, kam es
herangetrippelt, stellte grüßend den Schwanz auf und
rieb sich schnurrend an seiner Handfläche.
Mike zog fast erschrocken die Hand zurück. Wo um
alles in der Welt kam diese Katze hierher? Sein Herz
klopfte. Irgend etwas stimmte hier nicht. Die Katze
legte den Kopf schräg, musterte ihn aus ihrem einzigen, bernsteingelben Auge und miaute laut, als hätte
sie seine Gedanken gelesen und versuchte ihn zu beruhigen. Mike seinerseits betrachtete sie genauer aber es blieb dabei: Was er sah, war eine schwarze
Angorakatze, nicht mehr und nicht weniger. Sie war
erstaunlich groß, und ein einziger Blick auf ihre Zähne und ihre Krallen überzeugte Mike davon, daß er
sich vielleicht besser nicht mir ihr anlegte, aber es
blieb trotzdem eine Katze. Punktum.
Eine Katze, die sich noch dazu äußerst einsam zu
fühlen schien, denn als Mike sich beharrlich weigerte,
sie zu streicheln, sprang sie mit einem Satz auf seine
Knie, stellte sich auf die Hinterbeine und versetzte
ihm mit dem Kopf einen Stoß unter das Kinn, der
Mike beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht hätte.
Mike fand leise lachend seine Balance wieder und
strich dem Tier mit der linken Hand über den Kopf.
Die Katze schnurrte lauter. Mike nahm sie behutsam
auf beide Arme, stand auf und drehte sich wieder zu
dem Sarg herum.
Mike musterte nun die Konstruktion genauer. Der
Sarg bestand gänzlich aus Glas, aber an seiner Oberseite ragte eine schmale Metallzunge heraus, in der
sich eine Anzahl winziger, mattgrüner Lichter und
zwei Schalter mit fremdartiger Beschriftung befanden.
    Es gab einige drehbare Verschlüsse, mit denen der
Deckel befestigt war. Er zögerte einen Moment, dann
griff er danach. Die Handschuhe behinderten ihn, so
daß er die Katze behutsam auf der Oberseite des Glassarges absetzte und die Handschuhe dann

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